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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Sanders
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zu betrachten. Sie hatte im Moment weiß Gott genug andere Probleme. Doch als sich ihre Schultern zufälligerweise streiften, wusste sie, dass dieser Vorsatz nicht ganz leicht in die Tat umzusetzen sein würde.
    Sie fuhren durch die Innenstadt von Philadelphia. „An der nächsten Ecke ist ein toller Italiener”, sagte Mike, als sie sich dem Washington Square näherten. „Wie heißt er doch gleich? La irgendwas.”
    „La Buca”, gab Nina wie aus der Pistole geschossen zurück. „Man kann dort sehr gut Fisch essen.”
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Gehen Sie öfter dort essen?”
    „Ich … ich weiß nicht”, sagte sie stockend. „Aber ich vermute, dass ich schon dort gewesen bin … ich meine … irgendwas muss ich über dieses Restaurant ja wissen, oder? Allerdings könnte ich im Augenblick nicht sagen, wie es zum Beispiel eingerichtet ist.”
    Er hüllte sich in Schweigen.
    „Sie glauben mir nicht, stimmt’s?” fragte sie anklagend. „Ständig versuchen Sie, mich reinzulegen, um mich auf die Probe zu stellen.”
    Er nahm seinen Blick nicht von der Straße. „Hören Sie, Nina”, sagte er langsam,
    „wenn Sie der Überzeugung sind, dass ich versuche, Sie reinzulegen, dann kann ich nichts dagegen tun. Aber Sie sollten zumindest die Möglichkeit, dass ich versuche, Ihnen zu helfen, nicht ganz aus dem Auge verlieren. Haben Ihnen die Ärzte nicht gesagt, dass es Ihnen nur dienlich sein kann, mit Fragen bombardiert zu werden?”
    Etwas kleinlaut nickte sie. „Ja, Sie haben recht. Entschuldigen Sie bitte. Aber Sie vermitteln mir dauernd den Eindruck, als stünde ich unter Verdacht. Das macht die Sache wahrscheinlich etwas schwierig.”
    „Stehen Sie ja auch.” Er warf ihr einen Blick zu. Wie blau seine Augen waren.
    Indigoblau. „Noch ist nichts geklärt. Aber könnten Sie nicht dennoch versuchen, sich zu entspannen? Ich bin nicht darauf aus, Ihnen etwas anzuhängen, was Sie gar nicht gemacht haben. Auch wenn ich ein Cop bin.”
    In seinem Tonfall lag ein Anflug von Bitterkeit. Er hat recht. Ich habe nichts zu befürchten, ich habe nichts zu verheimlichen. Oder etwa doch? Wieder spürte sie, wie leise Furcht in ihr aufstieg. Ihr Leben bestand im Moment aus nichts anderem als einer Unmenge unbeantworteter Fragen. Sie brauchte so bald wie möglich Antworten.
    Sie warf Mike Novalis einen raschen Seitenblick zu. Seine gebräunten Hände mit den schlanken Fingern lagen leicht auf dem Steuerrad. Auf seinem Handrücken entdeckte sie ein paar kleine Narben. Hände, die es gewohnt waren, hart zuzupacken. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon bei der Polizei war. Ich täte besser daran, mich gut mit ihm zu stellen, sagte sie sich einen Moment später.
    Abgesehen von den Ärzten war er der einzige Mensch, mit dem sie zur Zeit eine irgendwie geartete Beziehung verband: Dieser Gedanke deprimierte sie plötzlich zutiefst. Bestimmt hatte sie Freunde, Menschen, die bereit waren, sich ihrer anzunehmen. Und ihr Erinnerungsvermögen würde mit Sicherheit bald wieder zurückkehren. Sie starrte aus dem Fenster, wobei sie mit ihren Blicken die Straße, die Häuser und die Schaufensterfronten zu zwingen versuchte, sich ihr bekannt zu geben. Doch alles blieb fremd.
    Ein paar Häuserblocks vor der Abzweigung, die zum Delaware River führte, bog Mike ab. Vor Jahrzehnten noch musste diese Gegend hier ein lebendig pulsierender Stadtteil gewesen sein. Jetzt mutete alles nur noch heruntergekommen an. Leerstehende Lagerhallen, die Fensterscheiben schmutzstarrend und blind oder zerbrochen, säumten die Straße. An den unbebauten Stellen wucherte hohes Gras. Die Fahrbahn war mit Schlaglöchern übersät. Es herrschte kaum Verkehr. Die wenigen Fußgänger, schäbig gekleidete Männer, starrten ihnen mehr gelangweilt als neugierig hinterher.
    „Warum halten Sie hier?” fragte Nina, nachdem er den Wagen am Straßenrand geparkt hatte.
    „Kommt Ihnen hier irgend etwas bekannt vor?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Sind Sie ganz sicher, Nina?” Seine Stimme klang ruhig. „Sie waren in der vergangenen Nacht hier.”
    „Sie meinen … hier wurde ich …” Ihr Satz blieb in der Luft hängen.
    „Ja. Hier sind Sie angeschossen worden. Dort drüben haben wir
    Sie gefunden.”
    Nina starrte die trostlose Straße hinunter und versuchte, sie sich bei Nacht vorzustellen. Die Straßenlaternen waren äußerst dünn gesät, es musste also gestern Nacht ziemlich finster gewesen sein: Was um Himmels willen hatte sie hier gesucht? War

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