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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Körperpanzer, der von einer kurzen Armeeweste verdeckt wurde. Die Hände des Mannes waren erhoben, und in seinen braunen Augen tanzten Funken des Humors, die sich auch in seinem breiten Grinsen widerspiegelten.
    »Mister Mercury!« sagte er lachend. Seine vertraute Stimme klang entspannt. »Ein Glück für uns, daß Sie zufällig in der Nähe waren. Mit unserem Wagen scheint etwas nicht zu stimmen. Wie oft habe ich den Jungens vom Management schon gesagt, sie sollen keine ausländischen Wagen kaufen - die verdammten Dinger scheinen andauernd eine Panne zu haben.«
    Ach, Drek, dachte Ryan, als er die Ingram senkte. Plötzlich wußte er, was das Nagen im Hinterkopf ihm hatte sagen wollen. Das Gefühl des déjà vu.

4
     
    Luceros Geist streifte mit ihrem Herrn und Gebieter über die Metaebenen. Sie ging auf einem rissigen Felsplateau innerhalb eines fleckigen Kreises auf und ab. Auf dem magischen Vorsprung, der vom Lied der Göttin beschützt wurde.
    Sie war der dunkle Fleck in dem Meer aus Licht. Sie war sein Kern und sein Ursprung, und irgendwo in den Tiefen ihres Verstands wußte sie, daß der Makel dieses Schattens sich dem Ansturm des Lichts nur wegen ihr widersetzen konnte.
    Zu Anfang hatte sie gedacht, daß es möglicherweise die Stimme Quetzalcóatls war, die dort sang, um zu versuchen, sie von ihrem innewohnenden Übel zu reinigen. Doch sie befürchtete, daß selbst seine Macht nicht ausreichte, um sie von ihrem Makel zu befreien, dem Fluch ihrer Blutgier. Von der Sehnsucht nach der Macht des Blutes.
    Von ihrer Sucht nach Blut.
    Der dunkle Fleck auf ihrer Seele wollte sich nicht abwaschen lassen.
    Lucero sah in ihrer Astralform fast genauso aus wie auf der physikalischen Ebene: nackte Haut, die von runenförmigen Narben bedeckt war, und kahlköpfig. Einst schön, jetzt abstoßend.
    Sie hörte auf, in der Mitte des vom Blut geschwärzten Kreises auf und ab zu gehen. Der Kreis war eine winzige Insel der Stille inmitten eines Meers von Gesang. Wunderschöne Musik auf einem gewölbten Felsvorsprung.
    Der Boden unter Luceros vernarbten Füßen war mit einer klebrigen, zähen Flüssigkeit durch tränkt, die ihre Haut bis zu den Knöcheln bedeckte. Der Eisengestank der frisch Verstorbenen war allgegenwärtig.
    Die Berührung einer glatten, leblosen Hand löste eine beinahe erotische Empfindung in ihr aus, und ein Schauder überlief sie, als sie auf die klaffende Wunde unterhalb des Kinns des toten Mädchens starrte. So jung, dachte Lucero. So viel Leben, das nun nicht mehr gelebt werden kann.
    Lucero wurde von einer düsteren Faszination gepackt. Sie kniete sich neben das junge Mädchen und berührte mit den Fingern die klaffende Wunde, die immer noch in den letzten Regungen des Lebens zuckte. Dies war das frischeste Opfer, und der Körper des Mädchens strahlte noch Wärme aus.
    Lucero sah mit losgelöster morbider Faszination zu, wie ihre Finger in den gräßlichen Schnitt im Hals des Mädchens eintauchten. Sie spürte glitschige Wärme und zog die Hand fast gegen ihren Willen zurück. Ihre Finger waren mit dem Blut des Kindes bedeckt, und sie hob sie an die Lippen.
    Ein Schauder der Ekstase durchfuhr sie, als sie den Geruch nach Eisen wahrnahm, als sie die schwindende Lebensenergie im Blut des Kindes spürte. Lucero konnte nicht länger widerstehen, und sie steckte sich die Finger in den Mund und sog gierig an der metallischen Flüssigkeit, die sie bedeckte. Ein Hunger verzehrte sie, und ihre Finger tauchten wie von selbst erneut in die Wunde ein. Sie zog die Hand zurück und leckte inbrünstig das Blut ab, das ihre Hand herunterlief.
    Wie als Reaktion darauf steigerte sich die Musik außerhalb des kleinen dunklen Kreises zu einem so wunderschönen, so schmerzhaften Crescendo, daß Lucero innehielt, damit sie besser zuhören konnte. Das Lied sprach zu ihr wie die Stimme des Guten, zeigte ihr den Greuel dessen, was sie tat. Es erstickte den Hunger in ihr.
    Lucero erhob sich rasch, wobei sie es nicht wagte, die verstreut daliegenden Leichen ringsumher zu betrachten. Sie war nicht allein in diesem Kreis der Toten. Señor Oscuro, ihr Herr und Gebieter, war bei ihr und arbeitete fieberhaft. Seine blutverschmierte Klinge zuckte über eine Kehle nach der anderen, während ihm der Schweiß über Stirn und Wangen in seinen dunklen Bart lief.
    Seine kohlschwarzen Augen strahlten Macht aus, und sein rabenschwarzes Haar spiegelte das rote Leuchten der Kraft des Blutes wider, die er den aus der physikalischen Welt

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