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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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taut.“
    Entsetzt machte Cassie sich von ihm los. „Das ist grauenvoll!“
    „Wenn es dir hilft, mich zu vergessen, erzähle ich dir gern noch mehr Schauergeschichten.“
    „Vergessen? Wie soll ich dich vergessen? Ich …verdammt, du bedeutest mir was! Glaubst du, ich werfe mich jedem Kerl so an den Hals, der mich vor dem Ertrinken rettet? Ich will … mit dir zusammen sein“, schloss sie etwas leiser, als ihr die Tragweite ihrer Worte bewusst wurde.
    „Das will ich auch. Aber es geht nicht. Ich mache mir so schon genug Vorwürfe. Es ist meine Schuld, dass er überhaupt auf dich aufmerksam geworden ist. Ich war so einsam hier, und er hat mich immer von allen Leuten ferngehalten. Kein Wunder. Ich war ja offiziell tot, und die Gefahr war viel zu groß, dass jemand mich erkennt. Aber dann habe ich eines Tages dich gesehen, als ihr das erste Mal in der Hütte wart – und du hast mich so sehr an das erinnert, was ich verloren hatte. Es war ein Trost für mich, dir zuzusehen, wenn du am Strand mit deinem Bruder rumgealbert hast oder wenn deine Eltern dich umarmten. Und er ließ nicht nur zu, dass ich mich dir nähere, er drängte mich sogar dazu. Das kam mir komisch vor, deshalb habe ich mich zurückgehalten – du warst ja noch ein halbes Kind, und ich wusste nicht, was er wirklich wollte. Doch über die Jahre, mit jedem Urlaub, den ihr hier verbracht habt, wurde meine eigene Sehnsucht nach dir größer. Nicht nur nach dem, was ich verloren hatte und in deinem Leben sah, sondern nach dir. Cassie, ich habe mich in dich verliebt, und ich fürchte, das passt ihm nur allzu gut. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir was passiert.“
    „Ach ja, aber ich soll einfach zusehen, wie dieses Mistding dich quält? Es muss eine Möglichkeit geben, es loszuwerden.“
    „Cassie, ich kann ja nicht mal die Umgebung des Sees verlassen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich dann einfach zusammenbreche. Und es tut weh. So weh, dass ich freiwillig zum See zurückrobbe und ihm verspreche, es nie wieder zu tun.“
    „Wie weit kannst du weg?“
    Er nahm ihre Hände in seine und legte sie auf seine Brust. „Cassie, nicht. Ich hatte elf Jahre Zeit, alles zu probieren, was mir einfiel. Ich kann das nicht mehr. Es ist zu anstrengend. Und zu demütigend, wenn ich wieder einmal geschlagen zu ihm zurückkrieche.“
    „Aber jetzt bist du nicht mehr allein! Zusammen schaffen wir es. Also, wie weit kannst du vom See weg?“
    David seufzte. „Sichtweite, würde ich sagen.“
    „Wessen, deine oder seine?“
    „Spielt das eine Rolle?“
    „Ja, schon, oder? Du konntest den See von unserem Himbeerplatz aus sehen – aber konnte er dich aus dem Wasser auch sehen?“
    „Keine Ahnung. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Er ist auch in mir, verstehst du? Ich habe gar keine Chance.“
    „Das glaube ich nicht. Wenn er so große Macht über dich hat, wieso will er dann nicht, dass du dich vom See entfernst?“
    Verblüfft zuckte David die Achseln. „Der größte Teil von ihm ist nun mal im Wasser.“
    „Eben. Wenn du es also schaffst, dich vom See zu entfernen, könntest du ihn vielleicht ganz loswerden.“
    „Willst du sehen, was passiert, wenn ich zu weit weggehe?“, fragte David tonlos. „Ich habe es seit ein paar Jahren nicht mehr probiert, aber wenn du dich mit eigenen Augen überzeugen willst, mache ich es gern.“
    Cassie schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein! Es muss einen anderen Weg geben. Wenn es sozusagen der See ist, der dich festhält, dann hilft es ja vielleicht, ihn mitzunehmen.“
    Als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: „Einen Teil jedenfalls. In einer Wasserflasche zum Beispiel.“
    Seine Reaktion kam unerwartet. Wie elektrisiert ließ David ihre Hände los, hielt Cassie stattdessen an den Schultern fest und schüttelte sie.
    „Nein! Nein, auf gar keinen Fall. Das ist viel zu gefährlich. Der See hat keinen Abfluss, und dieses Ding kann ihn nicht verlassen. Aber wenn du Wasser daraus mitnimmst …“ Nun ließ er sie los. Wie von einer Horrorvision gepackt, zitterte er am ganzen Körper. „Das wäre das Ende.“
    „Übertreibst du nicht ein bisschen?“, fragte Cassie stirnrunzelnd. „Es werden doch auch schon mal andere Leute Wasser aus dem See abgefüllt haben, oder? Ich meine, der ganze See ist ja geradezu eine Einladung dafür. So klares Wasser gibt’s sonst selten.“
    „Ja, aber wie gesagt – die meisten Leute merken instinktiv, dass sie das Wasser nicht trinken dürfen.

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