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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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vermutlich auch auf die Tarvers zutrifft.”
    “Sie sprach mit mir.”
    “Wer hat mit Ihnen gesprochen?”
    “Ich sagte es Ihnen schon, das kleine Mädchen. Emily. Im Fluss. Kurz bevor sie starb.”
    “Dan.” Er schwieg bedeutungsvoll. “Dan, sind Sie sicher, dass Sie wieder bereit sind für den Job?”
    “Ich schwöre, dass es so war, Mike.”
    Stotter blickte ihn nachdenklich an.
    “Das steht nicht in ihrem Bericht.”
    “Es war so chaotisch. Ich war mir anfangs nicht ganz sicher.”
    “Was hat sie gesagt?”
    “Tun Sie meinem Daddy nicht weh.”
    “Tun Sie meinem Daddy nicht weh?”
    “Genau.”
    “Sind Sie sicher?”
    “Ja.”
    “Sagte sie noch etwas?”
    “Nein, nur: Tun Sie meinem Daddy nicht weh. Warum sollte sie so etwas sagen? Da muss noch etwas anderes eine Rolle spielen.”
    Stotter sah Graham einen Moment eindringlich an und kratzte sich das Kinn.
    “Sie haben Verkehrsunfälle gesehen, Dan. Sie haben Schwerverletzte im Schock erlebt. Sie wehren sich gegen die Menschen, die ihnen helfen wollen. Sie sagen alles Mögliche, das keinen Sinn ergibt, wenn sie unter Schock stehen. Ich denke nicht, dass diese letzten Worte eine Einstufung als unnatürliche Todesfälle rechtfertigen. Sie haben keinen stichhaltigen Beweis.”
    “Wir haben bislang weder Ray Tarver noch seinen Laptop gefunden. Am Tag vor der Tragödie traf er sich mit einem Fremden. Er selbst arbeitete ja als investigativer Reporter in Washington, D. C. Und da ist noch etwas: der letzte Eintrag in seinem Notizbuch, dieses Blue Rose Creek.”
    “Alles nur Indizien. Vor Gericht wird das nicht standhalten.”
    “Aber …”
    “Sie wissen, dass echte Fälle nicht wie in den TV-Serien, Hollywoodfilmen oder Büchern funktionieren. Es gibt immer lose Fäden, unerklärliche Endungen, die einfach nicht zusammenpassen wollen, aber dadurch längst noch nicht auf einen kriminellen Akt hindeuten.”
    “Mein Bauchgefühl sagt mir, dass hier mehr dahintersteckt.”
    “Ihr Bauchgefühl?”
    “Sir, Sie haben nichts zu verlieren, wenn Sie eine gründliche Überprüfung veranlassen.”
    “Dan, unser Budget ist eng. Wir sind unterbesetzt. Ich brauche Sie bei anderen Untersuchungen.”
    “Wir sprechen über einen Fall mit mehreren Opfern, die unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen sind.”
    Stotter verschränkte die Arme. Er war sich bewusst, dass Graham einer seiner besten Männer war, dass er ihn bei der Stange halten musste und dass dieser Fall entscheidend für sein Selbstvertrauen sein konnte. Nachdem er die Situation erwogen hatte, griff sich Stotter Grahams Bericht.
    “Geben Sie mir eine Stunde.”
    Etwa vierzig Minuten später winkte ihn Stotter, der Grahams zusammengerollten Bericht wie einen Knüppel in der Hand hielt, wieder in sein Büro.
    “Schließen Sie die Tür. Ich habe mit dem Superintendent gesprochen.”
    “Und?”
    “Abgesehen von seiner Lebensversicherung”, Stotter hatte Teile in Grahams Bericht angestrichen, “hat Ray Tarver beim Buchen eine kleine kanadische Zusatzversicherung abgeschlossen.”
    “Richtig. Sie zahlt nicht viel bei Todesfällen.”
    “Aber in Fällen, in denen die Leiche nicht gefunden wird, hat der Vertrag eine Standardklausel zur Todesvermutung.”
    “Sie lassen es mich also tun, Sie lassen mich in die USA fliegen und seine Vergangenheit überprüfen?”
    “Hören Sie zu, was ich Ihnen jetzt sage.”
    Graham zückte sein Notizbuch.
    “Sie melden sich bei unserem zuständigen Verbindungsmann in Washington und geben ihm, was er braucht, um Ihre Anwesenheit dort unten zu rechtfertigen. Und so machen Sie das: Sie erzählen den Leuten, dass Sie den Papierkram erledigen, der bestätigt, dass sich Ray Tarver zum Zeitpunkt seines vermuteten Todes in Gefahr befand. Alle Anstrengungen, ihn zu finden, waren vergebens. Sie stellen ein paar Routinefragen, um sicherzugehen, dass er nicht aufgetaucht ist und als Amnesie-Opfer herumläuft oder dass er sich vor der Tragödie nicht ungewöhnlich benommen hat.”
    “In Ordnung.”
    “Sie sagen, dass Sie sich während ihres Aufenthalts um eine Verwaltungsangelegenheit kümmern, die mit anderen Dingen in Verbindung steht. Das wird zwanglos genug sein, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt und es keine Kompetenzstreitigkeiten zwischen uns und den US-Ordnungskräften gibt. Außerdem bin ich sicher, dass die meisten unserer Kollegen dort mit dem Papstbesuch ausreichend beschäftigt sind. Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gerade gesagt

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