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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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noch einmal Millionen in den Gräben krepieren? Und außerdem, ich biete Ihnen etwas, das Sie niemals ablehnen können. Wir werden Ihre Ermittlungsergebnisse veröffentlichen, alle Agenturen der Welt, alle Zeitungen und Radiosender werden veröffentlichen, was Sie herausgefunden haben. Es wird die Organisation Consul vernichten und damit diejenigen, die an nichts anderes denken können als an eine Revanche. Sie wollen das Elsass und Lothringen zurückholen, sie wollen Polen gemeinsam mit den Russen zerquetschen, sie wollen Frankreich als Großmacht auslöschen.«
    »Übertreiben Sie da nicht ein bisschen? Ein kleiner Kapitän soll all das bewirken können?«
    »Sie wissen nicht, dass die Organisation Consul mit der Reichswehr zusammenarbeitet. Dass die Deutschnationalen und nun auch die Göring-Nazis sie als Sturmbock betrachten. Ehrhardt und seine Leute, die mögen sich fühlen als Francstireurs, als Freischärler der ersten Schlacht des zweiten Weltkriegs. Für uns sind sie Verbrecher, und für einen Kriminalkommissar sollten sie das auch sein. Verbrecher fängt und bestraft man, das ist ein Gesetz in allen zivilisierten Staaten. Noch bin ich bereit, Deutschland dazuzuzählen.«
    »Das würde ich auch sagen, säße ich einem leibhaftigen Hunnen gegenüber.«
    Aschbühler lachte. »Wenn sich Hunne und Froschfresser freundlich unterhalten, staunt die Welt.«
    »Kommen wir zu den wichtigen Dingen. Ich muss aus Deutschland raus.«
    Aschbühler lächelte. »Das schaffen wir. Sie sind nicht der erste. Selma hat mir aufgetragen, in Ihrem Fall besonders gründlich vorzugehen. Sie sind ab sofort ein Paket in unserer diplomatischen Post. Unser Postkurier fährt einmal in der Woche, immer mittwochs, nach Paris, in Ihrem Fall hält er auch in Straßburg. Die nächste Tour ist übermorgen früh. Machen Sie es sich so lange gemütlich.«
    »Bekomme ich einen Schlüssel für Haus und Wohnung?«
    Aschbühler zupfte sich am Bart. »Das geht leider nicht, Herr Soetting. Es ist eine Sicherheitsmaßnahme. Bleiben Sie hier, das ist das Beste für Sie. Übermorgen sind Sie in Straßburg, dort wartet jemand auf Sie.«
    Als er gegangen war, legte ich mich aufs Bett und versuchte zu schlafen. Es gelang mir nicht. Immer wieder sagte mir eine innere Stimme, ich müsse in meine Wohnung. Das Medaillon lag im Nachttisch, ich musste es mitnehmen nach Straßburg.
    Ich stand auf und untersuchte die Fenster. Das Badezimmerfenster ging nach hinten raus. Die Fensteröffnung war groß genug, um durchzusteigen. Ich warf einen Blick in den Spiegel, klebte mir den Bart an und war einigermaßen zufrieden mit meiner Maskerade, für die Nacht sollte sie reichen. Ich wartete, bis die Sonne untergegangen war. Dann zog ich mir Jackett und Mantel an und sprang aus dem Fenster.
    Fast hätte ich geschrien vor Schmerz, der rechte Fuß tat wieder mörderisch weh, ich hatte die Verletzung fast vergessen. Ich schnaufte und wartete, bis der Schmerz nachließ. Dann ging ich los, erst humpelnd, dann zwang ich mich zu einem normalen Schritt. Bloß nicht auffallen. Ich fand die Stadtbahnstation ohne Mühe und sprang in einen Zug Richtung Spandau. In der Beusselstraße stieg ich aus. Von hier war es näher zur Guillotine in Plötzensee als zur Wohnung. Bisher aber hatte mich niemand beachtet. Ich näherte mich dem Haus über die Jagowstraße. Ich fürchtete nicht, dass die Polizei mich empfing, sie würde die Wohnung nicht dauerhaft überwachen und auch nicht damit rechnen, dass ich sie noch einmal betreten würde. Aber die Kripo hatte gewiss Hausmeister Glubkow und meine aufdringliche Nachbarin, Fräulein Wiese, angehalten, meine Rückkehr gleich zu melden.
    Der Hinterhof war leer. Ich schloss die Hintertür auf und zog meine Schuhe aus. Es knarrte, als ich im dunklen Treppenhaus hochstieg. Ich erstarrte und lauschte. Kein Geräusch außer dem Klang eines Grammophons irgendwo. Ich ging weiter, die Schuhe in der Hand. Als ich vor meiner Wohnungstür stand, hörte ich die Haustür klacken, dann ging das Treppenhauslicht an. Ich lief die Treppe hoch bis zum Dachboden und wartete. Schritte, dann wurde aufgeschlossen, das Licht ging aus, eine Tür fiel ins Schloss. Ich ging zurück zu meiner Etage. Millimeter für Millimeter steckte ich den Schlüssel in die Wohnungstür. Dann zog ich die Tür fest in den Rahmen und drehte langsam den Schlüssel. Als sie entsperrt war, öffnete ich sie
    vorsichtig, schlüpfte in die Wohnung und schloss die Tür.
    Die Laternen der

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