Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
könnte?“
„Schaut euch doch um, ihr Bekloppten! Alles, was es hier einmal an Autos gegeben hat, ist ausgebrannt, zu Klump gefahren oder geplündert worden. Außerdem gibt es kein Benzin mehr. Seit Jahren schon nicht. Um den letzten Kanister hat es jahrelang Krieg gegeben, sag ich euch! Keine Ahnung, wer ihn gewonnen hat. Ich glaube, keiner! Und die paar Reichen, die es hier gibt, haben sich in ihrem Viertel abgeschottet und schießen jeden über den Haufen, der sich den Mauern um ihre Wohngegend nur nähert. Die haben bestimmt noch brauchbare Autos und jede Menge Sprit!“
„Sind hier vielleicht die Mad Max-Filme gedreht worden?“, fragte Charly wenig ernsthaft.
„Wer ist Mad Max? Ich hatte, glaube ich, mal eine Tante, die hieß so.“
„Welchen Rat würdest du uns also geben, Grüner?“ Ben hätte nie gedacht, dass er einmal so eine schäbige Kreatur um Rat fragen musste.
„Verschwindet dahin, wo ihr hergekommen seid, sag ich euch! Aber schnell! So, und jetzt hab ich keine Zeit mehr. Muss dringend kotzen.“
Sagte es und verschwand um die nächste Ecke, wo man ihn würgen hörte. Scheinbar verabschiedete er sich gerade von seinem unverdaulichen Mittagessen. Was nun?
„Vielleicht sollten wir mit dem Zöllner einmal vernünftig reden. Wir haben doch noch das viele Gold und eine Handvoll Dollar. Das sollte meines Erachtens genug an Wegzoll sein. Und wenn nicht, dann lassen wir uns wie immer etwas einfallen. Das ist unsere einzige Chance!“
„Stimmt, Ben“, meinte Charly. „Worauf warten wir noch? Das ist ja lächerlich! Warum sollten wir uns vor einem bescheuerten Zollbeamten fürchten? Im Zweifelsfall kriegt er was aufs Maul und fertig!“
„Den Job übernehme ich“, drohte der Taure, der um sein Waffenarsenal im Rucksack wusste.
„Ich hoffe allerdings, es geht auch ohne Gewalt, Freunde“, hoffte dagegen Ben. „Wenn nur Lisa diesen Umweg nicht ebenfalls gemacht hat. Wenn sie der Hauptstraße genommen hat, ist ihr Vorsprung auf uns zwar angewachsen, aber immerhin wäre sie dann auf der sicheren Seite. Wie auch immer: Die Zeit drängt. Das Beste wird sein, wir gehen in die nächste Seitenstraße Richtung Westen hinein.“
„Gar nicht gut“, murmelte Nessy. „Das ist gar nicht gut.“
Also nahmen sie die nächste Etappe ihres Fußmarsches in Angriff. Die Sonne ging schon unter, als die Teenager eine begehbare Straße in die richtige Richtung entdeckten, die nicht von unüberwindlichem Schrott und Abfall gekennzeichnet war. Aber merklich dunkler wurde es jetzt nicht, denn auch tagsüber bekam man nicht viel von der Sonne zu sehen. Der Dunstglocke sei Dank. Immerhin hatte der Gestank offenbar etwas nachgelassen. Lag es etwa an der nachlassenden Hitze der Sonne, die sich offensichtlich zornig vom Himmel zurückzog, oder hatten sich die Menschen auf dem Weg nach Westen inzwischen einfach schon an den ewigen Pesthauch gewöhnt? Die Straße, die sie mehr oder weniger zufällig gewählt hatten, weil sie annähernd in westliche Richtung führte, sah aus, wie beinahe alle anderen in dieser Ecke Macabras. Halb zerstörte Hochhäuser, tote, ausgebrannte Amischlitten, haufenweise Abfall und darin lebende Kreaturen rechts und links. Selbst in der Nacht sahen die Wanderer noch recht gut, was um sie herum los war, denn ewig brannten in der Nähe irgendwelche Häuser, Autowracks oder Müllhaufen und erhellten die beängstigende Szenerie auf unheimliche Weise.
Aus einem Hausflur sprang unvermutet ein halbes Dutzend übelriechender Gestalten auf die gespenstisch erleuchtete Straße vor die Füße der Auserwählten. Sie stellten ohne Umschweife scharfe Messer und Schlagringe zur Schau. Die Kuhkatze machte ihren Buckel und fauchte, so gut sie konnte. Unter den Wesen befanden sich zwei Warzenschweine. Ein kleines mit Irokesenhaarschnitt und Tätowierungen. Das andere in geflicktem Nadelstreifensakko und mottenzerfressenem Zylinderhut. Offenbar der Anführer der Bande, den ein Mercedesstern an einer schweren, silbernen Halskette zierte. Doch nicht etwa jener Stern aus dem Wagen der Hüterkandidaten? Daneben hatten sich noch drei weitere Monster mit verlaustem, braunem oder schwarzem Fell und unverkennbarer Mordlust in den Augen positioniert; eines hatte nur noch ein Auge, das andere hatte es sich selbst in einem Anfall von Langeweile herausgepult. Der letzte im Bunde war ein langer, ausgemergelter Mensch. Er schien alle Krankheiten dieser Welt in sich zu vereinen. Offene, eitrige Geschwüre wucherten
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