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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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friedlich und idyllisch – und trotzdem wurde Cassie ihr ungutes Gefühl nicht los.
    Es stimmte, was sie Linda erzählt hatte: Sie konnte nicht anders, sie musste David wiedersehen. Aber etwas sagte ihr, dass ihre sorglos verträumten Stunden vorüber waren.
    David war noch nicht da, als sie an der kleinen Bucht ankam, und sie holte die Ausdrucke aus ihrem Beutel und las die Artikel noch einmal. Vielleicht hatte sie etwas übersehen. Vielleicht gab es für all das eine ganz einfache Erklärung …
    „Ich wusste, dass du auch den Rest herausbekommen würdest, als du das mit der Hütte erfahren hast.“
    „David!“
    Wieder war er völlig lautlos aufgetaucht, und obwohl sie angespannt und erschrocken war, sehnte sie sich danach, ihn zu berühren. Ihm schien es ebenso zu gehen, denn er zog sie sanft in seine Arme und küsste sie.
    „Und jetzt musst du gehen“, sagte er, als er sie wieder losließ. „Es war ein schöner Traum, und ich werde dich nie vergessen.“
    Völlig verständnislos starrte sie ihn an. „Was?“
    „Bitte, Cassie. Das gestern Nacht und in der Nacht davor, das waren Warnungen. Ich … ich kann ihn nicht länger im Zaum halten, jedenfalls nicht nachts. Es ist zu gefährlich für dich. Ihr müsst sofort abreisen, alle drei. Bitte!“
    „O nein, das gibt’s doch nicht!“ Die altbekannte hilflose Wut stieg in ihr auf. „Womit hat Marc dir gedroht? Dass er dich an die Polizei verpfeift, wenn du mich nicht in Ruhe lässt? Oder hat er dir Geld angeboten?“
    Jetzt war David derjenige, der sie verblüfft anstarrte. „Marc? Was hat dein Bruder damit zu tun?“
    „Stiefbruder“, korrigierte Cassie automatisch. „Tu doch nicht so. Er schafft es ständig, Männer, die sich für mich interessieren, in die Flucht zu schlagen. Also, wie hat er es bei dir versucht?“
    „Hat er nicht“, widersprach David. „Cassie, hör mir zu. Es ist nicht so, wie du denkst …“
    „Dann sag mir doch, wie es ist“, gab sie zurück und wedelte mit den Ausdrucken. „Oder vertraust du mir nicht?“
    „Doch, natürlich. Es ist nur …“
    „… du tust es nicht.“ Verletzt verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    „… nur nicht so leicht zu erklären, wollte ich sagen.“
    „Wie du eben selbst festgestellt hast, bin ich nicht bescheuert. Also versuch es doch wenigstens.“
    „Cassie.“ David ließ sich auf den Felsblock sinken und zog sie neben sich. „Es wird sich anhören, als sei ich verrückt.“
    „Super. Ich hatte, seit ich hier bin, Erlebnisse mit einer Maus, die Scrabblebuchstaben gelegt hat, und mit einer körperlosen Stimme. Deiner Stimme. Hört sich das an, als wäre ich verrückt? Dann passen wir gut zusammen.“
    David war blass geworden. „Das ist nicht gut“, murmelte er. „Du musst so schnell wie möglich weg von hier.“
    „Ich gehe nirgendwo hin, bevor ich nicht weiß, was hier läuft.“
    David seufzte. „Also schön. Wie du gelesen hast, bin ich ertrunken.“
    „Genau. Und deine Leiche wurde nie gefunden – was ja auch nicht sein kann, denn du sitzt ja vor mir.“
    „Das ist das Problem. Ich bin ertrunken.“
    Cassies Mund wurde trocken, und sie konnte nichts sagen. David drückte ihre Hand.
    „ Etwas hat mich gerettet, aber es hat mich nur halb am Leben gelassen.“
    Eigentlich hätten seine Worte mehr Entsetzen in ihr hervorrufen müssen. Behauptete er nicht gerade, er wäre ein Zombie oder so was? Doch seine Berührung ließ all seine Worte verblassen. Sie wollte bei ihm sein, eins mit ihm werden …
    „In diesem See lebt etwas Uraltes, das nicht von dieser Welt ist“, fuhr David fort. „Und als ich zwischen Leben und Tod schwebte, hat es von meinem Körper Besitz ergriffen. Ich bin immer noch David, aber ein Teil von ihm ist in mir. Und manchmal, vor allem nachts, übernimmt er die Kontrolle. Deshalb darfst du nicht im Dunkeln zu mir kommen. Ich bin über die Jahre stärker geworden und kann ihn zurückdrängen, aber nachts ist es schwerer. Es ist zu gefährlich für dich.“
    „Aber du hast mich gerufen“, brachte Cassie hervor. Ihre Stimme klang kraftlos und viel zu hoch.
    „Nicht ich. Er. Er benutzt mich – meine Stimme. Und er kann auch andere benutzen … Diese Maus …“
    „Sie war ganz nass“, hauchte Cassie.
    David nickte. „Er kann in sie gelangen, wenn sie trinken, und sie kontrollieren.“
    „Sie hat sich auf die Taschenlampe gestürzt.“
    „Das ist eine instinktive Reaktion. Sie spüren das Dunkle und wollen ins Licht.“
    „Aber …“

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