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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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Petrus’ Tagen war dieses Risiko ein fester Bestandteil des Amtes.
    Er musste es akzeptierten.
    Ein vertrautes zweimaliges Klopfen erklang an der Tür.
    Der stellvertretende Staatssekretär trat ein. “Entschuldigen Sie, Euer Heiligkeit. Es ist an der Zeit, mit den Kardinälen die letzten Vorbereitungen für die USA-Reise zu besprechen.”
    Der Papst seufzte und begleitete seinen getreuen Sekretär durch die Flure des Vatikanpalastes. Immer wieder von neuem bewunderte er die Pracht der marmornen Wände aus dem sechzehnten Jahrhundert, der aufwendig verzierten Wandteppiche, der goldenen Ornamente und der Fresken von Raphael.
    Die anwesenden Männer, etwa vierundzwanzig an der Zahl, waren vom stellvertretenden Staatssekretär bereits über die anstehenden Punkte informiert worden. Der Papst hob sofort die Hand, an dem er den traditionellen Fischerring trug, um die Anwesenden um ihre Meinung zu bitten.
    “Euer Eminenz”, begann der erste Kardinal. “Für die Sicherheit des Papstes während des Besuchs sind die Amerikaner zuständig. Sie haben uns einen Bericht geschickt, laut dem ein Anschlag wahrscheinlich scheint. Doch es gibt keine konkreten Verdachtsmomente. Und einige kirchliche Gruppen in den USA haben deutlich vernehmen lassen, dass ihnen eine Verkürzung des Besuchs geboten scheint. Der Secret Service bittet uns, eine endgültige Entscheidung über die Reisestationen zu treffen.”
    Der Papst dachte darüber nach, während der Kardinal fortfuhr.
    “Eminenz, die Reise jetzt zu verkürzen würde die Bedeutung des Papstes schmälern. Das steht außer Frage.”
    “Es ist dafür einfach zu spät”, sagte ein anderer.
    Und so ging die Diskussion von Stuhl zu Stuhl, während die Gedanken des Papstes zu den Fotos der Buffalo Breaks in Montana wanderten, die auf seinem Nachttisch lagen. Sie vermittelten auf wunderbare Weise die Weite jener Gegend, die man Big Sky Country nannte. Letzte Woche hatte er in der Bibliothek des Vatikans die privaten Tagebücher jener Jesuiten bestellt, die dort Anfang des neunzehnten Jahrhunderts – also noch vor den weißen Siedlern – eingetroffen waren.
    Er las ihre poetischen Beschreibungen gern, bevor er zu Bett ging.
    “Dieser Ort ist wie kein anderer”, hatte einer von ihnen formuliert. “Hier trifft die Erde den Himmel, hier wächst deine Liebe zu Gott, das Gefühl der eigenen Wichtigkeit, entweder in den Himmel, oder sie gehen ein. Ich fürchte, es ist ein Ort der Abrechnung.”
    Ein Ort der Abrechnung.
    Und dann war da der wiederkehrende Traum des Papstes.
    Er hatte niemandem davon erzählt.
    Es war eher eine Vision.
    Die Heilige Beatrix von Rom schwebte strahlend illuminiert über der Prärie und teilte ihm mit, dass er zu ihr kommen müsse, dass er an diesem Ort seine Bestimmung fände.
    Jemand sprach zu ihm.
    “Exzellenz?”
    “Ja bitte?”
    “Da Ihre Reise in die Vereinigten Staaten näher rückt, hat man uns gebeten, Washington umgehend zu antworten.”
    Der Papst nickte nachdenklich.
    Bei seiner persönlichen Einschätzung dachte er an die Geschichte der Kirche. In Ausübung ihrer Pflicht hatten Priester und Nonnen sich jeder denkbaren Gefahr ausgesetzt, waren teilweise dabei ermordet worden.
    In einigen Teilen dieser Welt galt dies heute noch.
    Und in einigen Teilen der Welt galt dies auch für die Gläubigen.
    Der Papst war in erster Linie ein Priester.
    Wenn Gott entschieden hatte, dass dies seine letzten Tage sein sollten, dann hieß er dessen Entscheidung willkommen.
    Er hatte keine Angst vor dem Tod.
    Dieser Ort ist wie kein anderer. Hier findest du deine Bestimmung. Ein Ort der Abrechnung.
    “Euer Exzellenz?”
    Der Papst seufzte.
    “Wir müssen noch weiter analysieren”, sagte er. “In der Zwischenzeit sollten die Vorbereitungen wie geplant fortgeführt werden. Wir werden Washington am Ende des Tages antworten.”

37. KAPITEL
    W ashington, D. C.
    Daniel Graham saß an seinem Schreibtisch im Hotelzimmer und durchforstete Tarvers Unterlagen nach einer Spur.
    Noch irgendetwas.
    Er war seit dem Morgengrauen auf den Beinen.
    Sein Haar war zerzaust. Er trug ein ausgeblichenes T-Shirt, eine Jogginghose und trank schalen Kaffee, während er die Artikel und Berichte durchging, die Tarver über Einwanderungsbestimmungen, terroristische Schläferzellen und die Verfahren zur Herstellung schmutziger Bomben gesammelt hatte.
    Die Mappe enthielt ebenfalls Regierungsberichte über zivile Lkw-Fahrer im Irak, die Tarver sich unter Berufung auf das

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