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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Friedrichshagen war ausgeschildert. Nach einer Weile erkannte ich ein Schild: Bruno-Wille-Straße. Wir blieben auf dem Müggelseedamm. Ich erinnerte mich, in der Zeitung gelesen zu haben, dass diese Straße erst seit ein paar Tagen so hieß. Wir fuhren durch Friedrichshagen und nahmen den Weg Richtung Erkner. In Erkner ging es Richtung Zeuthen und Königs Wusterhausen. Südlich von Königs Wusterhausen lag ein See, an dem ich vor vielen Jahren vergeblich versucht hatte, das Angeln zu lernen. Der See lag an einem Wald. Ich sagte kein Wort, bis wir am See waren, dann befahl ich Engert, in einen schmalen Waldweg hineinzufahren. Auf einer Lichtung ließ ich ihn anhalten.
    »Aussteigen und Hände hoch!«
    Er stieg langsam aus und hob die Hände.
    Ich schaute mich um, bis ich einen geeigneten Platz fand. Am Rand der Lichtung stand eine Buche. Ich befahl Engert, sich auf den Bauch zu legen und durchsuchte den Kofferraum des Autos. Ich fand ein Abschleppseil. Mit dem Seil band ich Engert an die Buche. Ich zog die Knoten an Händen und Fußgelenken an, bis er vor Schmerz aufschrie. Was sollte ich mit ihm tun, verdammt?
    »Plack war bei Olendorff nach dem Krieg.« Ich ließ es klingen wie eine Feststellung.
    Er nickte.
    »Warum?«
    »Weiß nicht.«
    Auf seiner Hose wuchs ein Fleck. »Ein richtiger Held«, sagte ich.
    Er starrte mich an. Ich glaubte, Todesangst in seinen Augen zu erkennen.
    »Ich gebe Ihnen eine Chance, wenn Sie auspacken«, sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie die Chance aussehen könnte.
    »Fragen Sie Koletzke, er ist Dr. Olendorffs rechte Hand. Er kennt auch Plack. Ich bin nur ein kleiner Fisch.«
    »Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, mich zu beschatten?« Ich kannte die Antwort, bevor ich fragte.
    »Der Doktor.«
    »Olendorff?«
    Er nickte.
    »Und was sollten Sie tun?«
    »Ihnen folgen und notieren, wo Sie hingehen.«
    »Seit wann?«
    »Seit heute.«
    »Und der Befehl, mich zu verprügeln, stammte auch von Olendorff.«
    Er nickte. Ich sah den Schweiß in seinem Gesicht.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    Er nickte. »Sie waren Kriminalkommissar.«
    »Die Betonung liegt auf >war<. Heute bin ich jemand, der verfolgt wird von solchen Ganoven wie Ihnen und diesem Olendorff. Wissen Sie, was das heißt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dass ich mich verteidigen muss.«
    Seine Augen fragten etwas.
    Dann fiel mir eine Frage ein: »Kennen Sie einen Hermann York alias Alexander?«
    Er starrte mich an.
    »Das ist der Verwalter des Motorboot-Klubs Oberspree, dessen Präsident Ihr feiner Herr Doktor ist. Schon vergessen?«
    Er schien mit sich zu kämpfen. Ich konnte es mir vorstellen. Der eine Engert sagte: Gib auf, pack aus, dann überlebst du vielleicht. Der andere Engert sagte: Es ist vorbei, du stirbst so oder so.
    »Sie kennen gewiss diese menschenfreundliche Einrichtung namens Feme.«
    Ich bildete mir ein, ein Nicken gesehen zu haben. »Ich bin mir fast sicher, Sie kennen nicht nur das Wort. Ich weiß, wie die Opfer aussehen, zum Beispiel an einen Baum gefesselt mit einer Kugel im Kopf. Oder vorher gefoltert, da fiele mir auch einiges ein. Ich habe unsere letzte Begegnung im Keller nicht vergessen. Warum sollen Sie nicht an meinen Überlegungen teilnehmen? Vielleicht fällt Ihnen ja was Kluges ein dazu? Was halten Sie von dem Vorschlag: Sie sagen alles, was Sie wissen, wir schreiben das auf und verzieren es mit Ihrer Unterschrift. Das hätte den Vorteil, dass ich Sie nicht erschießen müsste, von Folter und solchen schrecklichen Dingen ganz zu schweigen. Es hätte den Nachteil, dass Ihnen danach die eigenen Leute an die Gurgel wollen. Immerhin, Sie hätten einen Vorsprung.«
    »Koletzke weiß, wer Alexander ist.«
    »Sie sind ja ein sprudelnder Quell der Neuigkeiten. Und was hat Koletzke mit Alexander zu tun?«
    »Die kennen sich seit dem Krieg. Waren im Osten.«
    Er war ein kleines Licht, ich musste an Koletzke oder, besser noch, an Olendorff rankommen. »Auch nach dem Krieg?«
    »Was?«
    »Waren Koletzke und Alexander auch nach dem Krieg im Osten?«
    »Die waren in einem Freikorps.«
    »Wie hieß das?«
    »Weiß nicht.«
    »Sie lügen!«
    »Nein.« »Kennen Sie den Motorboot-Klub Oberspree genauer?«
    »Nein.«
    »Sie sind nicht Mitglied?«
    »Da wird so jemand wie ich nicht Mitglied. Nur bessere Leute.«
    »Haben Sie das Gelände oder Haus des Klubs jemals betreten?«
    »Zwei-, dreimal, wenn ich Koletzke als Fahrer von Dr. Olendorff vertreten musste.«
    »Haben Sie einmal Röhm dort gesehen?«
    Er schüttelte den

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