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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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Columbia.”
    “Laut Ihren Dienstplänen arbeiteten Sie an dem besagten Tag, bevor man die Kinder im Fluss fand, hier eine Doppelschicht.” Graham tippte auf das Bild aus Tokio. “Ray Tarver hat sich am Tag vor der Tragödie hier aufgehalten. In diesem Restaurant. An einem Ihrer Tische. Und Sie haben an dem Tag gearbeitet. Also denken Sie jetzt bitte gut nach.”
    Carmen knetete ihre Hände.
    “Wo liegt das Problem?”, fragte Graham.
    “Ich muss mein Visum verlängern.”
    “Was hat das mit meinen Fragen zu tun?”
    “Ich muss weiter Geld nach Hause schicken, um meiner Schwester in Barcelona zu helfen. Ihr Haus ist abgebrannt. Ich habe Angst, dass in meinen Akten dann stehen könnte, dass ich mit der Polizei …”
    “Moment mal. Sehen Sie, ich kann wegen Ihres Visums nichts tun. Aber die Dinge können nur besser laufen, wenn Sie kooperieren, verstehen Sie?”
    Sie nickte.
    “Sie haben ihn bedient?”
    “Ja.”
    “Und seine Familie?”
    “Keine Familie, er saß mit einem anderen Mann dort.”
    “Einem anderen Mann?”
    Carmen fuhr mit dem Finger über das Foto und zeigte auf einen unscharfen Schatten hinter einer der lachenden Japanerinnen. Er saß an einem Platz in einer Ecke des Fotos und war leicht zu übersehen.
    “Das ist seine Schulter.”
    Graham betrachtete das Detail und ärgerte sich insgeheim, dass er es nicht vorher gesehen hatte.
    “Kennen Sie diesen anderen Mann? Haben Sie ihn zuvor schon mal gesehen?”
    Carmen schüttelte den Kopf.
    “Beschreiben Sie ihn.”
    “Er war weiß, aber sehr gebräunt. Schlank. In den Dreißigern.”
    “Bart, Schmuck, ein Tattoo oder so etwas?”
    “Ich erinnere mich nicht, tut mir leid.”
    “Was ist mit der Kleidung? Was hatte er an?”
    Carmen sah Graham an.
    “Ich glaube, er war ähnlich gekleidet wie Sie. Jeans, ein Polo- oder Golfshirt, einen Anorak, denke ich.”
    “Hat er per Kreditkarte gezahlt?”
    “Bar. Und er hat für beide bezahlt. In amerikanischen Dollars.”
    “Erinnern Sie sich an ihr Verhalten? Stritten oder lachten sie miteinander?”
    “Sie waren ernst, als ob es um etwas Geschäftliches ginge.”
    “Irgendeine Ahnung, worüber sie sprachen?”
    “Es war voll und laut, ich konnte nichts verstehen.”
    “Wie lange waren die beiden hier?”
    “Ungefähr eine Stunde.”
    “Wissen Sie, ob sie in unterschiedlichen Autos abfuhren?”
    Carmen schüttelte den Kopf.
    In der nächsten halben Stunde befragte Graham sie nach weiteren Details. Als er sicher war, dass sie alles gesagt hatte, erhob er sich.
    “Eine letzte Sache”, sagte Carmen. “Ab und zu drehte der Mann am Computer dem anderen den Laptop hin, um ihm etwas auf dem Bildschirm zu zeigen.”
    Graham konnte nicht einschätzen, ob er auf etwas gestoßen war.
    Auf der Rückfahrt nach Calgary dachte er über die neuen Informationen nach. Das Tree Top lag etwa eine Dreiviertelstunde Fahrt entfernt von dem Zeltplatz der Tarvers. Das Foto zeigte Ray in dem Restaurant, einen Tag bevor man seine Familie im Fluss fand.
    Wer war der Mann, der mit ihm am Tisch gesessen hatte?
    Und warum zeigte Ray ihm seinen Laptop? War es ein verabredetes Treffen? Oder ein zufälliges? Vielleicht war er dort, um jemanden für einen Reisebericht zu interviewen?
    Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten?
    Doch keine vierundzwanzig Stunden später war seine Familie tot.
    Und nun wurde Ray vermisst, sein Laptop ebenso.
    Die Fragen nagten weiter an Graham, als er allein an seinem Schreibtisch saß.
    Seit die ersten Schlagzeilen erschienen waren, hatten die Anrufe aus der Bevölkerung deutlich abgenommen. Prell und Shane waren vielen Hinweisen nachgegangen. Meist hatten sich die Informationen als nutzlos, wenn nicht gar bizarr herausgestellt. Ein Anrufer behauptete, dass die Tarvers von außerirdischen Organsammlern entführt worden waren, die bald vor dem UN-Gebäude landen würden.
    Andere Hinweise waren realistischer, so wie der eines einheimischen Ranchers, der darauf bestand, dass ein Mann, der Ray ähnlich sah, per Anhalter mit einem Holztransporter gefahren war. Graham hatte alle Holz- und Transportunternehmen in der Region befragt.
    Niemand hatte irgendjemand mitgenommen.
    Und was den Verbleib von Rays vermisstem Laptop anging, so hatte sich ebenfalls nichts Neues ergeben.
    Die Mounties aus Banff und Canmore wollten verstärkt überprüfen, ob jemand auf der Straße einen Laptop wie den von Ray unter der Hand anbot. Graham benachrichtigte auch die Polizei von Calgary und Edmonton, die seine

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