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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Ich redete mir Mut ein, zündete mir eine Zigarette an und fuhr nach Hause. Unterwegs wurde mir klar, ich war ein Verbrecher geworden. Erst überfiel ich einen Oberreichsanwalt und befreite Gefangene aus der Untersuchungshaft. Jetzt hatte ich einen Menschen erschossen, und niemand würde glauben, ich hätte mich wehren müssen. Aber es war gut, dass Engert tot war.
    Ich parkte den Wagen in einer Seitenstraße in der Nähe meiner Wohnung. Den Rest des Wegs lief ich. An der Ecke zur Zinzendorfstraße blieb ich eine Weile in Deckung und beobachtete, was sich vor dem Haus tat. Ein NAG fuhr langsam vorbei, darin zwei Männer. Sie beachteten das Haus nicht, das Auto verschwand. Die Pferdedroschke einer Brauerei zuckelte die Straße entlang, Fußgänger eilten irgendwohin. Die Luft war rein. Wenn sie nicht schon in meiner Wohnung auf mich warteten.
    Ich unterdrückte die Angst, sie konnten es noch nicht wissen, selbst wenn das Auto im See schon gefunden war. So leise wie möglich stieg ich die Treppen hoch und hoffte, Fräulein Wiese würde mich nicht hören und in ein Gespräch verwickeln. Das Schloss der Wohnungstür schien unbeschädigt, ich öffnete die Tür und blickte in den Gang hinein. Nichts, was mir auffiel. Doch, ein fremder Geruch, ganz leicht nur. Meine Pistole lag in Engerts Hand, eine zweite hatte ich nicht in der Wohnung. Ich überlegte ein paar Sekunden, ob ich fliehen sollte. Die Polizei konnte es nicht sein. Auch Olendorff konnte nicht wissen, was passiert war. Der Geruch war verschwunden.
    Ich schlich mich in den Flur und schloss die Tür. Als ich auf der Höhe des Telefons war, hörte ich ein Schleifgeräusch in der Küche. Ich öffnete die Kommodenschublade Millimeter für Millimeter und nahm vorsichtig den Hammer heraus. Den Hammer schlagbereit in der Hand, schlich ich zur Küchentür.
    Ich linste um die Ecke, da stand ein Mann und schaute aus dem Fenster. Schritt für Schritt kam ich ihm näher.
    »Tun Sie das besser nicht, Herr Soetting«, sagte er freundlich.
    »Aschbühler!« brüllte ich. »Was machen Sie in meiner Wohnung?«
    »Ich warte auf Sie, Herr Soetting.«
    »Sie sind eingebrochen.«
    »Wollen Sie, dass jeder mitkriegt, wie ich vor der Tür auf Sie warte?«
    »Ich will, dass Sie mich in Ruhe lassen. Nachher sperren die mich ein, weil Sie mir nachgestellt haben.«
    »Ich schätze, wenn Sie eingesperrt werden, dann wegen etwas anderem.«
    Was wusste er? Er konnte unmöglich wissen, dass ich Engert umgebracht hatte. »Hauen Sie ab!«
    »Ich überbringe Grüße einer gemeinsamen Freundin.«
    Ich antwortete nicht. Dann sagte ich: »Ich kann Ihnen nicht trauen, Aschbühler. Sie sind ein Franzose und vor allem ein Spion. Seien Sie froh, dass ich Sie nicht verraten habe.«
    »Danke«, sagte Aschbühler trocken. »Vielen Dank!«
    Ich schaute ihn wütend an. Aus irgendeinem verdammten Grund schien er mir überlegen. Was war es? Ich legte den Hammer auf den Tisch und setzte mich.
    »Sind Sie in Schwierigkeiten?« fragte Aschbühler. »Was ist passiert?«
    »Nur ein Kratzer«, sagte ich.
    »Das sieht man.«
    »Blöde Frage, ich bin seit Monaten in Schwulitäten. Nicht zuletzt, weil Sie mir hinterherlaufen wie ein Dackel.«
    »Ein schönes Bild«, sagte Aschbühler. »Sie hätten Dichter werden sollen.«
    Ich tippte mir an die Stirn.
    »Was machen Sie denn so, seit Sie den Dienst quittiert haben?«
    »Ich gehe spazieren, von morgens bis abends.«
    »Das ist sehr gesund. Mein Arzt sagt immer, frische Luft ersetzt den Arzneischrank.«
    »Da haben Sie ja einen klugen Arzt.«
    »Stimmt. Aber lassen Sie uns über etwas anderes parlieren. Sie sind erzürnt auf die Polizei oder auf deren neuen Chef oder auf beides. Und ich wollte Ihnen vorschlagen, ziehen Sie doch ins Elsass. Da hätte Ihr Ärger ein Ende, und da wartet jemand auf Sie. Sie werden vielleicht einwenden, es gebe Formalitäten und überhaupt, einfach so nach Alsace, als Deutscher, die französischen Behörden sind ja nicht gerade, wie soll man sagen, als besonders offenherzig verschrien gegenüber Deutschen. Das stimmt leider, unsere Beamten sind nachtragend. Aber sie können auch dankbar sein. Wenn Sie uns einen kleinen Dienst erweisen, erweisen wir Ihnen einen großen.«
    »Gehen Sie zum Teufel!«
    »Sie wissen ja noch nicht einmal, um was wir Sie bitten wollen.«
    »Ich will es nicht wissen. Ich habe keine Lust, von zwei kräftigen Kerlen auf eine Holzbank in Plötzensee gelegt zu werden.«
    »So schlimm ist es nicht.«
    »Was, dass einem der

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