Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
recht groß, aber sehr bequem war es nicht, darin zu schlafen. Vor allem, wenn auch noch so ein sperriger Taure zur Reisegesellschaft gehörte.
„Verdammt, jetzt sind wir wohl alle zusammen eingepennt“, schimpfte Nessy und war am meisten böse auf sich selbst. „Aber wie es scheint, leben wir ja noch. Und die Katzen auch. Ich höre sie schnarchen.“
Richtig! Die Katzen lagen auf den Teppichen im hinteren Fußraum und träumten wohl von Mäusen. Allmählich fand der Gestank dieses Ortes den Weg zurück in die Nasen der Besucher. Noch stärker als in der Nacht zuvor, denn inzwischen stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Die Auserwählten stiegen aus dem leicht ramponierten Wagen und streckten sich erst mal ausgiebig. Und kaum hatten sie ihre müden Augen wieder halbwegs unter Kontrolle, erkannten sie auch, worin der Grund für den Pesthauch lag. In der Dunkelheit der Nacht hatten sie es nicht erkannt, aber sie waren bis auf einen Viertelkilometer an eine gewaltig große Müllhalde herangefahren. Sie erblickten Berge von Abfall und Schutt. So hoch wie der Himalaja, beinahe jedenfalls. Nur dass die Gipfel dieser Berge nicht von Schnee und Eis bedeckt waren, sondern von Blechdosen, Waschmittelverpackungen und anderen, inzwischen ziemlich übel stinkenden Zivilisationserzeugnissen. Und überall zwischen den Bergen aus Müll waren Lagerstellen und windschiefe Holzhütten zu sehen. Also lebten hier wohl Menschen. Oder was auch immer.
„Ob das die Müllhalde ist, von der dieser Typ im Reisebüro geschwafelt hat?“, wollte Charly wissen. „Dann wären wir hier nämlich in Macabra. Und das soll ja noch viel schlimmer sein, als das schöne Human Town mit seinen irren Einwohnern!“
„Wir sind doch gestern an einem Ortsschild vorbeigekommen. Kann sein, dass da so was wie Macabra draufgestanden hat“, bemerkte Ben.
„Verdammt!“, sagte Nessy mehr zu sich selbst und wurde bedenklich blass um die Nase herum. „Es stimmt. Von allen Drecksgegenden des Zentrums habe ich uns ausgerechnet nach Macabra manövriert.“
Tatsächlich, wenn sich die Vier jetzt die Mühe gemacht hätten, zum Ortseingangsschild zurück zu pilgern, hätten sie es abblätternd auf rostig nachlesen können:
MACABRA
Schäbigster Ort aller Welten!
Hier betet keiner für Eure Seelen!
Hahaha! Hatte noch ein Spaßvogel druntergeschmiert.
Aber die Hüterkandidaten brauchten es auch gar nicht erst zu lesen. Sie wussten auch so, dass sie hier in Macabra gelandet waren. Das mochte wohl auch der Grund gewesen sein, warum Konrad Hansen sie in der Nacht zuvor nicht weiterverfolgt hatte. Selbst einem Verrückten wie ihm schien es zu gefährlich gewesen zu sein, in eine Gegend wie diese zu geraten. Aber was sollten die Jugendlichen nun anstellen? Zurück konnten sie nicht. Ganz gewiss hätten ihnen die Menschenfresser dort aufgelauert und würden sie erschießen oder mit dem Hackebeil tranchieren. Lieber jetzt durch den Pfuhl und nach einem anderem Weg zurück zur Hauptstraße suchen, als doch noch im heißen Ofen zu landen.
„Mist und verflucht!“, motzte Nessy lautstark. „Ich hätte auf der Hauptstraße bleiben sollen. Und ich hätte niemals einschlafen dürfen. Ich könnte mir selbst den Kopf abbeißen!“
„Lass gut sein“, versuchte Ben sie zu beschwichtigen. „Wärst du auf der Hauptstraße geblieben, wären wir den Kannibalen nie losgeworden. Und eingeschlafen sind wir schließlich alle. Gerade du hattest das Recht, einzuschlafen, immerhin bist du den ganzen Weg gefahren.“
„Und zwar verdammt gut!“, bestätigte Charly. „Du hast uns allen den Arsch gerettet!“
„Ich hätte es zwar ein wenig anders und netter ausgedrückt“, meinte Rippenbiest schließlich, „aber der komische Bursche hat Recht. Du bist gefahren wie der Teufel persönlich.“
Bei diesen Worten ließ er anerkennend eine seiner Pranken auf die schmale Schulter des Mädchens krachen, dass sie in die Knie ging.
Mühsam richtete sie sich auf, rieb sich die schmerzende Schulter und schaute in die Ferne.
„Das wird uns allen nichts nutzen, Leute. Ich hab trotzdem Mist gebaut.“
„Das werden wir sehen“, entgegnete Ben und studierte die Straßenkarte. „Lasst uns erst einmal weiter nordwärts fahren.“
Leichter gesagt als getan. Die Vier gingen zum Wagen zurück und waren geschockt. Das war ihnen vorhin im Halbschlaf gar nicht aufgefallen. Man hatte wohl des nachts Besuch gehabt. Und der hatte in aller Ruhe dem Wagen die Räder abmontiert
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