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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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zog die Frau murrend ab.
    “Was hat eine Buchhandlung dann schon für einen Sinn!”
    Maggie war unhöfliche Kunden gewöhnt. Sie zuckte mit den Achseln und blickte auf die Uhr. Fast drei. Jetzt war sie dran mit der Nachmittagspause. Sie ging in die Kinderbuchabteilung und bat Louisa, für sie einzuspringen.
    “Hast du ihn gesehen, Maggie? Er ist wieder hier. Er war bei Geschichte und Politik, aber im dritten Stock habe ich ihn aus den Augen verloren.”
    “Wen?”
    “Der fiese Typ, der so tut, als ob er liest.” Louisa kletterte auf einen Plastikpilz und blickte in alle Gänge, die sie von der Märchenecke aus einsehen konnte.
    “Sei nicht so paranoid. Das hier ist schließlich eine Buchhandlung. Ich gehe in die Pause, okay?”
    “Er starrt uns die ganze Zeit an. Ich werde Robert sagen, dass er diesen Widerling rausschmeißen soll.”
    “Ich bin in fünfzehn Minuten zurück.”
    Maggie ging zu dem öffentlichen Telefon neben dem Coffee Shop. Während es bei Madame Fatima klingelte, füllte sich Maggies Herz mit Erwartung. Würde sie dieser Anruf zu Logan führen? Sie flüsterte ein Gebet. Wie hatte ihr Leben nur an diesen Punkt ankommen können, an dem sie eine unwillige Esoterikerin um Hilfe anbettelte, ihren Sohn und ihren Mann zu finden?
    Ist mir egal. Ich tue alles, was notwendig ist, um ihn zu finden.
    Maggie drängte ihre Tränen zurück, als sich jemand meldete und sie ihren Namen sagen musste.
    “Ja. Madame sagt, kommen Sie heute Abend.”
    “Heute Abend?”
    “Ja, Maggie. Um sieben.”
    “Oh, danke. Vielen Dank.”
    “Es gibt keine Garantie, dass sie Ihnen helfen kann, verstehen Sie?”
    “Ja, ich verstehe.”
    “Sie müssen allein kommen. Sind Sie damit einverstanden, allein zu kommen?”
    “Ja.”
    “Madame sagt, Sie sollen einen persönlichen Gegenstand von Ihrem Mann und einen von Ihrem Sohn mitbringen. Etwas, was die beiden oft berührt haben, etwas aus Metall, wenn möglich.”
    “Das werde ich.”
    “Hier ist die Adresse und die Wegbeschreibung. Haben Sie einen Stift?”
    “Ja.”
    Maggie kritzelte die Einzelheiten auf die Rückseite des Zettels, den Stacy Kurtz ihr gegeben hatte, faltete ihn und steckte ihn in die Tasche. Sie kehrte zu ihrer Arbeit zurück, ohne zu bemerken, dass der Mann, den Louisa den Widerling nannte, einen Gang weiter bei den Zeitschriften stand.
    Er hatte Maggie direkt in seinem Blickfeld gehabt.
    Während ihres Telefongesprächs blätterte er im
Economist
.
    Oder tat zumindest so
.

14. KAPITEL
    C algary, Alberta, Kanada
    Es war Zeit, sich seinem Verbrechen zu stellen.
    Als Graham Richtung Süden fuhr, sah er nach Westen, wo sich hinter der Skyline die zerklüfteten Berggipfel gegen den Abendhimmel abhoben und wie eine monumentale Wahrheit auf ihn wirkten.
    Mach weiter, ermahnte er sich selbst.
    Er brauchte viel Zeit, um den Ausläufern der Stadt und ihren austauschbaren Vororten zu entkommen. Etwa vierzig Minuten später verließ er den Highway 2 und bog auf eine befestigte zweispurige Landstraße ein, die sich nach Westen zu den Foothills schlängelte.
    Sein Puls beschleunigte sich, als er im Geist die Strecke Revue passieren ließ.
    Einen Kilometer, zwei, drei, vier, fünf …
    Er umklammerte das Lenkrad, fuhr rechts ran und hielt dann an.
    Er musste es tun. Sich damit konfrontieren, auch wenn es wehtat.
    Er schaltete den Motor ab, stieg aus und ging zu der betreffenden Stelle.
    Ein einfaches weißes Holzkreuz markierte den Ort, an dem Nora ihren letzten Atemzug getan hatte.
    Wo er sie getötet hatte.
    Ein Wagen raste vorbei und verursachte einen Luftzug, der ihn näher zum Kreuz schubste. Nora hatte in der vierten Klasse unterrichtet. Sie hatten sich kennengelernt, als er noch als Verkehrspolizist arbeitete und in ihrer Schule Vorträge über die Sicherheit im Straßenverkehr gehalten hatte.
    Sicherheit
.
    Er schob die Ironie beiseite und berührte das Kreuz. Liebkoste dessen glatte Oberfläche. Es war von ihren Schülern aufgestellt worden, die es mit künstlichen Blumen, Bildern, kleinen Stofftieren und Briefen in Plastikhüllen verziert hatten.
    Wir lieben Sie und vermissen Sie, Mrs. Graham
, stand auf dem einen.
    Wir werden mit den Engeln zusammen sein
, auf einem anderen.
    Die Briefe katapultierten ihn zurück in jene Nacht.
    Nora und er waren zu einem Spiel der Flames gegangen, weil sie mal wieder Zeit miteinander verbringen wollten. Sie war der größere Hockeyfan von ihnen beiden. Er hatte gerade viele Doppelschichten im Rahmen einer

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