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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Hintergrundgeräusch. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, zu husten und zu würgen und dabei immer wieder Wasser zu spucken. Ihr war eiskalt, und ihr ganzer Körper krampfte sich immer wieder zusammen. Aber nach einer Weile bekam sie endlich wieder richtig Luft, ließ sich erschöpft zurücksinken und genoss einfach nur das Gefühl des warmen Sandes unter ihren Händen.
    Warmer Sand?
    Verwirrt öffnete sie die Augen. Sie blinzelte. Hatte sie es tatsächlich irgendwie zurück zum Strand bei der Hütte geschafft, fast durch den ganzen See?
    Doch über sich sah sie keine Baumkronen, sondern nur ein Stück blauen Himmel, umrahmt von gelblichen Felsen.
    Ruckartig setzte sie sich auf, was einen erneuten Husten- und Würgereiz auslöste.
    „Langsam, langsam. Du musst dich ausruhen“, sagte die Stimme.
    Mehr weil sie sich sowieso kaum aufrecht halten konnte als weil sie dem Ratschlag folgte, legte sie sich wieder hin. Ihr Kopf berührte etwas Weiches, dann legte ihr jemand eine Decke über. Das Zittern ließ etwas nach. Stattdessen breitete sich bleierne Müdigkeit in ihr aus.
    „Wo …“, setzte sie an und versuchte, den Kopf zu heben.
    Eine warme Hand strich ihr über die Stirn. „Du bist in Sicherheit. Ruh dich aus“, sagte die Stimme.
    Etwas anderes blieb ihr sowieso nicht übrig, denn ihr Körper gab einfach nach. Und sie schlief sofort ein.
    „Hey, da bist du ja wieder. Geht es dir besser?“
    Diesmal musste Cassie nicht mehr husten, als sie sich aufsetzte, und kalt war ihr auch nicht mehr. Etwas ratlos blickte sie sich um. Sie war fast ertrunken … oder hatte sie das geträumt?
    Doch die Landschaft um sie herum war nicht die, die sie hätte sehen müssen, wenn sie auf dem Felsen im See oder auf dem Sandstrand bei der Hütte eingeschlafen wäre.
    Zwar lag sie hier ebenfalls auf Sand, doch der war umgeben von hohen Felsen: den Felsen des Steilufers. Vor sich sah sie einen Streifen smaragdgrünen Wassers, der allerdings recht schmal war, dahinter weitere Felsen. Erschrocken riss sie die Augen auf. Dies musste die fjordartige Bucht sein, von der man von der Hütte aus nur den schmalen Einschnitt ausmachen konnte. Von hier aus konnte man das andere Ufer mit der Hütte überhaupt nicht sehen – offenbar war der Felseinschnitt bogenförmig und bildete eine vor allen Blicken geschützte Privatbucht.
    Die Strömung musste sie hier angeschwemmt haben. Das erklärte allerdings nicht die Decke, die über sie gebreitet war – die sich bei näherem Hinsehen als Schlafsack entpuppte –, und die Stimme, die sie die ganze Zeit zu hören glaubte.
    Sie war nicht allein hier. Aber wem gehörte die Stimme, die ihr so bekannt vorkam?
    Gerade als ihre Nackenhärchen sich aufstellten, trat er in ihr Blickfeld, und sie schnappte nach Luft.
    Weißblondes Haar, eisblaue Augen, ein gebräuntes Gesicht mit ein paar Sommersprossen auf der Nase, die ihm etwas Jungenhaftes gaben. Zum Glück, denn sonst wäre dieses Gesicht geradezu überirdisch schön gewesen.
    Trotzdem rutschte Cassie unter dem Schlafsack entsetzt von ihm weg, als er vor ihr in die Hocke ging.
    „Wer … wer bist du?“, stieß sie hervor, obwohl sie eine ganz andere Frage hatte stellen wollen: Was hattest du mitten in der Nacht bei der Hütte zu suchen?
    „Ganz ruhig, du bist in Sicherheit. Du wärst beinahe ertrunken, und ich hab dich rausgefischt. Ich bin David.“
    Er streckte ihr die Hand hin, die Cassie reflexartig ergriff. Bei der Berührung begann ihr ganzer Arm zu kribbeln, und sie verspürte den übermächtigen Drang, sich diesem Fremden in die Arme zu werfen.
    Hastig zog sie die Hand zurück.
    „Cassie“, stellte sie sich mit belegter Stimme vor. „Wo … wie …“
    Zu viele Fragen drängten sich gleichzeitig in ihr Bewusstsein. Wo sie sich befanden, war ihr ziemlich klar, aber umso erstaunlicher war Davids Anwesenheit. Sie hatte die starke eiskalte Strömung selbst gespürt. Man musste schon ein wahnsinnig guter Schwimmer sein, um da durchzukommen.
    „Was machst du hier?“, fragte sie schließlich.
    David zuckte die Achseln. „Ich komme im Sommer manchmal her“, erwiderte er und deutete auf einen Spalt in der Felswand hinter ihm, der sich zu einer Art Höhle erweiterte. Dort lagen ein Rucksack und ein paar Campingutensilien.
    Cassie platzte mit der Frage heraus, die ihr am meisten unter den Nägeln brannte: „Hast du uns vorletzte Nacht bei der Hütte besucht?“
    „Drüben, am anderen Ufer? Das ist doch Privatbesitz“, gab er zurück.

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