Der Countdown
gewesen, und seitdem kein Wort von Thompson oder Tillman.
Als er in seinem Mietwagen saß, rief Graham noch einmal dort an und hinterließ sowohl Thompson als auch Tillman eine Nachricht. Nichts. Scheiß drauf. Graham entschied, auch so weiterzumachen. Er war so weit gekommen und hatte keine Zeit, zu warten. Er sah auf die Straßenkarte, wählte den schnellsten Freeway nach Blue Rose Creek und schlängelte sich durch den Verkehr von L. A.
Sicher, er handelte völlig eigenmächtig.
Er hatte nichts von seinem Chef in Alberta gehört. Vielleicht hatte er sich mit seiner vagen Nachricht etwas Zeit erkauft. Graham hatte nicht um Erlaubnis gebeten, der Spur nach Kalifornien folgen zu dürfen. Warum sollte er ihnen die Möglichkeit geben, Nein zu sagen? Außerdem konnte er sich nicht erinnern, dass man ihm ein Reiseverbot auferlegt hätte. Eine schwache Ausrede, doch er musste diesen Fall aufklären, und die Zeit lief ihm davon.
Etwa eine Stunde später erreichte er die Ausfahrt nach Blue Rose Creek und fuhr durch die kurvigen Straßen des Viertels, in dem die Conlins wohnten. Es entpuppte sich als Mittelklasse-Vorort mit rausgeputzten Häusern und getrimmten Rasenflächen unter Palmen.
Graham hatte sich nicht angemeldet.
Die Conlins sollten auf seinen Besuch nicht vorbereitet sein. Er hatte festgestellt, dass die Menschen besser einzuschätzen waren, wenn er sie überraschte.
Die Conlins wohnten 10428 Suncanyon Rise, wo sich ein von der Straße zurückgesetzter einstöckiger Bungalow mit rotem Ziegeldach befand. Im Vorgarten standen zwei Palmen und gepflegte Büsche. Ein kleiner Ford parkte unter dem Carport. Daneben befand sich noch ein Parkplatz, groß genug für einen Truck. Ein hübsches Plätzchen, dachte Graham. Er fuhr daran vorbei und weiter die Straße hinunter, bevor er den Wagen außer Sichtweite des Hauses abstellte und ausstieg.
Während er zum Haus zurückging, hörte er in der Ferne das Gelächter von Kindern, die offenbar in einem Pool planschten. Vögel zwitscherten, und ein süßlicher Duft stieg ihm in die Nase, als er vor der Haustür stand und klingelte.
Im Haus blieb es still.
Zwei Schwalben flogen über ihn hinweg.
Graham sah die Zeitung, die aus dem Briefkasten ragte, erkannte die Schlagzeile vom bevorstehenden Papstbesuch in den USA.
Eine liegen gebliebene Tageszeitung und kein Laut, der aus dem Haus drang.
Nicht gut.
Ein Anzeichen dafür, dass niemand anwesend war.
Er klopfte mit Nachdruck an die Tür.
Nichts.
Graham trat einen Schritt zur Seite, beschattete mit der Hand seine Augen und lugte durch das Fenster. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken.
Klonk.
Was zur … Metall gegen Metall. Es kam von der Seite des Hauses. Graham ging den gepflasterten Weg entlang und unter dem Carport hindurch, von wo aus er das eiserne Tor hinter dem Haus sehen konnte. Es war nicht geschlossen und klapperte bei jedem Windstoß gegen den Riegel.
Aus der Wohnung drang ein leises Summen.
Was war das?
Hinter dem Haus erblickte Graham einen kleinen Garten mit einem Pfad zur Hintertür.
“Hallo!”
Nichts. Kein Hund. Nichts.
Er rief erneut und wartete eine Zeit lang, bevor er zur Hintertür ging. Er klopfte und rief erneut.
“Hallo?”
Nichts.
Auch hier presste er sein Gesicht ans Fenster, beschirmte die Augen mit den Händen und spähte ins Haus.
Er sah den Fliesenboden in der Küche, ein paar Stühle, einen Tisch, eine Geschirrspülmaschine, die Arbeitsplatte. Irgendetwas brummte. Hinter der Küche erkannte er einen Flur, ein Wohnzimmer, sah eine Hand.
Eine Hand?
Auf dem Boden. An einem Arm, der in den Flur ragte.
Jemand lag auf dem Boden. Bewusstlos.
“Hallo!”
Sollte er die Tür eintreten? Er hatte hier nur begrenzte Rechte. Er griff nach seinem Handy, wählte die Nummer der Conlins und schlug gleichzeitig gegen das Glas. Er hörte das Klingeln im Haus und legte auf, als sich ein Anrufbeantworter meldete.
Graham klopfte noch einmal und probierte dann die Klinke.
Die Tür öffnete sich.
Merkwürdig.
Graham überlegte kurz und trat dann ein.
“Hallo!”
Immer auf der Hut vor einem möglichen Eindringling, arbeitete er sich zu der Person auf dem Boden vor. Dabei überflog er jeden Winkel und wünschte sich, dass er seine Waffe dabeigehabt hätte.
Alles war leer.
Eine Frau Anfang dreißig lag auf dem Boden. Ohnmächtig.
Graham ging in die Knie und fühlte ihren Puls. Nichts. Er lege sein Ohr an ihre Brust. Bei dem tiefen Summen konnte er kaum etwas hören. Es stammte
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