Der Cowboy
der hintersten Ecke auf etwas, das sich wie eine Plastikverpackung anfühlte.
Tatsächlich: vier Kondome. Quinn nahm zwei davon und beschloss, sie zu ersetzen, ehe Fred den Verlust bemerkte. Mit einem schlechten Gewissen schob Quinn die Präservative in seine Gesäßtasche.
Er betrachtete seine Silhouette im Spiegel und setzte sich den Cowboyhut auf. Dann nahm er seine Stiefel in die Hand und schlich an Fred vorbei aus dem Gesindehaus. Er hätte seinen besten Armanianzug gegeben für eine Taschenlampe.
Zwischen zehn und Viertel vor elf zog Jo sich insgesamt zwölfmal um. Quinn war vermutlich an teure Unterwäsche und Negligés gewöhnt. Jedenfalls stellte Jo sich vor, dass Frauen in Manhattan so etwas trugen, wenn sie sich spätnachts mit ihren Liebhabern trafen.
Leider besaß sie nichts dergleichen. Baumwollunterwäsche war das Beste, was sie zu bieten hatte.
Verdammt, sie wollte nicht, dass Quinn diese Nacht als Rendezvous mit einem Bauerntrampel in Erinnerung behielt. Sie durchforstete ihre Schubladen und verteilte ihren gesamten Kleiderschrank auf dem Bett. Als sie schon aufgeben wollte, entdeckte sie ganz hinten im Schrank eine Schachtel, die sie ganz vergessen hatte. Erfreut lachte sie auf. Perfekt!
Vor einigen Jahren, als sie noch gedacht hatte, sie könne ihre Beziehung mit Dick retten, hatte sie sich rote Seidenshorts mit einem passenden Hemdchen gekauft. Aber ehe sie die Wirkung ausprobieren konnte, hatte Dick Jo schon mit einer Kellnerin aus Ugly Bug betrogen.
Die Seide fühlte sich gut auf ihrer Haut an. Natürlich musste sie etwas drüberziehen, sonst würde sie auf dem Weg zum Stall erfrieren. Die Regenjacke an der Haustür würde ihren Dienst schon erfüllen.
Während sie sich im Spiegel musterte, stellte sie sich Quinns Reaktion vor. Ihr Atem beschleunigte sich, als sie sich vorstellte, wie er ihr die Kleider vom Leib riss.
Nachdem sie das Hemdchen zurechtgezupft hatte, schloss sie die Augen. Sie begehrte Quinn so sehr, dass es fast schmerzte. Vielleicht war ihr Stelldichein nicht die klügste Idee ihres Lebens, aber ihr Verstand hatte im Augenblick nicht viel zu melden. Sie wusste einfach, dass sie es für den Rest ihres Lebens bereuen würde, wenn er zurück nach New York fuhr, ohne dass sie miteinander geschlafen hatten.
Sie schlüpfte in ein paar Turnschuhe und schnappte sich eine Wolldecke, ehe sie sich die Treppe hinunterstahl. Das Haus war dunkel und ruhig. Als sie die Haustür erreichte, zog sie die Jacke über und schnappte sich eine Taschenlampe vom Beistelltischchen.
Mit klopfendem Herzen griff sie nach dem Türknauf. Als sie ihn drehen wollte, spürte sie einen Widerstand, so als ob … als ob jemand auf der anderen Seite an der Tür zog!
Ihr Herz machte einen Satz, und sie hastete einen Schritt zurück. Ob Quinn vor lauter Ungeduld beschlossen hatte, zu ihr ins Haus zu kommen?
Die Tür öffnete sich, aber der Mann, der im Dunkel vor ihr stand, war nicht Quinn. “Jo, bist du das?”, raunte eine bekannte Stimme.
Jo zog die Jacke zu und schluckte. “Hi, Fred.”
Jo war sich nicht sicher, wem die Situation unangenehmer war: ihr oder Fred. Zum Glück war es so dunkel, dass er nicht sehen konnte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie fingen im selben Moment an, sich zu rechtfertigen, dann unterbrachen sie sich und starrten einander an.
“Ich, äh, wollte mir eine Magentablette holen”, stotterte Fred.
“Und ich … äh … wollte nach Betsy sehen”, erwiderte Jo. Ihre Lüge war vollkommen offensichtlich. Sie hatte gerade erst vor zwei Stunden nach Betsy gesehen, und es gab keine Anzeichen für Wehen. Fred wusste das genauso gut wie sie.
Aber er nickte, als hätte sie einen wahren Geistesblitz gehabt. “Tolle Idee.”
“Im unteren Badezimmer müssten Tabletten sein”, sagte Jo.
“Hab ich mir gedacht.” Er starrte auf die Decke. “Wie lange wolltest du denn bei … äh … Betsy bleiben?”
“Weiß nicht genau.” Er wusste mit Sicherheit ganz genau, wofür die Decke gedacht war. “Ein, zwei Stunden vielleicht?”
“Klingt sinnvoll.”
“Dann mach ich mich mal auf den Weg.” Hoffentlich wartete Quinn!
“Tu das.”
“Du stehst in der Tür, Fred.”
“Oh.” Fred trat verlegen zur Seite.
“Wir sehen uns”, rief Jo und eilte aus dem Haus.
“Klar.” Fred schloss die Tür hinter ihr.
Grinsend lief sie die Verandatreppe hinunter. Vermutlich trieben Fred und Emmy Lou das schon seit Jahren so. Ihre Tante Josephine hatte bestimmt davon gewusst, aber
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