Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
bei Herrn Knubbl tatsächlich wirkte. Vor Schmerz gab er Bens Finger endlich wieder frei und plumpste hart auf den Ringboden. Und da schlug dann die Stunde des Menschen. Nicht umsonst war er auf der Erde ein recht vielversprechender Fußballer. Er nutzte die altbekannte Treffsicherheit seines rechten Fußes und kickte das dreiste Kugelmonster in hohem Bogen aus dem Ring. Es flog sehr weit. Und während es so dahinsegelte, fluchte es laut: „He! Zurückbeißen gilt nicht, das ist gemein!“
Aber wen interessierte das schon? Das Kugelmonster prallte unglücklich gegen einen Laternenpfahl, war jedoch entgegen den eindeutigen und lautstark vorgetragenen Forderungen des verwöhnten Publikums nicht tot. Allerdings für einige Zeit weggetreten. Und das reichte für den beamteten Ringrichter, den Kampf zugunsten des Jungen zu beenden. Ben stand sage und schreibe in der zweiten Runde.
Da noch einige andere Kämpfe andauerten, verließ Ben mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber immerhin als Sieger den Ring. Lisa reinigte und verband dank einer gut sortierten Reiseapotheke den blutigen Zeigefinger ihres tapferen Freundes.
Charly hatte nicht nur alle Indiana-Jones-Filme gesehen, sondern auch die Filme Rocky I. bis Rocky XXVII., oder wie viele es auch immer gewesen waren. Also spielte er hinter den Ringseilen wie ein Profi den Coach seines angehenden Champions. Einen Mundschutz hatte er allerdings nicht für seinen Kumpel parat. Aber immerhin eine Wasserflasche, denn Ben musste sich schließlich erst einmal den widerlichen Geschmack des Kugelmonsters aus dem Mund spülen. Das nächste mal würde er erst einen Blick auf die Speisekarte werfen, bevor er wieder auswärts aß. Und nochmal Bäääähhhhh!!!
Gegen Mittag ging der letzte Erstrundenkampf zu Ende. Einer der Teilnehmer starb nach stundenlanger brutaler Prügelei. Aber nicht an den Folgen eines gegnerischen Angriffs, sondern an Altersschwäche. Der beamtete Ringrichter ließ die Leiche beseitigen und überlegte, ob man nicht ein Höchstalter für Teilnehmer in den Statuten festschreiben sollte. Eigentlich hatte Ben gehofft, eine längere Kampfpause einlegen zu können. Dieses bissige Ding heute morgen hatte ihm doch arg zugesetzt. Aber schon rief der Oberamtmann im grauen Anzug (den trug er tapfer trotz der Hitze!) zur zweiten Runde auf. Die Auslosung war beendet, und Ben erwartete im Ring seinen nächsten Gegner. Nur nicht wieder ein Kugelmonster!
Ein Kugelmonster war es tatsächlich nicht. Vor ihm stand dagegen eine von den braunen bärenartigen Gestalten in Gladiatorenrüstung. Der Beamte stellte ihm seinen Gegner vor. Er heißt Borla und stammte aus den Sümpfen hinter der Stadt der Kasathen. Er war mit seiner ganzen Familie angereist. Zu Bens Unglück war ausgerechnet er der größte seines Clans. Er maß an die zweieinhalb Meter und erschien kaum minder breit. Er besaß Arme im Umfang von Bens Brustkorb. Borla hatte einen Kopf, der dem eines Bären aus Bens Welt sehr ähnlich sah: Hellbraunes Fell, kleine Knopfaugen und eine Teddybären-Schnauze. Vielleicht das Ergebnis einer Mischung aus beiden Welten. Dass es so etwas gab, davon hatte ihm die blaue Nilkuh in der Oase erzählt. An und für sich sah Bens zweiter Gegner eher recht harmlos aus, wie ein friedfertiger Teddy, wäre da bloß nicht dessen respekteinflößender, gigantischer Körper gewesen, der in der Rüstung, in welcher er steckte, noch beeindruckender wirkte. Ben war sich sicher, dass er einem äußerst gefährlichen Gegner gegenüberstand, neben dem das Kugelmonster nur wie eine Witzfigur wirkte. Hoffentlich hatte er dieses Mal wenigstens das Losglück auf seiner Seite. Wenn ja, dann hatte er da schon eine Idee. Wenn nein, dann auf Wiedersehen, du schöne fremde Welt. Aber Ben hatte das Glück und durfte die Waffe für diesen Kampf auswählen. Stolz präsentierte Borla sein ganzes Waffenarsenal (Rippenbiest in der Ringecke Bens war recht angetan davon): Einen Dreizack, ein riesiges Schwert, eine Axt, eine Lanze und schließlich ein Netz zum Einpacken und Entsorgen des geschlagenen Gegners. Ein richtiger Gladiator halt. Ben hätte mit keiner der Waffen auch nur den Hauch einer Chance gegen den Bären. Deshalb wählte er im Einklang mit § 240 der SwW seine Waffe: „Wir werden mit den Köpfen kämpfen!“
„Mit wessen?“, wollte Borla wissen und schaute sich schon einmal unter den Zuschauern um. Die wichen ängstlich ein paar Schritte zurück.
Der Beamte war mit der Wahl einverstanden, obwohl sie
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