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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von einem weiten Ritte ermüdeten Mannschaften etwas ausruhen lassen. Plaudernd und den »Beng« (d.i. ein Hanfblatt, der Hauptbestandtheil des »Haschich«, von dem die Asiaten einen so ausgedehnten Gebrauch machen), rauchend, gingen die beiden Officiere am Rande des Gehölzes so auf und ab, daß Michael Strogoff ihre Unterhaltung hören und auch die Worte verstehen konnte, da sie sich der tartarischen Sprache bedienten.
    Schon die ersten Worte ihres Gesprächs erregten die Aufmerksamkeit Michael Strogoff’s im höchsten Grade.
    Zu seinem Erstaunen war von ihm selbst die Rede.
    »Jener Courier kann einen so großen Vorsprung vor uns unmöglich haben, sagte der Pendja-Baschi, und außerdem konnte er bestimmt keinen anderen Weg einschlagen als die Straße durch die Barabinen-Steppe.
    – Wer weiß, ob er Omsk überhaupt verlassen hat? erwiderte der Deh-Baschi. Vielleicht hält er sich noch jetzt in irgend einem Hause der Stadt versteckt.
    – Wahrlich, das wäre nur zu wünschen! Dann brauchte der Oberst Ogareff nicht zu fürchten, daß die Depeschen, deren Träger der Courier doch ohne Zweifel ist, an ihren Bestimmungsort gelangten!
     

    Michael Strogoff trabte mit größter Aufmerksamkeit weiter. (S. 188.)
     
    – Man behauptet, Jener solle ein Landeskind, ein Sibirier sein, fuhr der Deh-Baschi fort. Als solchen muß ihm wohl die Provinz bekannt sein und er konnte recht wohl von der Landstraße nach Irkutsk abweichen in der Rechnung, sie erst später wieder aufzusuchen.

     
    »Wie? Fackeln!« murmelte er. (S. 190.)
     
    – Dann wären wir ihm aber voraus, antwortete der Pendja-Baschi, denn wir haben Omsk kaum eine Stunde nach seiner Abreise aus der Stadt ebenfalls verlassen und sind bei der größten Schnelligkeit der Pferde dem kürzesten Wege gefolgt. Ob er also in Omsk ganz zurück geblieben oder wir vor ihm in Tomsk ankommen, um ihm den Weg zu verlegen, jedenfalls wird er Irkutsk nicht zu erreichen vermögen.
    – Eine derbe Frau übrigens, jene alte Sibirierin, die offenbar seine Mutter ist!« bemerkte der Deh-Baschi.
    Bei diesen Worten klopfte Michael Strogoff’s Herz, als wollte es springen.
    »Ja wohl, erwiderte der Pendja-Baschi, sie versuchte es zwar abzuleugnen, daß dieser vermeintliche Kaufmann ihr Sohn sei, aber es gelang ihr nicht. Der Oberst Ogareff hat sich dadurch nicht täuschen lassen, denn er sprach es wenigstens aus, er werde die alte Hexe zur passenden Zeit schon zum Geständniß der Wahrheit zu bringen wissen.«
    So viele Worte, so viele Dolchstiche waren das für Michael Strogoff. Er war also sicher als Courier des Czar erkannt. Eine zu seiner Verfolgung ausgesendete Reiterabtheilung mußte ihm unfehlbar den Weg verlegen! Dazu befand sich, zu seinem tiefsten Schmerze, seine Mutter in der Gewalt der Tartaren, und der grausame Ogareff rühmte sich, er werde sie zum Sprechen zu bringen wissen, wenn es ihm beliebte.
    Michael Strogoff wußte recht gut, daß die energische Sibirierin Nichts aussagen und daß ihr diese Weigerung jedenfalls das Leben kosten werde! …
    Michael Strogoff glaubte zwar, daß er Iwan Ogareff niemals mehr zu hassen im Stande sei, als er ihn bis jetzt gehaßt habe, und doch drang ihm auf’s Neue ein bitteres Gefühl des Hasses in’s Herz Der Schurke, der sein Vaterland verrieth, drohte nun auch noch seine alte Mutter zu foltern!
    Das Gespräch der beiden Officiere dauerte noch länger fort, und Michael Strogoff glaubte zu verstehen, daß in der Umgebung von Kolywan ein Zusammenstoß zwischen den von Norden herabziehenden russischen Truppen, und den Tartarenhorden zu erwarten sei. Ein schwaches russisches Corps von 2000 Mann näherte sich, den vom unteren Obi eingegangenen Nachrichten zufolge, in Eilmärschen der Stadt Tomsk. Wenn sich das bestätigte, so mußte jenes Corps, welches von der Hauptmacht des Heeres unter Feofar-Khan aufgefangen wurde, ohne Zweifel vernichtet werden, und dann gehörte die Straße nach Irkutsk unbestritten den frechen Feinden.
    Seine eigene Person betreffend, entnahm Michael Strogoff aus einigen Aeußerungen des Pendja-Baschi, daß auf seinen Kopf ein Preis gesetzt und Befehl ergangen sei, ihn lebend oder todt einzuliefern.
    Daraus ergab sich aber die Nothwendigkeit, den usbeckischen Reitern zuvor zu kommen und auf der Straße nach Irkutsk den Obi zwischen den Courier und seine Verfolger zu bringen. Zur Erreichung dieser Absicht mußte er aber vor Aufhebung des Bivouaks zu entkommen suchen.
    Michael Strogoff bereitete sich sofort, diesen

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