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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wasser, da die Nacht ganz besonders kalt zu werden schien. Getrieben vom Winde, sah man zahlreiche Schollen schon jetzt nach Westen ziehen. Diese waren nicht zu fürchten, da sie in die Angara, deren Mündung sie schon passirt hatten, nicht gelangen konnten. Wohl aber wurden vielleicht diejenigen, welche aus dem Osten des Sees kamen, von der Strömung angezogen und preßten sich zwischen die Flußufer. Das brachte dann wohl Schwierigkeiten, Verzögerungen oder gar unübersteigliche Hindernisse hervor, die das Floß aufzuhalten drohten.
    Michael Strogoff war es also von höchstem Interesse, den Zustand des Sees zu kennen, für den Fall, daß Eisschollen in größerer Anzahl auftreten sollten. Er fragte Nadia nach deren Erwachen wiederholt, und ließ sich von ihr Alles mittheilen, was auf der Wasserfläche vorging.
    Während dieses Dahintreibens der Eisschollen beobachtete man auf dem Baikalsee noch mancherlei eigenthümliche Erscheinungen, unter anderen das Aufbrodeln siedender Quellen, welche aus mehreren im Bette des Sees gelegenen artesischen Brunnen aufsprangen. Diese Wassersäulen erhoben sich zu beträchtlicher Höhe und zertheilten sich in Dampfwolken, welche einen Augenblick lang in den Strahlen der Sonne irisirten und dann sofort von der Kälte verdichtet wurden. Gewiß hätte dieses Schauspiel das Auge jedes Touristen ergötzt, der in friedlichen Zeiten das sibirische Binnenmeer zum Vergnügen bereiste.
    Gegen vier Uhr Nachmittags signalisirte der alte Seemann den Abfluß der Angara zwischen den hohen Granitfelsen des Ufers. An der Küste zur Rechten erkannte man den kleinen Hafen Livenitchnaia, dessen Kirche und die wenigen am steilen Strande erbauten Häuser.
    Leider wälzten sich schon die ersten von Osten gekommenen Eisschollen zwischen die Ufer der Angara und schwammen also nach Irkutsk hinab. Doch erschien ihre Anzahl noch nicht hinreichend, um den Fluß zu verstopfen, sowie die Kälte nicht intensiv genug, um sie wesentlich zu vermehren.
    Das Floß erreichte den kleinen Hafen und hielt dort an. Der alte Seemann wollte hier eine Stunde verweilen, um einige unabweisliche Reparaturen vorzunehmen. Die Stämme drohten aus einander zu weichen und mußten nothwendig fester verbunden werden, um der sehr schnellen Strömung der Angara sicherer zu widerstehen.
    Während der schönen Jahreszeit dient der Hafen von Livenitchnaia als Ein-und Ausschissspunkt der Reisenden auf dem Baikalsee, die sich von hier entweder nach Kiachta begeben, nach der letzten Stadt an der russisch-chinesischen Grenze, oder von dort aus kommen. Er ist dann sowohl durch Dampfboote, als auch durch Küstenfahrer aller Art sehr belebt.
    Heute war auch Livenitchnaia verlassen. Seine Bewohner entflohen vor den Verwüstungen der Tartaren, welche beide Ufer der Angara unsicher machten. Die Flotille von Schiffen und Booten, welche sonst in ihrem Hafen überwinterte, hatten sie nach Irkutsk verlegt und sich noch rechtzeitig, reichlich mit allem Nothwendigen versorgt, nach der Hauptstadt Ostsibiriens zurückgezogen.
    Der alte Seemann erwartete also gewiß nicht, hier noch weitere Flüchtlinge aufnehmen zu sollen, und doch kamen, als das Floß nur anlegte, zwei Passagiere mit aller Hast aus einem verödeten Hause herabgelaufen.
    Nadia sah von ihrem Platze auf dem Hintertheile nur mit halbem Auge dahin.
    Da entfuhr ihr ein leiser Schrei. Sie ergriff die Hand Michael Strogoff’s, der verwundert den Kopf emporrichtete.
    »Was hast Du, Nadia? fragte er – Unsere beiden Reisegefährten, Michael.
    – Jener Franzose und jener Engländer, denen wir in dem Engpasse des Ural begegneten?
    – Dieselben.«
    Michael Strogoff erzitterte, denn jetzt lief das strenge Incognito, aus dem er nicht heraustreten wollte, Gefahr, enthüllt zu werden.
    Jetzt konnten ihn Alcide Jolivet und Harry Blount ja nicht mehr für den Kaufmann Nikolaus Korpanoff erkennen, sondern als den wahren Michael Strogoff, den Courier des Czaren. Schon zweimal seit ihrer Trennung auf dem Relais zu Ichim sahen ihn ja die beiden Journalisten wieder, das eine Mal auf dem Felde bei Zabediero, als er Iwan Ogareff mit der Knute über das Gesicht schlug, das andere Mal in Tomsk, als er vom Emir verurtheilt wurde. Sie wußten also, wer er war und in welcher Eigenschaft er reiste.
    Michael Strogoff kam bald zu einem nothwendigen Entschlusse.
    »Nadia, begann er, sobald der Franzose und der Engländer sich ein geschifft haben, so bitte sie, zu mir zu kommen.«
    Jene waren wirklich Harry Blount und

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