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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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russischen Adlern« 1 .
    Es versteht sich von selbst, daß Harry Blount sich des jungen Mädchens wegen in keinerlei Unkosten steckte. Es war das einer der wenigen Unterhaltungsgegenstände, über welche er mit seinem Gefährten nicht gern plauderte. Der ehrenwerthe Gentleman hatte nicht die Gewohnheit, zwei Sachen auf einmal zu thun.
    Als Alcide Jolivet ihn einmal so nebenbei fragte, wie alt die junge Liefländerin wohl sein möge, antwortete er ganz ernsthaft und mit halbgeschlossenen Augen:
    »Welche junge Liefländerin?
    – Nun, zum Kuckuck, die Schwester Nicolaus Korpanoff’s.
    – Das ist seine Schwester?
    – Nein, seine Großmutter! versetzte Alcide Jolivet, den dieses Phlegma außer Fassung brachte. – Nun, welches Alter trauen Sie ihr zu?
    – Wäre ich bei ihrer Geburt anwesend gewesen, so würde ich es wissen!« antwortete einfach Harry Blount, der sich offenbar nicht weiter einlassen wollte.
    Der Landstrich, durch den die beiden Tarantaß dahinrollten, war fast vollkommen verlassen. Das Wetter blieb ziemlich gut, der Himmel leicht bewölkt, die Temperatur erträglich. Mit besser auf Federn befestigten Wagen hätten sich die Reisenden nach keiner Seite zu beklagen gehabt. Sie kamen wie mit den Berlinen der russischen Post, d.h. ungemein schnell vorwärts.
    Wenn das Land aber verlassen schien, so lag das nur in den gegenwärtigen Verhältnissen. Auf den seltenen Feldern fanden sich nur wenig oder gar keine sibirischen Bauern mit ihrem bleichen und ernsten Gesicht, welche Bauern eine berühmte Reisende mit den Castiliern verglichen hat, nur fehlt ihnen deren trotziger Stolz. Da und dort verriethen auch schon einige verlassene Dörfer die Annäherung der tartarischen Heerhaufen. Die Einwohner waren unter Mitführung ihrer Heerden von Schafen, Kameelen und Pferden nach den nördlicheren Ebenen entflohen. Einige treu gebliebene Stämme der großen Kirghisenhorde hatten ihre Zelte gleichfalls über den Irtysch und Obi hinaus geschafft, um den Plünderungen der Eindringlinge zu entgehen.
    Glücklicher Weise erlitt der Postbetrieb hier noch keine Störung, so wenig wie das Telegraphenwesen, so weit der ununterbrochene Draht eben noch reichte. Auf jedem Relais lieferten die Postmeister Pferde zu den vorschriftsmäßigen Bedingungen. Auf jeder Station befanden sich die Beamten an ihren Schaltern zur Beförderung der aufgegebenen Telegramme, welche höchstens durch die vielen Staatsdepeschen einige Verzögerung erfuhren. Auch Harry Blount und Alcide Jolivet machten von dem Telegraphen ausgiebigen Gebrauch.
    Bis hierher ging Michael Strogoff’s Reise also unter befriedigenden Umständen von Statten. Der Courier des Czar hatte sich nirgends verspätet, und wenn es ihm gelang, die Spitze der von Feofar-Khan über Krasnojarsk hinaus geschobenen Heereshaufen noch zu umgehen, war er auch sicher, vor ihnen und in der kürzesten bis letzt gebrauchten Zeit in Irkutsk anzulangen.
    Am folgenden Tage, nachdem die beiden Tarantaß Jekaterinenburg verließen, erreichten sie um sieben Uhr Morgens die kleine Stadt Tulugnisk nach Zurücklegung einer Strecke von 220 Werft, ohne daß sich dabei ein irgend nennenswerther Zufall ereignet hätte.
    Dort wurde dem Frühstück ein halbes Stündchen gegönnt. Gleich darauf eilten die Reisenden mit einer Geschwindigkeit weiter, welche nur das Versprechen einer gewissen Summe Kopeken erklärlich machte.
    Denselben Tag, den 22. Juli, langten die beiden Fuhrwerke sechzig Werst weiter in Tiumen an.
    Tiumen, dessen normale Bevölkerung gegen 10,000 Seelen zählt, beherbergte jetzt wohl die doppelte Zahl. Diese Stadt, übrigens das erste von den Russen in Sibirien gegründete Industriestädtchen, dessen schöne metallurgische Werkstätten und Glockengießereien weithin bekannt sind, bot noch nie vorher einen so belebten Anblick.
    Die beiden Correspondenten begaben sich sofort auf die Jagd nach Neuigkeiten. Was die sibirischen Flüchtlinge vom Kriegsschauplatze mittheilten, klang nicht eben sehr tröstlich.
    Man sagte unter Anderem, die Armee Feofar-Khan’s nähere sich in Eilmärschen dem Thale des Ischim, und man bestätigte mehrfach, daß der Tartarenchef sich sehr bald mit dem Oberst Iwan Ogareff die Hand bieten werde, wenn das nicht gar schon geschehen sei. Man folgerte daraus ganz richtig, daß die Operationen bald mit mehr Nachdruck im Osten Sibiriens geführt werden würden.
    Die russischen Truppen mußten ihrer Mehrzahl nach erst aus den europäischen Provinzen herangezogen werden, und

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