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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Als ich davor stand, betrachtete ich das Schloss. Es war ein Sicherheitsschloss, diese Tür kriegte ich nur mit Gewalt auf. Ein Einbruch würde aber sofort entdeckt. Ich fluchte leise vor mich hin, während ich meinen Spaziergang fortsetzte. Nach einer Runde ums Karree setzte ich mich wieder ins Auto.
    Am späten Nachmittag kehrte der Maybach zurück. Koletzke stieg aus und öffnete das Garagentor, er fuhr den Wagen hinein und schloss das Tor von außen ab. Olendorff saß vermutlich im Wagen und verließ die Garage durch die Hintertür.
    Über dem See ging die Sonne unter, rot und grell. Sie färbte das Wasser. Ich rutschte noch tiefer in den Sitz, um mich nicht zu verraten im Licht. Der Sonne versank im See, die Dämmerung setzte ein. Auf der anderen Seite der Straße sah ich Scheinwerfer, sie näherten sich der Villa. Ein großer schwarzer Wagen hielt vor dem Garagentor. Drei Leute stiegen aus. Neben dem Gartentor ging eine elektrische Lampe an. Ich starrte durch das Fernglas. Zwei der drei Männer kamen mir bekannt vor. Ich sah ihre Rücken und ein wenig vom Profil. Das Gartentor öffnete sich und der Butler trat heraus. Einer der Männer drehte sich ein Stück in meine Richtung. Da erkannte ich ihn. Es war Walter Berg.
     

XVI
    D er andere Mann konnte Kurt Rübezahl sein. Den dritten kannte ich nicht. Was wollte Berg in Deutschland, was bei Olendorff? Ich hatte ihn unter Lebensgefahr nach Hamburg gebracht, damit er nach Sowjetrussland abhauen konnte, und jetzt spazierte er in Berlin herum. Ich hätte fast jeden Preis bezahlt, um zu erfahren, was die Männer zu besprechen hatten mit Olendorff.
    Nach etwa zwei Stunden ging das Licht wieder an, und die drei Männer verließen das Grundstück. Sie stiegen in den schwarzen Wagen, ein ausländisches Fabrikat, das ich nicht kannte. Ich startete den Laubfrosch, wartete, bis das Außenlicht erloschen war, und fuhr dem Auto hinterher, zunächst ohne die Scheinwerfer einzuschalten. Der Wagen fuhr über die AVUS Richtung Stadtmitte. Dann ging es vorbei an der Siegessäule, durch das Brandenburger Tor zum Hotel Adlon. Der Wagen bremste vor dem Hoteleingang, Berg stieg als erster aus, dann Rübezahl. Der dritte Mann blieb im Auto. Rübezahl und Berg umarmten sich kurz, dann ging Berg zum Hoteleingang, während Rübezahl wieder ins Auto stieg. Ich beschleunigte, während das andere Auto anfuhr. Ich stoppte vor dem Eingang und sprang aus dem Auto. Durch die Glastüren sah ich Berg an der Rezeption stehen. Mit schnellen Schritten rannte ich zu ihm. Er drehte sich um und schaute mich an mit großen Augen.
    »Was machst du denn hier?«
    »Das wollte ich dich fragen. Ich wohne immerhin in Berlin.«
    Er blickte in alle Richtungen, er sah ängstlich aus. »Komm in fünf Minuten auf mein Zimmer«, sagte er leise. »Schnell. Nummer 273.« Er ging eilig Richtung Fahrstuhl.
    Ich sah auf die Uhr in der Empfangshalle und setzte mich in
    einen Sessel, der mit dem Rücken zur Rezeption an einer Seite der Halle stand. Ein Kellner erschien. »Wünschen der Herr ein Getränk?« Ich winkte ab, der Befrackte ging.
    Nach fünf Minuten lief ich zum Aufzug. Ich fuhr zum zweiten Stock und fand leicht das Zimmer 273. Ich klopfte leise an die Tür. Die wurde einen Spalt geöffnet. Berg blickte hindurch, dann öffnete er die Tür ganz und zog mich ins Zimmer. Er schloss die Tür ab.
    »Warum so ängstlich?« fragte ich.
    »Du wirst gesucht!«
    »Du auch!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was machst du hier, verdammt? Ich hab dich nach Hamburg gefahren, es hätte mich das Amt kosten können, vielleicht sogar die Freiheit oder den Kopf. Was weiß ich, was du alles angestellt hast. Unsere Regierung ist nicht zimperlich. Schon gar nicht mit Leuten von der Kommune und denen, die ihnen zur Flucht verhelfen.« Ich lief im Zimmer umher.
    Er stand neben der Tür und war bleich.
    »Was machst du hier?« Ich betonte jedes einzelne Wort. »Du bist mir eine Antwort schuldig.«
    Er nickte. Dann schloss er die Augen und wiegte seinen Kopf. »Ich bin hier als Beauftragter der sowjetischen Regierung. Es ist eine diplomatische Mission. Ich genieße Immunität und bin von der Reichsregierung eingeladen worden.«
    »Mit wem verhandelst du?«
    Er druckste herum. »Wir verhandeln mit Hammerstein.«
    »Dem Chef der Heeresleitung?«
    Er nickte.
    »Was, zum Teufel, machst du beim Chef der Heeresleitung?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.« »Wer sind die anderen?«
    »Das ist eine Delegation der Roten Armee, ich bin so eine Art

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