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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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überleben.
    Gegen Abend ging ich wieder zum Klub. Es war weniger los, vier Männer saßen in Pullovern und Jacken an einem Tisch und tranken. Auf dem Tisch stand eine Petroleumlampe. Alexander entdeckte ich nicht, aber das beunruhigte mich nur wenig. Er würde genug zu tun haben am Ende eines Tags, an dem viele Boote auf der Spree gewesen waren. Ich entfernte mich ein Stück vom Klub und lehnte mich im Schutz einer Hecke an einen Baumstamm. Die Männer auf dem Klubgelände schauten vom Hellen ins Dunkle, sie würden mich nicht sehen. Sie palaverten, einer schien angetrunken zu sein. Dann sah ich Alexander, er hatte ein Tablett in der Hand und räumte den Tisch leer. Der Angetrunkene gab ihm etwas, wohl Geld. Die Männer standen auf und gingen ins Klubhaus. Dann kam der erste wieder heraus und verschwand im Dunkeln. Die anderen drei folgten ihm bald.
    Ich schaute ihnen hinterher, dann näherte ich mich dem Haus. Im Bootsschuppen brannte kein Licht. Alexander erschien, löschte die Petroleumlampe und brachte sie ins Haus. Ich rannte zum Eingang und stellte mich vor die Tür, Olendorffs Luger in der Hand. Die Klinke ging, dann stand Alexander im Eingang, im Raum hinter ihm brannte noch Licht. Er sah mich, öffnete den Mund, schloss ihn, blickte auf die Pistole und versuchte die Tür zuzuschlagen. Ich hatte damit gerechnet und meinen Fuß rechtzeitig in die Tür gestellt. Die Tür knallte auf meinen Fuß, ein höllischer Schmerz fuhr mir bis ins Knie.
    Alexander rannte zur Kellertür. Ich schloss die Klubhaustür von innen und folgte ihm. Die Kellertür war versperrt. Ich brauchte drei Tritte, um sie aufzubrechen. Der Schmerz im rechten Fuß ließ nach. Ich schaltete das Licht ein und stieg vorsichtig die Treppe hinunter. Ich erinnerte mich gut. Eine Tür führte in einen Getränkekeller, die andere in den Waschraum, wo ich den Fleck am Boden entdeckt hatte. Beide Türen waren geschlossen.
    Ich stieß die Tür zum Waschkeller auf, sie knallte gegen die Wand. Dahinter stand Alexander nicht. Ich tastete vorsichtig nach dem Lichtschalter und drehte ihn an. Der Raum war leer. Der Fleck am Boden war verschwunden. Ich humpelte zu der anderen Tür.
    »Komm raus oder ich schieße hinein«, rief ich.
    Keine Antwort.
    Ich hob die Luger und schoss durch die Tür in die Decke des Getränkekellers. Wenn draußen einer nahe am Haus stand, hörte er den Schuss. Aber was ich tat, war ohnehin Roulette.
    Die Klinke bewegte sich. Dann sagte er kläglich: »Nicht schießen.«
    »Komm mit erhobenen Händen raus!«
    Die Tür öffnete sich langsam, dann stand er vor mir. Er starrte mich an. »Ich habe nichts verraten! Wirklich!«
    Er erkannte mich nicht, hielt mich wohl für einen Ehrhardt-Mann.
    Ich deutete mit dem Lauf auf den Waschraum. Er ging mit erhobenen Händen hinein.
    »Niederknien!« sagte ich im Befehlston.
    Er kniete nieder, mit dem Rücken zu mir. Seine Hände zitterten.
    »Ich habe nichts verraten!«
    »Aha«, sagte ich. Es begann nach Kot zu stinken.
    »Warum bist du nicht bei Dirksen geblieben?«
    Er drehte den Kopf.
    »Schau nach vorn!«
    »Aber der Kapitän hat befohlen, dass ich zurückkommen soll.«
    »Wer hat dir das mitgeteilt?«
    »Koletzke, der Adjutant des Kapitäns.«
    »Wo ist Koletzke jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Beim Kapitän wahrscheinlich.«
    »Und der Kapitän ist wo?«
    Alexander schaute mich wieder an, dann drehte er den Kopf nach vorn und sagte: »Sie kommen nicht vom Kapitän.«
    »Ich komme von jemandem, der über dem Kapitän steht. Ich wiederhole, wo ist der Kapitän?«
    »Weiß nicht.«
    Ich überlegte, warum Olendorff sterben musste. Dass Koletzke der Mörder war, schien mir klar, auch wenn ich es nicht beweisen konnte. Alexander würde nichts wissen davon, es war ein paar Nummern zu groß für ihn. »Es hat bei der Röhm-Sache ein paar Unklarheiten gegeben, ich untersuche das. Wenn du nicht mitmachst, lege ich dich gleich um. Ist ja ein guter Platz dafür.«
    Er drehte sich wieder um. »Jetzt erkenne ich Sie, Ihre Stimme. Sie sind der Kommissar. Sie sehen so anders aus.«
    »Ich bin der, der dich jetzt gleich erschießt, wenn du nicht redest.«
    »Das dürfen Sie nicht!« Er hatte offenbar nicht mitgekriegt, dass ich ausgeschieden war aus dem Dienst. Ich trat ihm mit aller Kraft ins Gesäß. Er fiel nach vorne, stützte sich mit den Händen auf und begann zu schluchzen.
    »Sie haben Röhm ermordet«, sagte ich. »Und Sie haben einen Polizisten niedergeschlagen. Ich zähle das als Mordversuch. Wir

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