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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Dollar verloren.
    „Es ist also nichts passiert?“, hakte Cassie spitz nach. „Mom und Pete sind gesund, unser Haus steht noch, und es gab auch keine Schneesturmwarnung für das Gebiet um Tahoe?“
    „Nein, alles bestens“, erwiderte Marc gut gelaunt.
    Cassie musste sich beherrschen, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen.
    „Was, um alles in der Welt, tust du dann hier?“, brüllte sie los.
    Ein wenig verlegen zuckte Marc eine Schulter, auch so eine Geste, die Frauen unglaublich süß fanden.
    „Ach so, das meinst du. Mom hat sich plötzlich doch ziemliche Sorgen um euch gemacht. Ich meine, so ganz allein hier in der Wildnis, ohne Handynetz …“
    „Das Handynetz ist zweihundert Meter entfernt.“
    „Na ja, du weißt ja, wie sie ist.“
    „Hallo? Mom hatte überhaupt nichts dagegen! Sie hat mir sogar extra den Truck dafür geliehen!“
    „Und dann hast du dich nicht gemeldet, und sie konnte dich nicht erreichen. Plötzlich hat sie sich die schrecklichsten Sachen vorgestellt … Jedenfalls hat sie mich gebeten, herzufahren und mal nach euch zu sehen.“
    Cassie biss sich auf die Unterlippe. Richtig, sie hatte gestern komplett vergessen, wenigstens Bescheid zu sagen. Aber es war auch nicht ausdrücklich ausgemacht gewesen. Mom wusste ja schließlich, wie es hier um den Handyempfang stand. Es sah ihrer Mutter nicht ähnlich, wegen so etwas einen hysterischen Anfall zu bekommen. Wenn sie mit Tom in die Karibik gefahren wäre, hätte sie ja auch nicht ständig zu Hause anrufen können.
    Der Gedanke an ihre eigentlichen Urlaubspläne gaben Cassie den Rest.
    „Na schön. Nun hast du uns ja gesehen und kannst wieder fahren. Bestell Mom schöne Grüße“, sagte sie schneidend.
    „Aber Cassie …“, wandte Linda zaghaft ein.
    Wutentbrannt drehte sich Cassie zu ihr um. „O nein. Nein, nein, nein! Tu das nicht, Linda. Fall mir nicht in den Rücken.“
    „Ich meine ja nur … Er sollte vielleicht wenigstens einen Kaffee trinken, bevor …“
    Aussichtslos. Einfach aussichtslos. Linda war Marcs Charme bereits vollkommen erlegen, so viel stand fest. Wahrscheinlich fand sie es unglaublich süß, dass er sich extra auf den langen Weg hierher gemacht hatte, um nach ihnen zu schauen …
    Resigniert warf Cassie die Arme in die Luft.
    „Okay. Okay, macht, was ihr wollt. Frühstückt, trinkt Kaffee, macht euch einen schönen Tag. Ich gehe jetzt jedenfalls schwimmen. Und danach wandern. Oder meditieren. Jedenfalls will ich allein sein und meine Ruhe haben, und wenn ich nach Hause komme, würde ich gern meine Ferien mit Linda hier fortsetzen. Und zwar nur mit Linda, ist das klar?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie in die Hütte und griff sich den wasserdichten Plastiksack, den Pete ihr vor Jahren geschenkt hatte und der immer noch unten im Spieleschrank lag. Es war eine clevere Konstruktion mit einem doppelten Reißverschluss und einem Halteseil, das sie sich über die Schulter streifen konnte. Sie packte ihren iPod, ein paar Müsliriegel, den Vampirroman, den sie gerade las, ein knielanges T-Shirt und ihre Segeltuchschuhe hinein und stapfte an Linda und Marc vorbei zum Strand, ohne die beiden eines Blickes zu würdigen.
    Fast erwartete sie, dass es zischen würde, als sie sich in das angenehm kühle Wasser stürzte, so wütend war sie. Was musste sie nur tun, damit Marc sie endlich in Ruhe ließ? Er meint es doch nur gut. Du bist eben seine kleine Schwester. Sei doch froh, dass er sich so lieb um dich kümmert … All diese Argumente hörte sie ständig – von Mom, von ihren Freundinnen, sogar von dem College-Counselor, den sie deshalb mal aufgesucht hatte. Kein Mensch schien zu verstehen, wie weit es Marc in seiner „Sorge“ um sie trieb. Er erkundigte sich bei ihren Freundinnen, was sie so machte, mit wem sie ausging, er wollte ständig über alles in ihrem Leben Bescheid wissen, und er schaffte es immer wieder, die Männer, die sich für sie interessierten, in die Flucht zu schlagen. Oder bildete sie sich das alles wirklich nur ein, wie der Counselor gemeint hatte? War sie fixiert darauf, alles, was in ihrem Leben schieflief, auf Marc zu schieben, weil sie es nicht ertrug, selbst Verantwortung zu übernehmen? Inzwischen hatte sie aufgehört, sich bei anderen auszuweinen, weil es sie nur noch wütender machte, wenn die dann Marc verteidigten. Deshalb hatte sie auch Linda nichts von ihrem Verdacht erzählt, dass er hinter Toms plötzlichem Urlaubsrückzieher steckte. Den sie zu allem Überfluss auch noch per

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