Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Lagerunterricht mit diesen Kreaturen zu tun hatten, denn unvermittelt griffen diese die Reisenden an. Ben zückte, dieses Mal ohne zu zögern, seine Waffe und schoss mehr oder weniger blind in die wilde Horde der Angreifer hinein. Von irgendwoher ertönten weitere Schüsse, allerdings hatte Ben keine Zeit, sich über deren Herkunft zu wundern. Die Monsterbeißer jedoch waren flink und zäh. In Windeseile hatte der Junge von der Erde seine Pistole leer geschossen, da waren erst zwei Angreifer getötet worden und eines hatte verletzt und heulend die Flucht ergriffen. Aber immer noch bedrohte ein halbes Dutzend dieser Bestien die Gruppe. Sie alle hatten große Angst vor den Tieren. Schließlich setzten die Beißer zu einer letzten, grausamen Attacke an. Wütend sprang das Leittier dem Zebrahengst Hans auf den Rücken und riss ihm mit seinen drei rasiermesserscharfen Hauern den Hals auf. Hans taumelte und stürzte schließlich zu Boden. Seine Hufe zuckten, während das Blut stoßweise und unaufhaltsam aus seinem Hals strömte. Das ganze Tier schien plötzlich in dunkles Rot getaucht zu sein. Dann lag es still. Die Monsterbeißer vergruben ihre langen Zähne in die tote Beute und schleppten sie so schnell sie konnten fort, damit nicht noch mehr von ihnen selbst getötet würden durch diesen seltsamen Feuerspeier, den die verfluchten Menschen benutzten.
Der Angriff war vorbei. Schmidt nahm sich schweigend des übrig gebliebenen Gepäcks an, dann flüchteten die Überlebenden der Gruppe so schnell und so weit sie konnten. Erst Menschenstunden später hielten sie total ausgelaugt an. Und wieder einmal wurde es Nacht im Nichts.
„Du hast auch eine Pistole?“, fragte eine geschockte Lisa den dicken Charly. „Davon hattest du gar nichts erzählt. Hast du sie auch von Meister Athrawon bekommen?“
„Nicht ganz“, gab Charly zu. „Erstens ist das keine Pistole, sondern ein Revolver. Und zweitens hab ich den meinem Vater stibitzt. Deshalb hatte ich die Sache bisher für mich behalten. Keine Sache, auf die ich sonderlich stolz wäre. Aber bei dem Angriff der Bestien hatte ich wohl keine andere Wahl, oder?“
„Ja, die hattest du nicht“, bestätigte das Mädchen leise.
„Es tut mir leid um deinen Bruder!“, brachte Ben schließlich Kleopatra gegenüber heraus. „Ich konnte ihn leider nicht retten. Es tut mir so leid.“
Das Zebra schnaubte. „Es ist nicht deine Schuld, Mensch Ben. Wir hatten keine Chance, ungeschoren davon zu kommen. Die Monsterbeißer machen immer ihre Beute. Aber musste es ausgerechnet mein Bruder sein? Wie gerne wäre ich selbst an seiner Stelle gestorben? Ich weiß, ich habe ihn oft und gerne geärgert, aber ich habe ihn auch geliebt. Sehr sogar!“
Tränen liefen dem Pferd über das lange Gesicht.
„Aber so ist die Natur“, fuhr sie schluchzend fort. „Das ist so in deiner Welt, wie ich vermute, und so ist es auch hier bei uns. Selbst die Monsterbeißer sind keine schlechten Tiere, auch, wenn sie Hans getötet haben. Diese Raubtiere sind ebenso gute Väter und Mütter und haben zu Recht ihren Platz in unserer Gesellschaft. Wir werden nie Freunde werden. Aber wir können sie nicht wegen ihrer Natur hassen. Sie sind halt anders. Und hungrig. Es ist ihre einzige Möglichkeit, an Nahrung zu gelangen. Sie kennen nur die Jagd. Meines Wissens beherbergt auch deine eigene Welt solche oder ähnliche Raubtiere.“
„Da hast du wohl Recht“, gab Ben nach einigem Nachdenken zu. „So habe ich das noch nie betrachtet. Aber sag mal, du scheinst ja zu wissen, wie es in der Welt der Menschen zugeht, scheinst uns genau zu kennen. Woher weißt du soviel über unsere Dimension?“
„Ist dir in dieser Zwischendimension schon aufgefallen, welche Tierarten es gibt?“, fragte Kleopatra leise. „Wenn man genau hinschaut, erkennt man nämlich, dass hier viele Tiere existieren, die es in der Menschenwelt bestimmt gar nicht gibt, andere wiederum sehen genauso aus wie ihr sie wohl kennt: Hirsche, Rehe, Hamster und so weiter. Oder wir Zebras zum Beispiel. Auch wir unterscheiden uns kaum von unseren Verwandten auf eurer Seite. Schließlich gibt es noch diejenigen Tiere, die einiges an sich haben, was euch Menschen sehr bekannt aus eurer eigenen Welt vorkommt, andere Merkmale scheinen aber von ganz anderen Wesen aus dieser Gegend zu stammen. Und das sind die gemischten Wesen aus zwei Welten. Der euren und der unseren.“
„Woher weißt du das alles? Warst du schon mal in meiner Welt?“
„Nein, das nicht.
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