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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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an einem kleinen, handverlesenen College, wo sie einen Kurs für angehende Manager von Promihotels besuchten.
    Englisch war verständlicherweise Teil des Lehrplans. Es wurden natürlich auch detaillierte Kenntnisse über die Führung eines Hotels vermittelt bis hin zur Wichtigkeit sauberer Fingernägel, der Kunst, das Trinkgeld zu erhöhen, und nicht zuletzt bezüglich der Abwehrmaßnahmen, die zu ergreifen waren, wenn ein distinguierter Gast, beispielsweise ein Senator der Vereinigten Staaten von Amerika, mit einigen lokalen Bordsteinschwalben in flagranti erwischt werden sollte.
    Flo und Jo schlossen mit Bestnoten ab, und zur Feier des Tages erhielten sie ein T-Shirt aus schwarzer Seide, auf dem in geschmackvollen goldenen Lettern das Motto der Glücksrittermetropole eingestickt war: »Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.« Gerüstet für die reale Welt, kehrten sie nach Calvi zurück und übernahmen die Führung des Hotels. Sie führten es gut und konnten bald expandieren, erweiterten es mit Bars, einem Franchise-Unternehmen am Strand und ein oder zwei Firmen, die genau genommen nicht ganz legal waren.
    »Aber es sind herzensgute Jungs«, erklärte Reboul. »Und ich bin sicher, dass sie ihre Aufgabe hervorragend meistern.«
    »Sie müssen den Eindruck erwecken, als seien sie Teil der Ordnungsmacht, Francis. Was ist mit Uniformen?«
    Reboul tippte an seine Nasenflügel. »Die besitzen sie bereits, von der Verkehrspolizei. Keine Ahnung, warum. Ich glaube es ist besser, mit ihnen die Frage nach der Herkunft der Uniformen nicht unnötig zu vertiefen.«
    Die Maschine begann mit dem Landeanflug auf Calvi, als Reboul sich vorbeugte. »Über eine Sache haben wir noch nicht gesprochen, Sam. Über den Arzt, den Sie erwähnt haben. Wo können wir den finden?«
    »Sie sehen ihn vor sich.«
    Reboul lachte lauthals, wurde aber rasch wieder ernst: »Das geht nicht. Sie sind den Leuten schon einmal begegnet, Sam. Die kennen Sie.«
    »Nicht mit steriler Maske, Schutzbrille, Arztkittel und der eng anliegenden Haube, die Chirurgen im OP tragen. Alles, was man von mir zu Gesicht bekommt, sind meine Augenbrauen.«
    Reboul rieb sich gedankenvoll das Kinn. »Nun ja, mag sein. Allerdings könnte man Sie an der Stimme erkennen, an Ihrem Akzent.«
    »Ich spreche kein Wort Englisch. Ich mache den Mund überhaupt nicht auf. Das erübrigt sich. Ich habe schließlich meine Geheimwaffe.
    »Was soll das nun schon wieder sein?«
    »Eine zweisprachige Krankenschwester.«
    Calvi, der Legende nach die Geburtsstadt von Christoph Kolumbus, gehört zu den malerischsten Fleckchen Erde auf einer Insel, die mit malerischen Fleckchen Erde reich gesegnet ist. Die sechshundert Jahre alte Zitadelle, auf einem Felsvorsprung erbaut, ragt hoch über der kleinen Hafenstadt mit dem weitläufigen Meerblick und den engen Gassen auf, und in einer Bar, die sich in einer dieser engen Gassen verbarg, trafen sich Sam und Reboul mit den Gebrüdern Figatelli.
    Das Pourquoi Pas sah auf den ersten Blick wie Dutzende anderer Bars im Mittelmeerraum aus: Es gab die obligatorischen Fischernetze, Fußballposter, eine gerahmte Fotografie von Johnny Hallyday, einen Fernseher mit Flachbildschirm und einige kunstvoll gerahmte alte Spiegel an den Wänden, deren trübes Glas den Lauf der Zeit sichtbar machte. Die Bar war für die Besprechung gewählt worden, weil sie den Figatellis gehörte und über ein streng privates Hinterzimmer verfügte.
    »Sie sind ein bisschen früh dran«, erklärte die junge Frau hinter der Theke. »Die beiden sind noch auf dem Weg hierher. Bitte folgen Sie mir.« Sie führte sie in einen kleinen Raum, vollgestopft mit Kartons, die Pastis und korsischen Whisky enthielten. Ein Holztisch mit vier Stühlen stand in der Mitte, und während sie Platz nahmen, kam die junge Frau mit einem Tablett zurück – zwei Kaffee, zwei kleine Gläser und ein schlichte dunkelgrüne Flasche mit einem handgeschriebenen Etikett, das lediglich »Flo& Jo« besagte.
    Reboul entging nicht, dass Sam die Flasche in Augenschein nahm. »Das ist Myrtei, ein korsischer Likör, der mit eben dieser Pflanze, Myrte, aromatisiert wird. Manche Leute bezeichnen ihn als Fischerfrühstück.« Er füllte die Gläser und reichte Sam eines. »Auf Elena und ihre baldige Rückkehr.«
    Sam probierte einen Schluck. Der Likör war zähflüssig und honigsüß, aber mit einer unverkennbaren Schärfe, die ein Bren nen im Rachen erzeugte. »Schmeckt gut. Hausgemacht?«
    Reboul wollte sich gerade über die

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