Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
wiesen überhaupt keine Außergewöhnlichkeiten auf. Eventuell das ein oder andere Geschwür, aber so bewandert war Ben in Biologie nicht, dass er sich dessen hätte sicher sein können. Aber bei zwei jüngeren Forellen glaubte er, etwas Sonderbares entdeckt zu haben. Sie wiesen vom inneren und äußeren Aufbau her offensichtliche Veränderungen gegenüber den älteren Tieren auf: Eine besaß die doppelte Anzahl Flossenpaare, noch dazu ungewöhnlich vergrößert. Die andere Forelle hatte statt zweier Augenlöcher im Schädel drei, was zur Folge hatte, dass das lebende Tier wohl auch drei Augen gehabt haben musste. Aber Ben wusste nicht hundertprozentig, ob das mit der nächtlichen Aktivität auf dem Fluss zu tun hatte, oder auf die andersartige Fauna im Nichts zurückzuführen war. Aber er hielt das Ergebnis seiner Untersuchung für ein weiteres der einzelnen Bruchstücke, die gemeinsam die gesamte Mauer ergaben, die in seinem Kopf für die Ursache der Seuche stand und die es einzureißen galt.
„Sind wir jetzt schlauer, als zuvor?“, fragt Nessy wenig zuversichtlich.
„Irgendwie schon“, meinte Ben ernst. „Aber erst einmal muss ich alle Informationen zusammenschmeißen und mir einen Reim darauf machen. Aber eines steht fest: Heute Nacht treten wir endlich in Aktion.“
Ein wenig Hoffnung machte sich breit im Dorf. Ben hatte vor, den Plan gemeinsam mit dem Kleinen Mann und den anderen Auserwählten durchzuziehen. Dementsprechend setzte er sich kurz vor Einbruch der Nacht mit den Vieren zusammen und beriet sich mit ihnen.
„Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen und einen Plan gemacht. Zur Durchführung brauche ich eure Hilfe.“
„Ich bin zu allem bereit!“, sagte der kleine Mann.
„Ich auch“, versicherte Charly. „Schieß los!“
Rippenbiest bot wie sooft die Unterstützung durch seine Axt an, und Nessy war sowieso für alles zu haben.
„Also, ich fasse kurz zusammen, was ich mir zusammengereimt habe: Die Seuche wird wahrscheinlich durch dieses angebliche Ungeheuer verursacht. Besonders schnell erwischt es die Lebewesen, die direkt im Fluss leben. Also Fische und Ratten. Die Seuche wirkt sich irgendwie auf die Zellentwicklung der Tiere und Bataren aus. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll. Deshalb auch die Knochenveränderungen und die Hautgeschwüre bei den Einwohnern. Der Ansteckungsherd liegt noch im Dunkeln. Aber schuld daran ist das stampfende Ding. Und ich betone Ding, weil ich mir sicher bin, dass wir es nicht mit einem lebendigen Ungeheuer zu tun haben. Ein sterbender Einheimischer hat etwas davon gesagt, es sei aus Eisen. Ich glaube, er sprach dabei von dem Monstrum. Und dieses Monstrum, oder diejenigen, die dahinterstecken, nutzen die Angst der Einheimischen aus. Aber warum, da hab ich keine Ahnung.“
„Was schlägst du also vor?“, wollte Nessy wissen.
„Heute Nacht spielen wir Spione. Ihr kommt mit mir, Kollegen. Sie, kleiner Mann, werden am Strand gebraucht. Und dann muss ich noch jemanden Speziellen fragen, ob er uns um Mitternacht hilft.“
Ich dachte, wir hätten uns alle auf das Du geeinigt“, erinnerte ihn der Kleine Mann.
„Sorry, muss mich noch dran gewöhnen. Aber danke, dass du mitmachst.“
„Ist mir eine Ehre.“
Pünktlich, als hätte das stampfende Ungeheuer eine Armbanduhr, erschien sein dunkler Schatten aus dem Nebel über dem Fluss und ängstigte erneut die Bewohner des Dorfes durch das Geräusch aus seinem Inneren. Wie ein monströser Walfisch pflügte es durch den Rattenfluss und näherte sich dem Dorf der Bataren. Der grauenvolle Schatten glitt, halb unter der Wasseroberfläche gelegen, westwärts und barg Unheil in sich. Kurz darauf gesellte sich zu dem Gestampfe wieder das Heulen wie aus tausend Teufelskehlen. Das Monstrum stoppte seinen Vorwärtsdrang erst, als es das Dorf erreichte. Das Stampfen setzte aus, nur das Geheul erschien jetzt lauter denn je. Doch wenn man genau hinhörte, bemerkte man auch noch vereinzelte Platschgeräusche, so als würden schwere Gegenstände ins Wasser geworfen. Oder was auch immer. Und das war der Zeitpunkt für Ben, das Startsignal zu geben: „Auf in die Lüfte, Malan!“
Hinter der Hütte des Bataren, der am Vormittag gestorben war, hatten Ben, Nessy, Rippenbiest und Charly sich gemeinsam mit Malan versteckt gehalten. Nun stieg der gewaltige Roc mit einigen wenigen Flügelschlägen, für das gegnerische Ungeheuer unsichtbar, in den Nachthimmel hinauf. Nach kürzester Zeit hatten
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