Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Ich kenne Mittel und Wege. Aber wartet um Himmels Willen bis morgen!“
Ben wusste, dass Harry die Wahrheit sagte, und auch seine Mitstreiter mussten dem alten Mann Recht geben. So fügte er sich notgedrungen. Doch die Nacht brachte noch eine weitere Überraschung mit sich. In Form eines Briefumschlags, den Jeremias gefunden hatte und Ben überreichte.
„Ich habe schon reingeschaut. Er lag auf dem Küchentisch in unserer Hütte. Und ich denke, es ist besser, du liest ihn selbst. Schließlich bist du für die Gruppe verantwortlich.“
Ben wurde womöglich noch unbehaglicher zumute bei diesen Worten, doch dankte er ihm und nahm den Brief entgegen. Im Schein des Lagerfeuers las er schweren Herzens Lisas Zeilen:
Liebe Blaue Gruppe.
Ich danke euch für eure Unterstützung. Doch ab jetzt muss ich meinem eigenen Weg folgen. Und zwar alleine. Denn das, was mich nun erwartet, ist zu gefährlich für Euch: Ich suche das Böse und trete ihm entgegen, so wie es die Prophezeiung von mir erwartet. Eure Aufgabe wird es sein, Meister Athrawons Praxisübung zu meistern, damit einer von Euch der Hüter werden kann. Ich gönne es jedem von Euch. Daher müssen sich unsere Wege jetzt trennen. Sucht nicht nach mir, denn den Kampf gegen das Böse kann nur ich alleine führen. Denn nur ich kann es in meinen Visionen sehen. Ich werde es also zu Ende bringen, so oder so. Und dann wird der Dämon auch Ben in Frieden lassen, glaube ich. Lebt wohl und grüßt auch die Rote Gruppe von mir.
Alles Liebe, Lisa
Der gute Ben war wie vor den Kopf geschlagen. Er las den Brief ein weiteres Mal, dieses Mal laut, so dass jeder ihn hören konnte. Alle schwiegen betroffen. Wie konnten sie nur so blöd gewesen sein! Lisa war ein stilles Mädchen, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie zu fragen, wie ihr zumute war. Zuallerletzt Ben selbst, der doch beizeiten bemerkt hatte, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
„Diese Scheißprophezeiung!“, motzte Charly und stampfte mit den Füßen auf.
„Die Kleine ist verrückt geworden, wenn ihr mich fragt“, bemerkte Nessy grimmig. „Die kann doch nicht wirklich glauben, sie könnte alleine etwas ausrichten gegen den Typen.“
„Sicher nicht“, entgegnete Ben. „Deshalb werden wir ihr Morgen früh folgen.“
„Unbedingt“, pflichtete der Taure bei.
„Und was ist mit unserer Praxisübung?“, wollte Kobanessa wissen. So leicht war sie von ihren Zielen nicht abzubringen.
„Wenn wir Lisa folgen, und die nächsten Etappen liegen dabei zufällig auf unserem Weg, werden wir uns auch darum kümmern“, knurrte der Gruppenleiter. „Also, bist du dabei?“
„Wenn's sein muss.“
„Gut, dann lasst uns alle schlafen gehen. Der Morgen ist nicht mehr allzu fern.“
Vor den Hütten ging das Fest nun rasch zu Ende. Man hatte sich den Abschied von den neuen Freunden ganz anders vorgestellt. Jetzt war Lisa weg und Ben erschüttert, weil er glaubte, seinem Job als Gruppenleiter nicht gewachsen zu sein. Zudem sorgte er sich um das Mädchen. Keinem war mehr nach Feiern zumute. Also löste sich die Gesellschaft kurzerhand auf, und alle verschwanden mit gemischten Gefühlen in ihre Unterkünfte. Die Wenigsten fanden in dieser Nacht wirklich Ruhe.
Die Nacht war schließlich doch vorbei. Die ersten Strahlen der gelben Scheibe am Himmel kitzelten durch die Fensteröffnungen der idyllischen Behausungen deren Bewohner wach. Doch die Idylle war gar keine mehr. Was gestern vorgefallen war, nahm immer noch alle mit. Harry war zuerst auf den Beinen und frühstückte an einem der Tische von den Resten des ehemaligen Festmahls. Er wartete auf Ben. Und der ließ nicht lange auf sich warten. Auch Ben konnte, erst einmal aufgewacht, keinen Schlaf mehr finden. Er musste weiter, jetzt erst recht. Wortlos setzte er sich neben seinen väterlichen Freund und aß äußerst missmutig ein paar Bissen. Schließlich redete er doch.
„Was soll ich nur tun, Harry? Ich habe die halbe Nacht nachgedacht, aber mir ist nichts eingefallen. Lisa wird einen großen Vorsprung herausgeholt haben. So wie ich sie kenne, ist sie die ganze Nacht über marschiert. Ich mache mir Sorgen um sie.“
„Es ist gut, dass du dich sorgst, mein Freund. Aber du kannst sie einholen. Unser alter Fluss hier mündet hinter den fernen Bergen im Meer, nach dem ihr sucht. Lisa ist zu Fuß dorthin unterwegs. Aber ihr könnt schneller sein, wenn ihr eines unserer Boote nehmt. Ich möchte euch eines zum Abschied schenken.“
„Wie soll ich dir
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