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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Angst. Sie stand ihm in den Augen. »Was hat das mit den Morden zu tun?«
    »In Wahrheit geht es nicht um Olendorff und Engert. Erstens habe ich die nicht ermordet. Zweitens stehe ich vor Gericht, weil ich ermittelt habe, wer Hitler, Goebbels, Röhm und Strasser ermordet hat.«
    Er schaute mich an, als wäre ich wahnsinnig.
    »Die wollen mich ausschalten, als Mörder hinstellen, mir jede Glaubwürdigkeit nehmen und mich dann hinrichten.«
    Merkel schüttelte den Kopf. Vielleicht war er so naiv, vielleicht aber besonders raffiniert.
    »Bevor ich es vergesse, Wilhelm Brückner müssen Sie auch laden.«
    »Das Gericht wird alle Anträge ablehnen. Außerdem, Brückner ist tot. Selbstmord in der Untersuchungshaft.«
    Verzweiflung packte mich.
    »Dann sollen sie mich gleich köpfen.«
    »Das wird passieren, wenn Sie so weitermachen.«
    »Das, werter Herr Doktor, wird auf jeden Fall passieren, wenn Sie so weitermachen. Sie sollen mich verteidigen, oder?«
    »Gewiss.«
    »Ich habe diesen Engert nicht ermordet.«
    »Und die Fingerabdrücke an der Pistole?«
    Ich erschrak. Es konnten keine Fingerabdrücke an der Pistole sein. Ich hatte sie gründlich abgewischt. Und warum hatte Wohlfeld nichts gesagt darüber?
    »Und das Geständnis, das Engert aufgeschrieben hat? Es wurde in Ihrem Jackett gefunden.«
    »Dann sollen Sie dieses Geständnis vorlesen in der Verhandlung.«
    »Es steht nichts darin, was Sie entlasten könnte. Die Polizei hat aber Fingerabdrücke von Ihnen und von Engert auf dem Papier gefunden. Es sieht schlecht aus für Sie.«
    Auch das hatte Wohlfeld nicht erwähnt.
    »Aber ich leugne doch gar nicht, dass ich dieses Papier in der Hand hatte. Was gedenken Sie zu tun, um mich zu entlasten?«
    »Ich werde auf mildernde Umstände plädieren.«
    »Sie sind entlassen«, sagte ich. »Ich verteidige mich selbst.«
    Er schaute mich ungläubig an, dann sah ich die Erleichterung in seinem Gesicht. Er stand auf und ging grußlos.
    Als ich in der Nacht auf der Pritsche einzuschlafen versuchte, packte mich erst die Mutlosigkeit, dann die Angst. Ich verfluchte mich, warum hatte ich mich auch noch mit Brückner treffen müssen, in meine Wohnung zurückzukehren war verrückt genug gewesen. Dann redete ich mir Mut zu. Du hast keine Wahl, du musst kämpfen. Du hast gute Argumente.
    *
    Hin und wieder öffnete sich die Türklappe, ein Lichtschein fiel herein. Sie hatten mir zwar alles abgenommen, mit dem ich mich hätte töten können, aber sie kannten den Einfallsreichtum von Menschen, die verzweifelt waren. Wenn mich jemand umbrachte, dann sollte es die Justiz sein. Mein Leben lag nicht in meiner Hand.
    Am zweiten Verhandlungstag beschloss das Gericht, Merkel solle trotz meiner Ablehnung mein Pflichtverteidiger bleiben. Der Senatspräsident erklärte: »Sie können selbst Anträge und Fragen stellen, aber Sie brauchen einen Rechtsbeistand. Wir wollen uns später nicht nachsagen lassen, wir hätten Ihnen nicht alle Rechte eines Angeklagten zugestanden. Möchten Sie etwas erwidern auf die Anklageschrift?«
    Ich stand auf, Merkel schaute mich missbilligend an. »Wenn es hier wirklich nach der Strafprozessordnung ginge, dürfte ich nicht einmal angeklagt werden. Sofern der Oberreichsanwalt Beweise gegen mich vorlegt im Lauf des Verfahrens, werden sie gefälscht sein. Sie werden fragen, warum? Die Antwort ist einfach. Weil ich einer Verschwörung gegen die Republik auf die Spur gekommen bin. Es hat alles kurz nach dem Krieg begonnen, als ein Marinekapitän Hermann Ehrhardt mit seinem Freikorps mordend durch die Lande zog. Als das Freikorps aufgelöst war, gründete Ehrhardt die Organisation Consul. Consul ist Ehrhardts Deckname. Nach dem Prozess gegen Mitglieder der OC wegen der Morde an Erzberger und Rathenau und der Anschläge auf Scheidemann und Harden und gegen die Organisation selbst wegen Verschwörung tauchten Ehrhardt und seine Leute ab. Der Kapitän hat sich in Österreich in Sicherheit gebracht. Er und seine Männer verstanden es, die Öffentlichkeit ...«
    »Das tut hier nichts zur Sache, Herr Senatspräsident!« Voß war aufgesprungen und fuchtelte mit dem Finger.
    »Angeklagter, kommen Sie zur Sache. Wir sind hier gewillt, Ihnen einigen Spielraum einzuräumen, Sie sollten unsere Geduld aber nicht überstrapazieren.«
    »Herr Präsident, ich bin mitten in der Sache drin. Ich berichte Ihnen von einer Verschwörung. Ich habe gegen die Verschwörer ermittelt und bin ihnen auf die Schliche gekommen. Damit meine

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