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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Dampfern, die ihn im Sommer durchpflügen, nicht wenig gefürchtet.
    An der Südwestspitze des Sees langte Michael Strogoff an, auf den Armen Nadia, deren ganze Lebensenergie sich in ihren Augen concentrirte. Was konnten die Beiden in diesem wilden Theile der Provinz anders erwarten, als hier erschöpft und hilflos zu sterben? Und doch, wie wenig war noch übrig von der 6000 Werst langen Strecke, die der Courier des Czaren zurücklegen mußte, um sein Ziel zu erreichen? Nur noch sechzig Werft längs der Südküste bis zum Abfluß der Angara, und achtzig Werst von diesem Punkte aus bis nach Irkutsk, zusammen einhundertvierzig Werst, d.h. eine Reise von drei Tagen für einen kräftigen, gesunden Mann, wenn er sie auch zu Fuße zurücklegen sollte.
    Konnte aber Michael Strogoff noch für einen solchen Mann gelten?
    Der Himmel schien ihm diese letzte Prüfung ersparen zu wollen. Das Unglück, sein hartnäckiger Begleiter, verschonte ihn einmal. Dieses Ende des Baikal, dieser Theil der Steppe, welchen er öde und verlassen glaubte und der es auch sonst immer ist, – heut’ war er es nicht.
    Etwa fünfzig Personen standen an dem Winkel, der die südöstliche Spitze des Sees bildet.
    Nadia bemerkte diese Gruppe erst, als Michael Strogoff sie tragend die letzten Abhänge eines Berges herunterstieg.
    Einen Augenblick konnte das junge Mädchen wohl fürchten, hier wieder nur eine Abtheilung Tartaren vor sich zu haben, welche entsendet wäre, an den Ufern des Baikal zu streifen, in welchem Falle ihnen Beiden jetzt jedes Entfliehen unmöglich sein mußte.
    Aber Nadia war in dieser Hinsicht sehr bald beruhigt.
    »Das sind Russen!« rief sie erfreut. Nach dieser letzten Anstrengung aber fielen ihre Augenlider zu und ihr Haupt sank an die Brust Michael Strogoff’s nieder.
    Doch auch sie waren bemerkt worden, und einige jener Leute, welche auf sie zukamen, führten den Blinden und das junge Mädchen nach einer Stelle des Ufers, an der ein Floß befestigt lag.
     

    Bald ward der Körper des armen Nikolaus in die Grube gelegt. (S. 333)
     
    Das Floß schien zur Abfahrt bereit.
    Diese Russen, Leute aus allen Ständen, waren Flüchtlinge, welche die nämliche Absicht hier an der Küste des Baikal vereinigt hatte. Von den tartarischen Plänklern vertrieben, suchten sie nach Irkutsk zu entkommen, und da das zu Lande ziemlich unmöglich war, seitdem die Feinde sich auf beiden Ufern der Angara festgesetzt hatten, so hofften sie ihr Ziel dadurch zu erreichen, daß sie den Weg auf dem Flusse benutzten, der die Stadt durchströmt.
    Wie hüpfte Michael Strogoff’s Herz vor Freude, als er diese Absicht vernahm! Noch einmal heiterten sich die Aussichten für ihn auf. Er hatte aber Selbstbeherrschung genug, diese Empfindung zu verbergen, da er für angezeigt hielt, sein Incognito mehr als je zu bewahren.
    Der Plan der Flüchtlinge war sehr einfach. Nahe dem nördlichen Ufer des Sees zeigte sich eine Strömung bis zum Abfluß der Angara hin, und diese wollten sie zunächst benutzen, um nach jenem Augußthore des Baikal zu gelangen. Von hier aus trugen sie die Wellen des Flusses bis Irkutsk mit einer Schnelligkeit von zehn bis zwölf Werst die Stunde dahin. Binnen anderthalb Tagen konnten sie in Sicht der Stadt sein.
    Am Seeufer fehlte es natürlich an jedem Schiff oder Boot Man mußte diese zu ersetzen suchen und zimmerte ein Floß, wie man deren häufig auf den sibirischen Strömen begegnet. Das nöthige Holz lieferte ein Tannenwald in der Nähe.
     

    Ein alter Schiffer vom Baikal hatte das Commando übernommen. (S. 338.)
     
    Die mittels Weidenzweigen so gut als möglich verbundenen Stämme bildeten eine Plattform, auf der hundert Menschen bequem Platz gefunden hätten.
    Auf dieses Floß führte man auch Michael Strogoff und Nadia. Das junge Mädchen war wieder zu sich gekommen. Man reichte ihr sowie ihrem Begleiter etwas Nahrung. Dann ward ihr ein Lager aus Laubwerk zurecht gemacht, auf dem sie bald in tiefen Schlaf verfiel.
    Denen, welche ihn ausfragten, sagte Michael Strogoff nichts von den ihm bekannten Ereignissen bei Tomsk. Er gab sich für einen Bewohner von Krasnojarsk aus, dem es nicht gelungen sei, vor dem Eintreffen der Truppen des Emirs auf dem linken Dinka-Ufer zu entkommen, und er fügte nur hinzu, daß die Hauptmacht des Tartarenheeres wahrscheinlich schon vor der Hauptstadt Sibiriens Stellung genommen haben werde.
    Es galt also keinen Augenblick mehr zu verlieren. Uebrigens nahm die Kälte empfindlich zu. In der Nacht sank

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