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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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exotischen Blumen, die sie noch rund um die Oase bewundert hatten und die in keinem irdischen Biologiebuch verzeichnet waren, gab es hier nun nicht mehr. Dafür allerlei ähnlich schöne Gewächse, die sowohl im kleinen Gärtchen der Nebels wuchsen wie auch auf dem weitläufigen Anwesen, das Charlys Vater gehörte: Rosen, Nelken und so weiter. Alles blühte, da es hier scheinbar keine echten Jahreszeiten zu gab. So hatte es bislang im Nichts noch nicht einmal geregnet. Ein Rätsel für die Wanderer. Aber auch das würden sie wohl noch lösen. So vieles wuchs hier ungestört in allerschönster Unregelmäßigkeit, was man in Menschenkreisen so leichtfertig als Unkraut verfluchte. Wenn man hier genauer hinsah, stellte man möglicherweise fest, dass dieses Unkraut vielleicht sogar das Schönste im ganzen Pflanzenreich war, egal was auch alles sonst noch blühte und grünte. Ganz gleich, ob Kamillenkraut oder Brennnesseln, oder Pflanzen, für die Menschen vor lauter Ignoranz noch nicht einmal einen Namen gesucht hatten. Aber schön waren sie trotzdem.
    Je länger sie dem Flusslauf folgten, desto weniger fielen den Reisenden jedoch die kleinen Errungenschaften der Nichtsnatur auf. Zu schnell gewöhnten sich ihre Augen daran. Ebenso wie an den Anblick der mehr als reichhaltigen Fauna. Viele kleine Tiere bevölkerten das Ufer und die daran angrenzenden Wiesen und Felder: Spitz- und Wühlmäuse, Lemminge, Moorschneehühner und hier und da entdeckte man sogar ein Rentier in der Ferne auf dem Boden, sowie Gänse, Eiderenten und Brachvögel in der Luft. Im kleinen Fluss selbst tummelten sich Lachse, Forellen und andere den Erdenmenschen aus ihrer Heimat bekannte Fische. Aber dies schienen wohl kaum die sprechenden Fische zu sein, nach denen die Auserwählten letztlich suchten. Keiner von den Fischen hatte bisher auch nur ein einziges Wort gesagt. Die Landschaft erinnerte, abgesehen von den sommerlich warmen Temperaturen, an die nördlichen Regionen Kanadas auf der Erde, nahe des Polarkreises. Die Natur dort war ebenso einzigartig wie hier. Was jedoch im Nichts hauptsächlich anders zu sein schien, war die hohe, tagsüber stets gleichbleibende Temperatur und die vielen Bäume in dieser Gegend. Dennoch fühlte sich Ben hier schon ein bisschen wie zu Hause. Und das so unendlich weit weg von daheim.
    Als sich die Sonne langsam wieder einmal in Richtung Horizont verabschiedete, näherten sich die Sechs einem kleinen Tannwäldchen an einer Flussbiegung. Ein schöner Platz, um die Nacht dort zu verbringen. Falls es denn sein musste, unter den wachsamen Augen von Berglöwen und Schwarzbären. Wenigstens Lebewesen, die man mehr oder weniger kannte, im Gegensatz zu diesen Flaabessen, Hornissenmenschen und Kasathen. Wieder einmal, im Zuge ihrer Wanderschaft, musste Ben an die Kasathen, die Erben der Neandertaler, zurückdenken. Sie hatten Ben und seinen Freunden übel mitgespielt, sie beinahe sogar umgebracht. Ihre Manieren waren erbärmlich und ihr Gestank kaum auszuhalten. Aber irgendwie konnte Ben sich in ihre Lage hineinversetzen. Man hatte den Kasathen vor Tausenden Jahren alles genommen: Den Stolz, die Heimat, die Kultur und die Zukunft. Nur noch der Schutz der wenigen Überlebenden innerhalb der Stadtmauern in einer fremden Dimension war ihnen geblieben. Ohne Kultur und mit verblassenden Erinnerungen an ihre einstige Stärke, konnte sich keine neue und geordnete Lebensgemeinschaft mehr entwickeln. Das Leben der Kasathen war einzig und allein noch geprägt von dem Hass gegen diejenigen, die all das ihrer Überlieferung zufolge verschuldet hatten, ohne je eine Möglichkeit zur Versöhnung zu erhalten. Und von der Angst, dass gerade diese Schuldigen wiederkommen könnten, um ihnen auch noch das Letzte zu nehmen, was ihnen geblieben war. Die bloße Existenz. Ben hätte den Kasathen gerne versprochen, dass sie die letzten Neandertaler niemals verraten würden, dass sie auf keinen Fall mit anderen Menschen zurückkehren würden, um die Kasathen endgültig auszurotten. Doch auch, wenn er dieses Versprechen nicht persönlich gegenüber den Urmenschen abgeben konnte, so hatte er unter allen Umständen vor, es zu halten.  Und schon wieder hatte Ben etwas gelernt. Unter diesem Aspekt hatte sich die Reise in die mittelalterliche Stadt trotz aller Gefahren gelohnt. Hatte Meister Athrawon das vielleicht beabsichtigt, als er die Stadt – trotz aller zu erwartenden Gefahren - mit in die Praxisaufgabe hineingenommen hatte? Wie auch immer: Das

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