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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Marcs Ohren. „Hast du alles?“
    Cassie nickte, die Wasserflasche fest an die Brust gepresst. Allein bei dem Gedanken, David zurückzulassen, breitete sich lähmende Kälte in ihr aus.
    „Geht’s dir gut?“, flüsterte Linda besorgt. „Du bist ganz blass.“
    „Ich weiß nicht“, brachte Cassie hervor. „Ich glaub, mir ist schlecht, aber nur, weil ich so wütend auf Marc bin.“
    Klugerweise bemerkte Linda diesmal nicht, er meine es doch nur gut. Stattdessen umarmte sie Cassie stumm und streichelte ihr die Schultern.
    „Jetzt fahren wir erst mal wieder mit zurück, und dann sehen wir weiter“, versuchte sie zu trösten.
    „Kommt ihr dann?“, rief Marc von draußen.
    Ergeben löste sich Cassie aus Lindas Umarmung. „Na denn“, murmelte sie.
    Immerhin bestand Marc nicht darauf, mit Cassie zu fahren, sondern folgte dem Wagen der Mädchen nur in kurzem Abstand.
    „Und, was ist jetzt mit David?“, war Lindas erste Frage, als sie allein waren. „Hast du ihn gefragt?“
    Was sollte sie ihr erzählen? Der Mann, in den ich mich verliebt habe, ist von einem Wesen besessen, das ihn an den See bindet?
    „Er ist damals von zu Hause abgehauen und schlägt sich seitdem allein durch“, improvisierte sie. „Deshalb darf auch die Polizei nichts davon erfahren.“
    Linda zog die Augenbrauen hoch. „Hui. Und was hast du jetzt vor?“
    „Keine Ahnung.“
    „Willst du ihn denn wiedersehen?“
    Ja! Ja! Ja, schrie alles in Cassie, doch sie war zu angespannt, um mit Linda darüber zu diskutieren.
    „Keine Ahnung.“
    Während sie mit dem Wagen auf der Straße fuhr, die langsam breiter wurde, beobachtete sie aus dem Augenwinkel nervös die Wasserflasche, die sie in den Getränkehalter der Fahrertür gestellt hatte. Bei Tageslicht musste sie sich nicht sonderlich auf den Weg konzentrieren.
    Davids Warnungen hatten ein mulmiges Gefühl in ihr hinterlassen, das immer stärker wurde, je weiter sie sich vom See entfernten. Das Wasser in der Flasche schwappte bei jedem Schlagloch hoch, doch sonst passierte nichts.
    Als sie den Highway hinter Tahoe erreichten, entspannte sich Cassie etwas, und als schließlich die Skyline von San Francisco in Sicht kam und sie die Dumbarton Bridge überquerten, war sie sich sicher, dass David sich geirrt hatte. Vielleicht würde auch der zweite Teil ihres Plans funktionieren, und David konnte in ein paar Tagen schon wieder bei ihr sein. Hier in Palo Alto, weit weg vom Emerald Lake.
    „Soll ich noch mit zu euch kommen?“, fragte Linda, die ein paar Blocks entfernt wohnte.
    Sie hatten beide den größten Teil der Fahrt schweigend ihren Gedanken nachgehangen, und Cassie zuckte zusammen, als Linda sie anstupste. Offenbar hatte sie schon mehrmals gefragt.
    „Nein, ist schon okay“, antwortete sie. „Ich setz dich mit deinem Gepäck zu Hause ab. Wir können dann ja später telefonieren. Diesmal ist Marc wirklich zu weit gegangen, das werden auch Mom und Pete einsehen. Aber wir müssen das erst mal klären.“
    „Ja, klar. Soll ich die Tasche auspacken, oder fahren wir noch mal los?“
    „Keine …“, begann Cassie, unterbrach sich dann aber, als sie merkte, wie gleichgültig das klang. Immerhin hatte Marc nicht nur ihr den Urlaub verdorben, sondern auch Linda. „Ich lass mir was einfallen, versprochen.“
    Aber erst, wenn David hier ist, spann sie den Gedanken im Stillen weiter. Bei dem plötzlichen Aufbruch in der Bucht hatte sie ihren wasserdichten Beutel zurückgelassen. Auf dem iPod stand ihre Adresse. David brauchte nur ihre Sachen an sich zu nehmen und noch einen einzigen Versuch zu starten, die Umgebung des Sees zu verlassen. Diesmal würde es funktionieren, da war sie ganz sicher, denn ein Teil des Sees war jetzt in Palo Alto.
    „Also dann … mach’s gut“, verabschiedete sich Linda bedrückt, als sie vor ihrem Haus hielten. „Und ruf mich so bald wie möglich an, okay?“
    Ein paar Minuten später parkte Cassie den Wagen auf der Einfahrt vor ihrem Elternhaus, Marc immer noch dicht hinter ihr. Sie wohnte immer noch zu Hause – genau wie Marc. Vielleicht lag darin das Problem. Vielleicht würde Marc endlich aufhören, sich als der große Bruder aufzuspielen, wenn sie endgültig auszog. Bis jetzt war das unnötig erschienen, weil sie zur Stanford-Uni ging, die ganz in der Nähe lag. Aber wenn das die einzige Möglichkeit war, sich etwas Eigenständigkeit gegenüber ihrem Stiefbruder zu erkämpfen … Sie musste unbedingt so schnell wie möglich mit Mom und Pete darüber

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