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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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beunruhigt, um sich mit Reboul in Verbindung zu setzen. Eine Stunde später rief der Mogul von Marseille zurück. »Meine Leute haben Nachforschungen bei der Polizei und in den Krankenhäusern und Kliniken angestellt. Es sind keine Meldungen über Unfälle oder Notfälle eingegangen, in die Personen verwickelt waren, auf die Elenas Beschreibung passt. Es tut mir leid, mein Freund, bisher haben wir nur Nieten gezogen. Wir versuchen es weiter.«
    Sam verbrachte einen sorgenvollen Abend mit Mimi und Philippe. Sie setzten die erfolglosen Anrufe unter Elenas Handy nummer fort. Philippe rief all seine Kontaktpersonen an – Informanten, Nachtschwärmer, Bar- und Clubbesitzer, einen Freund, der private Krankentransporte durchführte. Nichts. Der Abend zog sich endlos hin und drohte für Sam in eine düstere, schlaflose Nacht überzugehen.
    Ermüdet vom rastlosen Hin- und Hermarschieren im Schlafzimmer und eher verzweifelt als hoffnungsvoll versuchte er abermals, Elena anzurufen. Dieses Mal ging jemand ran. Sam war erleichtert.
    »Wir hatten gehofft, dass Sie sich melden.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang blechern und verzerrt, wie durch eine Art Schallschutz gedämpft, und Sam spürte instinktiv, dass dieser Mann nicht in freundlicher Absicht sprach.
    Er versuchte dennoch, Ruhe zu bewahren. »Wo ist Elena?«
    »Oh, es geht ihr gut.«
    »Ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Sie holt ein wenig Schlaf nach. Es wäre eine Schande, sie zu wecken.«
    »Wo ist sie? Wer sind Sie?«
    »Das sollte Sie nicht interessieren.« Der Mann räusperte sich kurz und fuhr in drohendem Tonfall fort: »Und jetzt hören Sie genau zu. Miss Morales wird unbeschadet zu Ihnen zurückkehren, sobald Sie Ihr Angebot für die Erschließung der Anse des Pêcheurs zurückgezogen haben, offiziell und bedingungslos. Suchen Sie sich jeden beliebigen Grund aus – mit Ausnahme des echten, versteht sich. Ist das klar? Sie können mich unter dieser Nummer erreichen, sobald Sie alles Erforderliche in die Wege geleitet haben. Ich empfehle Ihnen, keine Zeit zu verlieren.«
    Sam schluckte: »Woher weiß ich, dass Sie Wort halten?«
    »Gar nicht.«
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    »Vielleicht weil Ihnen nichts anderes übrigbleibt?«
    Es klickte, dann war die Leitung tot.

16. Kapitel
    P hilippe war bereits in der Küche, stand am Fenster und trichterte sich seinen ersten Espresso ein, als Sam eintrat – ein abgespannter, unrasierter, rotäugiger Sam, der noch dieselbe Kleidung wie am Vortag trug und sein Handy umklammerte. Und doch schien er ein anderer Mensch geworden zu sein. Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich.
    »Nach wie vor keine Nachricht?« Sam schüttelte den Kopf. Als er Philippe gestern Abend von dem anonymen Anruf erzählt hatte, hatte sich dieser abermals mit der Polizei, den Krankenhäusern, seinen Kontaktpersonen in der Unterwelt und den Rettungsdiensten in Verbindung gesetzt. Genau wie vorher war das Ergebnis eine Niete nach der anderen gewesen. Es war an der Zeit, der unerfreulichen Tatsache ins Gesicht zu sehen, dass der nächtliche Anrufer es ernst meinte: Elena war entführt worden.
    Philippe gesellte sich zu ihm und nahm Platz. Er legte Sam den Arm um die Schulter und zuckte zusammen, als sich seine angeknacksten Rippen beschwerten. »Ich weiß, dass es hart ist, aber lass uns versuchen, logisch an die Sache heranzugehen. D’accord? « Sam nickte seufzend. »Das ist kein normaler Entführungsfall, in dem es um Lösegeld geht, denn niemand hat Geld von dir verlangt«, fuhr Philippe fort. »Sie waren sehr präzise, was ihre Forderungen angeht, und in welcher Form du ihnen nachkommen sollst. Hinzu kommt, dass der Typ Englisch gesprochen hat. Mit Akzent?«
    »Schwer zu sagen. Seine Stimme klang verzerrt.«
    »Das ist heutzutage die Norm.« Philippe schüttelte den Kopf. » Putain – ich rede schon wie ein Bulle. Was ich meine: Klang er wie ein waschechter Engländer oder wie ein Franzose, der Englisch spricht?«
    Die Stimme hatte trotz der Verzerrung geklungen, als sei sie mit der englischen Sprache vertraut, erinnerte sich Sam. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, bin ich mir ziemlich sicher, dass er Engländer war. Ein Franzose hat fast immer Schwierigkeiten, die englischen Worte auszusprechen, die mit einem h beginnen. Der Kerl schien damit kein Problem zu haben.«
    »Aha. Also, ein Engländer ruft dich an und verlangt, dass du aus dem Projekt aussteigst. Die Frage

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