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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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in einem dunkelblauen Trenchcoat und mit nassem Regenschirm. Sie legte ihre Umhängetasche auf die Bank und atmete tief durch, während sie ihr Haar zurückstrich und ihr feuchtes Gesicht mit einem Taschentuch abtupfte.
    Sie bestellten Kaffee.
    Morrow wartete, bis der Kellner wieder fort war, bevor sie sagte: “Das hier ist völlig verrückt. Ich tue so etwas eigentlich nicht.”
    “Ich verstehe. Es ist schon in Ordnung.”
    “Es hat mich schon von Anfang an belastet. Seit dem Gespräch mit Ihnen ist es schlimmer geworden.”
    “Ich habe gespürt, dass Sie etwas beschäftigte. Es geht hier um Rays letzte Geschichte, um diese geheimnisvolle Waffe?”
    “Ja, da geht es um mehr, doch Sie müssen zuerst schwören, dass alles, was ich Ihnen erzähle, nicht mit mir in Verbindung gebracht wird. Sie müssen mir Ihr Wort geben, dass niemand erfährt, dass ich es Ihnen verraten habe.”
    “Wir schützen unsere Quellen, wie Journalisten es tun.”
    “Ich habe niemandem davon erzählt. Niemandem in der Redaktion, und nicht einmal meinem Mann.”
    “Darf ich mir Notizen machen?”
    Morrows zögerte erst, nickte dann aber.
    “Ray war nicht wie diese anderen Reporter, die sich ihre Geschichten von Leuten mit politischem Hintergrund liefern lassen. Er recherchierte und hatte viele Quellen.”
    Sie hielt inne, als der Kaffee serviert wurde, und sprach erst weiter, als die Kellnerin wieder gegangen war.
    “Das hat vielleicht nichts zu bedeuten, doch Ray erzählte mir von einem Informanten, der bei der Spionageabwehr der CIA gearbeitet hatte und Ray vertraute, weil sie daran dachten, gemeinsam ein Buch über sein Leben zu veröffentlichen.
    Dieser Informant arbeitete quasi freiberuflich für die CIA, das FBI, die DIA. Einfach jeden. Er wurde in ausländischen Geheimdiensten eingesetzt, war in England, Deutschland, Frankreich, Israel, Indien, Afrika – einfach überall.
    Er nannte sich Cliff Grady. Ray sagte, das sei nicht sein richtiger Name. Wie auch immer, Grady war vermutlich ein Verhörspezialist, der aus feindlichen Gefangenen Informationen herauskitzelte. Eines Nachts rief er Ray an, um ihm zu sagen, dass er gerade aus Afrika zurückgekehrt sei.”
    “Was hatte er dort getan?”
    “Man hatte ihn nach Nigeria geschickt, um bei dem Verhör eines Terrorverdächtigen anwesend zu sein, bei dem man Informationen über einen groß angelegten Anschlag auf ein wichtiges Ziel vermutete. Ray sagte, dass der Verdächtige aus Äthiopien stammte und in einem geheimen Gefängnis in den Vororten von Abuja, der nigerianischen Hauptstadt, untergebracht war. Grady wollte Ray noch vor seinen Auftraggebern von der Sache berichten, um die ‘Authentizität der Wahrheit’ zu schützen, wie Ray es ausdrückte.”
    “Und worum handelte es sich genau?”
    “Ich glaube nicht, dass wir das je erfahren. Grady erzählte Ray, dass der Verdächtige entschlossen war, keinerlei Informationen preiszugeben, und dass der Sicherheitsdienst vor Ort bei dem Versuch, ihn zu beeinflussen, zu weit ging. Man folterte ihn, und er starb.
    Weitere Details wusste auch Ray nicht. Grady sagte, dass er Washington, Berlin oder Rom als Ziel des Anschlags vermute.”
    “Was bedeutet, dass sie es wirklich nicht genau wissen?”
    “Nehme ich an.”
    “Und wie genau hat Ray diese Informationen erhalten?”
    “Er bekam sie von Cliff, den er spätabends in einer Bar in Langley traf.”
    “Wo die CIA ihre Zentrale hat.”
    “Genau.”
    “Und dann?”
    “Ray sagte, dass Cliff seinen Bericht bei der CIA niemals losgeworden sei.”
    “Woher wusste er das?”
    “Weil Cliff in derselben Nacht auf seinem Weg von der Bar nach Hause getötet wurde.”
    “Ermordet?”
    “Ich weiß, so klingen viele von Rays Geschichten. Er kommt mit einer großen Sache daher, die leider nicht nachzuweisen ist. Ich recherchierte auf jede erdenkliche Weise nach einem Bericht über einen tödlichen Autounfall, ich rief sogar die Polizei an. Es gibt keine Akte über einen tödlichen Unfall in dieser Gegend oder zu der Zeit, zu der es laut Ray geschah.”
    “Als ob es niemals geschehen wäre?”
    “Genau.”
    “Und Cliff Grady hat nie existiert?”
    “Sie haben es erfasst.”
    Graham sah nachdenklich in seinen Kaffeebecher. Er war nicht sicher, was er davon halten sollte.
    “Klingt wie aus einem Spionageroman”, sagte er.
    “Ich weiß.”
    “Warten Sie mal. Sagt Ihnen der Name Blue Rose Creek in diesem Zusammenhang vielleicht irgendetwas?”
    “Nein.” Morrow griff nach ihrer

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