Der Cop und die Lady
steht die Adresse drauf. Wir sind gleich da.”
Wenig später hielt er vor einem schönen Haus. Hier hatte man offensichtlich zwei der schmalen alten Häuser miteinander verbunden. Nina sah vier Briefkästen und eine Gegensprechanlage. Ein gepflasterter Weg führte durch eine Toreinfahrt in einen kleinen asphaltierten Hof mit vier numerierten Parkplätzen. Drei davon waren leer, und auf dem vierten parkte ein auf Hochglanz polierter kaffeebrauner BMW.
„Hier wohne ich?” Nina war beeindruckt. Die Mieten und Häuserpreise waren in diesem Stadtteil astronomisch hoch, soviel war ihr klar.
„Ja.”
Sie gingen zusammen die ausgetretenen weißen Marmorstufen zur Eingangstür hinauf. Oben angelangt, warf sie einen Blick in ihren Briefkasten, wobei ihr plötzlich der Gedanke, dass Mike mehr wusste über ihr Leben als sie selbst, ausgesprochen unangenehm war. Und dennoch war sie insgeheim froh, dass er bei ihr war. Es war schon ein seltsames Gefühl, nach Hause zu kommen, ohne sich erinnern zu können, dass das Zuhause das eigene Zuhause war. Dennison, Apt. 4
stand auf einem kleinen Schild an ihrem Briefkasten. „In ihrer Handtasche ist der Schlüssel”, sagte Mike taktvoll, wobei sie spürte, wie sich ihr vor Hilflosigkeit die Nackenhärchen aufstellten. Sie fühlte sich ihm auf seltsame Weise ausgeliefert.
„In der Außentasche”, präzisierte er, als sie in ihrer Tasche nach dem Haustürschlüssel zu kramen begann.
Sie warf ihm einen gereizten Blick, zu. „Ich komme schon allein zurecht”, brummte sie unwirsch. An dem Schlüsselbund, den sie schließlich zutage förderte, baumelte ein kleines Metallplättchen mit dem Logo von BMW.
Mike stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Dann scheint der braune Schlitten auf dem Parkplatz ja Ihnen zu gehören. Nicht übel.”
„Wow. Meinen Sie wirklich?”
„Wir werden uns später darum kümmern. Lassen Sie uns jetzt erst mal reingehen und sehen, was Ihre Wohnung zu bieten hat.”
Er nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und schloss die Haustür auf. Einen Seufzer, der angesichts dieser Eigenmächtigkeit in ihr aufstieg, unterdrückend, folgte sie ihm in einen schlichten, schmucklosen Flur mit weißen Wänden und einem beigen Teppichboden. Rechts und links neben der Treppe, die in den ersten Stock führte, befand sich eine Wohnungstür. Mike ging vor. Er tut so, als würde er hier wohnen.
Vor dem Apartment Nr. 4 angelangt, drehte er sich nach ihr um, bevor er den Schlüssel ins Schloss steckte. Als er sich daranmachte aufzuschließen, war Nina mit zwei schnellen Schritten bei ihm und versuchte verärgert, ihn beiseite zu schieben. Was erlaubte er sich! Er wirbelte herum, zog sie mit eisernem Griff in seine Arme und verschloss ihr mit einer Hand fest den Mund.
„Still”, flüsterte er ihr ins Ohr. „Tun Sie genau das, was ich Ihnen sage. Und machen Sie keinen Lärm. Verstanden?”
Nina schlug vor Schreck das Herz bis zum Hals, und sie spürte ihre Knie weich werden. Was sollte das? Doch als sie zu ihm aufschaute, wurde sie wieder ruhiger. Er würde ganz bestimmt nichts tun, was gegen sie gerichtet war. Also nickte sie, und er nahm die Hand von ihrem Mund. „Braves Mädchen”, flüsterte er. „Gehen Sie jetzt wieder nach unten und warten Sie, bis ich Sie rufe. Sobald Sie etwas hören - Schreie oder womöglich Schüsse, rennen Sie raus und alarmieren die Polizei, Alles klar?”
Nina nickte wieder, ihre Kehle fühlte sich plötzlich trocken an. Er drückte ihr leicht mit einer Hand ihre Schulter und gab ihr einen kleinen Schubs. „Also los, machen Sie schon.” Am Treppenabsatz angelangt, drehte sie sich noch einmal nach ihm um und sah, wie er sich wieder der Tür zuwandte. Dann schob er die Hand in die Innentasche seiner Lederjacke und zog eine Pistole hervor. Nina rannte die Treppe nach unten.
Sie lauschte angestrengt, doch alles blieb still. Plötzlich erschien ihr die Situation, in der sie sich befand, vollkommen unwirklich. Das Ganze hatte nicht länger als ein paar Sekunden gedauert. Was mochte da oben vor sich gehen?
Hoffentlich passierte Mike nichts.
Nachdem sich längere Zeit nichts gerührt hatte, begann sie sich zu wundern. Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe wieder hinauf und spähte, oben angelangt, vorsichtig ums Treppengeländer herum. In diesem Moment kam Mike aus ihrer Wohnung. „Ich habe doch gesagt, dass Sie unten warten sollen”, knurrte er ungehalten. Er flüsterte nicht mehr, und auch von der Pistole war nichts mehr zu
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