Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
versuchte stets den sich anbahnenden Streit zu schlichten. Meistens gelang es ihm sogar. Auf jeden Fall fiel es den Giacomos oft genug schwer, den einen Körper, den sie sich halt teilen mussten, soweit unter eine Kontrolle zu bringen, dass alles reibungslos funktionierte. Aber immerhin nahmen sie sich, so gut es eben ging, zusammen. Oder er oder wie auch immer. Für die nächste Rast hatten die Freunde ein Barbecue vorgesehen. Zwar mochte nicht jeder von ihnen unbedingt gegrilltes Schwein (von Schmidt) essen, aber es war ja der Grundgedanke, irgendwas zusammen zu machen, der zählte.
„Was meint ihr?“, fragte Charly nach dem leckeren Mahl optimistisch und halbwegs satt. „Sind wir jetzt die Karawane, von der das Orakel gesprochen hat? Immerhin sind wir nun zu zehnt. Vielleicht auch zwölf. Je nachdem, wie wir Giacomo mitzählen.“
Ben schüttelte den Kopf und wischte sich Bratensaft vom Mund.
„Mir ist zwar jetzt wohler, als zu der Zeit, in der wir allein reisen mussten, auch weil wir nun schneller voran kommen, aber ich denke, es wäre sicherer, wenn wir noch andere auf unserem Weg treffen würden, um uns ihnen anzuschließen. Je mehr wir sind, wenn wir das Stadttor der Kasathen erreichen, desto gesünder wird es für uns wohl sein, weil wir dann vielleicht in der Masse untergehen. Ihr wisst ja, die Kasathen sollen alle miteinander kriminell sein. Und noch was! Denkt daran, was die blaue Kuh gesagt hat, keiner darf erfahren, dass wir Menschen unter uns haben. Denkt euch halt irgendein Märchen über eure Herkunft aus.“
„Ist das nicht sowieso alles wie ein Märchen, worin wir uns hier befinden?“, fragte Lisa in die Runde.
Lange Zeit waren sie jetzt schon wieder unterwegs in Richtung der offensichtlich weit entfernten Stadt des Wettkampfes. Aber dieses Mal zogen sie nicht durch Ödland und Steppe. Nein, jetzt streiften sie durch eine blühende Wildnis voller Leben. Sie ritten oder gingen an dem Fluss entlang, an dessen Seitenarm noch vor einigen Menschenstunden, vielleicht auch -tagen, die Oase gelegen war. Es schien, als würde diese kleine Zweckgemeinschaft, aus der inzwischen bereits auch so etwas wie eine Zweckfreundschaft geworden war, durch das Paradies schlechthin wandeln. Die Auserwählten hatten ihren neuen Begleitern im Laufe der Reise auch erzählt, warum sie überhaupt unterwegs waren, und dass sie die Kandidaten für den Job des nächsten Hüters waren. Selbst die Information, dass Ben und Charly von der Erde stammten, enthielten sie den netten Mitreisenden nicht vor. Diese gaben zu, von der Auswahl noch nichts mitbekommen zu haben. Immerhin lebten sie ja alle ziemlich weit weg von jedweder nennenswerter Zivilisation. Gleichwohl kannten sie natürlich die Geschichten, die sich um den aktuellen Jongleur rankten und waren stolz, dessen potentielle Nachfolger begleiten zu dürfen.
Alles hier grünte, blühte, lebte. Doch war nicht alles, was lebte, auf der Seite der Wandernden. Im Augenblick jedoch genossen die Auserwählten ihre Reise durch das Nichts. Auf dem Rücken des Reittieres sitzend, fiel Lisa auf, dass die Zebras zwar weiß waren, aber die Streifen, die ihr schönes Fell zierten, keinesfalls schwarz, so wie man es vielleicht erwartet hätte. Im Sonnenlicht betrachtet, funkelten die Streifen in allen denkbaren dunklen Farben: Dunkelblau, -grün, -braun und dunkelrot. Einfach wunderschön. Doch ihre stillen Beobachtungen wurden urplötzlich durch ein Geheul von rechts gestört. Bestien! Unerwartet verstellte ein Rudel den Fußgängern sowie den Zebras den Weg. Ein Rudel, ja. Aber ein Rudel von was denn überhaupt? Es handelte sich um etwa einsfünfzig hohe Raubtiere mit dem Körperbau eines Wolfes. Und genauso heulten sie auch. Vielleicht noch etwas schriller. Ihr Kopf mit dem mörderischen Gebiss schien eine Mischung zu sein aus Wolfs-, Tiger- und Löwenkopf. Aber tatsächlich waren sie nichts von alledem. Es handelte sich um Monsterbeißer. Und den Grund für ihren Namen erriet man schnell, wenn sie ihr gewaltiges Maul öffneten. Drei riesige Reißzähne starrten dem potentiellen Opfer entgegen. Nicht zwei, wie bei den prähistorischen Säbelzahntigern, es waren wahrhaftig drei dolchartige Zähne, aber nicht minder lang und gefährlich wie die der ausgestorbenen Rassen. Die gefährlichsten Fleischfresser in diesem Paradies. Aber das ehrfurchtgebietendste war ihr feuerrotes, struppiges Fell. Die Kandidaten hatten keine Zeit, sich daran zu erinnern, dass sie bereits im
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