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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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Die Herausgeber zweifelten die Kosten an und sagten, die Recherche läge außerhalb meines Bereichs. Kurz danach wurde ein Memo über steigende Kosten herumgeschickt, in dem man Budgetkürzungen und Entlassungen andeutete. Unser Unternehmen verliert Geld. Mein Mann ist ein lokaler TV-Produzent, der gerade entlassen wurde. Meine Mutter lebt bei uns. Sie ist sehr krank, und die Versicherung zahlt nicht für alle Behandlungen. Ich durfte meinen Job nicht aufs Spiel setzen und sagte Ray daher, dass ich ihm nicht mehr helfen kann.”
    “Wie reagierte er?”
    “Er bettelte mich regelrecht an, ihn noch ein bisschen zu unterstützen. Erzählte mir von einer Story, an der er dran sei, und verpflichtete mich zur Geheimhaltung.”
    “Was war das für eine Geschichte?”
    “Irgendetwas mit einer neuen Geheimwaffe, die von irgendwelchen Extremisten aus dem Mittleren Osten oder so entwickelt wurde.”
    “Hatte er Details?”
    “Nicht wirklich. Es ergab alles überhaupt keinen Sinn. Es klang wie eine weitere seiner Mantel-und-Degen-Geschichten, aber –” Morrow nestelte an ihrem Armband. “Er fragte mich, ob ich ihm Geld leihen könnte. Es war schrecklich. Ich dachte, dass er jetzt durchdreht, und riet ihm, zur
Post
oder zur
Times
zu gehen. Ich riet ihm, sich einen Job zu suchen und sich um seine Familie zu kümmern. Das war das Letzte, was ich zu ihm sagte.”
    Morrow vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    “Und jetzt denke ich immer an diese niedlichen Kinder, an Anita und ihn.” Morrow blickte zu dem leeren Schreibtisch, an dem Tarver gesessen hatte. “Es tut mir alles so leid. Das hier ist wirklich schwer für mich. Aber ich habe noch eine Menge zu tun und kann nicht mehr. Bitte.”
    Graham dankte ihr und gab ihr zum Abschluss seine Karte.
    Morrow war die letzte Kollegin, die er hatte befragen wollen. Auf dem Weg hinaus hielt ihn ein großer Mann in einem maßgeschneiderten Anzug nebst Fliege auf.
    “Sie müssen der Officer der Mounted Police aus Kanada sein.”
    “Stimmt genau.”
    “Will Blair. Ich sah Sie mit den anderen über Tarver sprechen. Tut mir leid, dass ich nicht im Büro war, aber ich hatte einen Außentermin. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen helfen könnte.”
    “Großartig, wollen Sie irgendwo hingehen?”
    “Im Moment geht es bei mir nicht. Ich treffe mich mit einem Senator. Ich schlage vor, Sie kommen heute Abend gegen sieben zum Wandering Eye. Ich gebe Ihnen die Adresse.”
    “Das Wandering Eye?”
    “Das ist die heilige Kirche, die wir zur spirituellen Erneuerung aufsuchen. Für manche Menschen ist es allerdings lediglich eine Bar.”
    Graham verbrachte den Nachmittag in seinem Hotelzimmer, wo er Anrufe erledigte und sich Gesprächsnotizen machte. Dann fragte er in Calgary den aktuellen Stand der Dinge ab. Tarvers Leiche war noch immer nicht gefunden worden, und die Suchaktivitäten ließen allmählich nach.
    Auf dem Weg zur Bar dachte er im Taxi über den Fall nach, während Washingtons Sehenswürdigkeiten an ihm vorüberzogen. War er verrückt, weil er glaubte, dass die Tarver-Tragödie mehr war als ein Unglücksfall, der zufällig die Familie eines merkwürdigen Reporters, der sich in Verschwörungstheorien erging, getroffen hatte?
    Versuchte er, Noras Tod wiedergutzumachen?
    Er blickte zum Washington Monument und brachte sich – neben all den Zweifeln – die Fakten ins Bewusstsein: Da waren Rays verschwundener Laptop, der Fremde im Restaurant, die Eintragung über Blue Rose Creek … und Emily Tarvers letzte Worte.
    Tu meinem Daddy nicht weh.
    Sollte er diese Indizien ignorieren?
    Graham war sich nicht sicher. Als er das Taxi verließ, war er sich keiner Sache mehr sicher. Die Bar lag nordwestlich des Dupont Circle an der Ecke zu Georgetown. Am Eingang grüßte ihn Richard Nixon von einem Poster an der Wand. Er stieg aus einem Hubschrauber, lächelte und vollführte mit beiden Händen das Victoryzeichen.
    Watergate.
    Das hatte auch als weit hergeholte Story begonnen, die niemand glauben wollte, dachte Graham, als er plötzlich seinen Namen hörte.
    “Corporal Graham, setzen Sie sich zu uns.”
    Drei der Reporter, die er bereits kannte – Al Sallard, Michel Finch und Will Blair, der seine Fliege abgenommen hatte –, hatten es sich in einer gepolsterten Nische gemütlich gemacht.
    “Wo ist Kate Morrow?”, fragte Graham, während er sich dazusetzte.
    “Arbeitet noch. Hat es nicht geschafft.” Finch, der über das Weiße Haus berichtete, wandte sich ihm zu. “Sagen Sie uns,

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