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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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entlangholperte. Sie folgten ihm vielleicht einen Kilometer weit, bevor sie zu einer mit Pfosten und Latten umzäunten Pferdekoppel und einer Reihe von Stallungen am anderen Ende gelangten. Ein Dutzend ansehnlicher Pferde, alle schneeweiß, bedachten das vorüberfahrende Auto mit einem neugierigen Blick und einem Schwanzschnippen. Nach knapp hundert Metern hatten sie das Gestüt er reicht.
    Es entpuppte sich als Musterbeispiel für einen planlosen Ar chitekturstil – ein niedriges, ausuferndes, L-förmiges Gebäude, überwiegend aus Holz, mit Fenstern unterschiedlicher Größe und einer überdachten Veranda, die sich an der Südseite des Hauses entlangzog. Drei Wachhunde unterbrachen ihre Siesta, um sich gemächlich zum Wagen zu begeben und daran zu schnüffeln, bevor sie sich wieder auf die Veranda verzogen. Als Olivier den Motor abstellte, war die Stille beinahe überwältigend. Sam stieg aus und reckte sich, während er sich umsah. Er konnte sich vorstellen, dass sich hier in den letzten hundert Jahren kaum etwas verändert hatte. Das einzige Zugeständnis an das einundzwanzigste Jahrhundert war der Hubschrauber, der hinter dem Haus parkte.
    »Monsieur Reboul scheint schon da zu sein«, meinte Olivier. »Das da drüben ist nämlich sein sogenanntes Camargue-Taxi.«
    Sie hatten die Hälfte des Weges zu der wuchtigen Eingangstür zurückgelegt, als diese sich öffnete und eine schmale, zerbrechliche Gestalt heraustrat, um sie zu begrüßen. Der Mann trug schwarze Hosen, eine schwarze Weste und ein weißes Hemd; sein Gesicht hatte die Farbe von altem Mahagoni, und die Beine wiesen eine leichte Säbelform auf. Olivier stellte ihn als Luc vor.
    »Er lebt als Wächter auf dem Anwesen, und er ist ein Pferdeflüsterer.« Olivier wandte sich Luc zu und schlug ihm beherzt auf die Schulter. »Die Pferde sind sozusagen Ihre Kinder, eh?«
    Der kleine Mann nickte lächelnd, wodurch sein Gesicht, das von der Sonne ohnehin zerfurcht und gegerbt war, weitere Runzeln erhielt. Er hob die Hand ans Ohr, Daumen und kleiner Finger gestreckt. »Monsieur Francis telefoniert noch, aber kommen Sie ruhig!« Er führte sie ins Haus in einen Raum, der offensichtlich das Wohnzimmer war und von einem riesigen offenen Kamin beherrscht wurde. An den Wänden hingen Gemälde und Schwarz-Weiß-Fotografien von Pferden und Flamingos sowie überquellende Bücherregale. Die Hörner eines großen schwarzen Stierkopfs dienten als Hutständer. Das Mobiliar war aus Holz und rauem Leder, einfach und bequem.
    Reboul beendete sein Telefonat, legte das Handy vor sich auf den Tisch und winkte Sam zu sich. »Mein lieber Sam, willkommen in der Camargue. Was darf ich Ihnen anbieten? Kaffee? Ein Bier? Etwas Stärkeres, um die Mücken zu vertreiben? Kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Die beiden Männer nahmen vor einem Fenster auf der Vorderseite des Hauses mit Blick auf die ausgedehnte flache Landschaft Platz. »Interessantes Anwesen haben Sie hier«, sagte Sam. »Gehört viel Land dazu?«
    Reboul schüttelte den Kopf. »Nicht besonders viel – ungefähr vierzig Hektar. Wir bauen ein wenig Reis an, aber das Land ist hauptsächlich den Pferden vorbehalten, was Luc glücklich macht. Wissen Sie, sein Vater gehörte noch zu den gardians der alten Schule und brachte Luc schon mit vier Jahren das Reiten bei. Als er zehn war, ersetzte er bereits eine vollwertige Arbeitskraft.« Reboul blickte auf seine Uhr. »Nun also. Wird Zeit, dass wir anfangen.«
    Sam nahm einen Stapel Papiere aus einem Aktenordner und reichte sie Reboul. »Ein wenig Lektüre für den Rückflug im Helikopter. Das ist die schriftliche Vorlage für die Präsentation. Vielleicht könnten Sie kurz einen Blick darauf werfen, um zu sehen, ob Sie noch Änderungswünsche haben. Dem Vernehmen nach sprechen die Ausschussmitglieder Englisch, aber um auf der sicheren Seite zu sein, würde ich den Text gern ins Französische übersetzen, aus drucken und in einer Dokumentenmappe deponieren las sen: zum Mitnehmen. Mein Freund Philippe kann mir dabei helfen.«
    Reboul nickte zustimmend. »Gute Idee. Vielleicht mit einer Fotografie unseres Projektmodells? Oder einer künstlerischen Expertise? Was meinen Sie?«
    Nun war es an Sam, zustimmend zu nicken. »Eine künstlerische Expertise wäre ideal. Sie würde uns erlauben, ein bisschen zu schummeln und einen Hauch Lokalkolorit hinzuzufügen.« Er machte sich eine Notiz auf dem Aktenordner. »Gut. Nun kommen wir zu der alles entscheidenden Frage.« Er stärkte sich mit einem

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