Der Cyberzombie
und seinem GPS als Führer erreichte Burnout weniger als eine halbe Stunde später das Tor von Dunkelzahns Anwesen. Er fuhr noch einen halben Kilometer weiter und parkte den Wagen in einer von Bäumen geschützten Senke. Dann gingen sie in der Dunkelheit zum Anwesen zurück.
»Ich glaube, die Sicherheit ist hier ziemlich massiv«, sagte Lethe. »Obwohl ich mir über diese Dinge keine Gedanken gemacht habe, als ich das letzte Mal hier war.«
»Kannst du mir Einzelheiten nennen?«
»Ja«, sagte Lethe. »Es gibt Watcher und Elementare. Der Zaun ist mit Monodraht gesichert, und es gibt Kameras und auf Schienen montierte Drohnen, die Betäubungsmunition verschießen. Vielleicht auch paranormale Wachtiere, aber nichts, womit wir nicht fertig werden.«
»Woher weißt du das alles?«
»Als ich zuletzt hier war, habe ich von einem Wachmann Besitz ergriffen, um mit Nadja Daviar reden zu können. Ich habe das alles in seinen Gedanken gelesen.«
Burnout nickte. »Was ist mit der Frau? Wie würdest du sie auf einer Gefahrenskala einschätzen?«
Lethes Stimme war kalt. »Sie ist keine Gefahr.
Nadja Daviar ist eine bemerkenswerte Frau, und ich hätte gern dein Versprechen, daß ihr nichts geschieht.«
»Das kann ich nicht versprechen.«
»Mir ist klar, daß die Situation deiner Kontrolle entgleiten könnte, aber ich hätte gern dein Versprechen, daß du persönlich nichts gegen sie unternimmst. Wenn sie... wenn ihr im Zuge der Ereignisse etwas zustößt, läßt sich das nicht vermeiden. Aber ich möchte, daß du alle dir zur Verfügung stehenden Vorsichtsmaßnahmen ergreifst, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.«
Burnout nickte. »Ich habe keinen Streit mit ihr und nicht den geringsten Grund, sie zu töten. Ich werde ihr nichts tun, es sei denn, Mercury zwingt mich dazu. Oder sie steht im Weg.«
»Mehr kann ich wohl nicht verlangen.«
In diesem Augenblick erregte der Lärm eines starken Motors Burnouts Aufmerksamkeit. Er duckte sich in den Schatten tiefhängender Pinienzweige und wartete ab.
Der Nightsky hinterließ verbranntes Gummi auf dem Asphalt, als er in die Einfahrt zum Anwesen einbog und gleich wieder beschleunigte. Der große Wagen hielt mit quietschenden Reifen vor dem Wohnhaus an.
Burnout erhöhte die Leistung seines Lichtverstärkers. Er sah die Gestalt einer jungen Frau mit der Figur einer Elfe. Sie hatte dunkle Haare und trug ein fließendes rotes Abendkleid. Sie rannte in aller Hast die Stufen zum Haus empor. Sekunden später hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, und der Nightsky fuhr wieder los.
»Sieht so aus, als sei eine Party anders gelaufen als geplant.«
Der Geist lachte. »Wahrscheinlich hat Ryan Mercury von unserer Ankunft erfahren und sie an einen Ort ge schickt, den er für sicher hält. Wie ich es mir gedacht habe.«
»Hervorragend. Dann laß uns jetzt anfangen. Beschreib mir das Haus von innen.«
33
In der Dunkelheit bildete sich ein stecknadelkopfgroßer Punkt aus weißem Licht. Er schwamm in einem unsteten Strom zu ihm, erreichte ihn schließlich und brachte Schmerzen mit sich. Ryan benutzte seine Magie, um die Schmerzen zu verdrängen, und das Pochen in seinem Hinterkopf verschwand.
Er öffnete die Augen und schloß sie sofort wieder.
Ein weißer Raum. Verspiegelte Wände.
Mit geschlossenen Augen machte er eine geistige Bestandsaufnahme von seinem Körper. Der Schlag auf den Hinterkopf war nicht das einzige, was sein Körper erlitten hatte. Er war geschlagen worden, wenn auch nicht schwer, und seine Kopfhaut juckte an der Stelle, wo jemand die Attrappen der Datenbuchsen abgerissen hatte.
Er war nackt, das verriet ihm der leichte Luftzug der Klimaanlage auf seiner Haut und die Kühle des Metallstuhls im Rücken. Seine Hände waren unter den Knien mit Handschellen gefesselt.
Er richtete seine Sinne nach außen. Sein Gehör verriet ihm, daß sich noch zwei andere Personen im Raum befanden, die hinter ihm standen. Sein Geruchssinn sagte ihm, daß eine der beiden Wachen mit Nelken gewürzte Zigaretten mochte und die andere viel zuviel Aftershave aufgetragen hatte.
Er zwang sich zu äußerster Konzentration und zählte langsam von zehn rückwärts. Als er sich gesammelt hatte, öffnete er vorsichtig wieder die Augen.
Der Raum war in einem sterilen Weiß gehalten, fast fünf Meter breit und eineinhalb mal so lang. Direkt vor Ryan stand ein kleiner Tisch, der am Boden festgeschraubt war, mit einem kleinen Deck und einem Telekom darauf. Auf der anderen Seite des
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