Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
der anderen Seite Hennedy.
Die überlebenden Soldaten, und zum Glück lebten die meisten noch, schauten einander in die Gesichter. Schließlich versuchte der erste Haarling, einen der anderen, den er eben noch hatte töten wollen, anzulächeln. Es wurde nur eine Grimasse daraus. Aber sein Gegenüber verstand sehr wohl die Geste. Zögernd und wie in Zeitlupe zuckten die Armmuskeln des Fiederlings. Dann reichte er dem Fellträger die Hand. Und das Wunder geschah: Ebenso zögerlich, aber von ganzem Herzen überzeugt, nahm er den Handschlag des ehemaligen Feindes an. Und diese Szene wiederholte sich nun hundertfach. Bis am Ende auch die Anführer der beiden Völker sich gegenüberstehen und sich nach kurzem Bedenken einfach umarmten, so wie es inzwischen auch alle anderen Beteiligten taten. Die Schaulustigen an den Grenzen konnten nicht fassen, was da passierte, aber dann rannten sie auch auf den ehemaligen Kriegsschauplatz zu, um mit den anderen zu feiern. Den Frieden zu feiern, den sie eigentlich immer schon haben wollten. Doch lange waren sie blind gewesen. Blind gegenüber der Wahrheit. Endlich Frieden. Ben war überwältigt von der Szene, mit der er nie und nimmer gerechnet hätte. Mit zitternden Knien stieg er vom Wagen herab und ging auf die Anführer zu. Schließlich wollte er ja sein Auto wiederhaben. Unterwegs musste er erst einmal viele Hände schütteln. Solche mit Fell und solche mit Federn.
„Du hast uns den Frieden gebracht, Menschenwesen!“, stammelte der Oberhaarling Fellini, als Ben ihm endlich gegenüberstand. „Wer bist du? Ein Gott?“
„Mitnichten, Meister Fellini. Ich bin nur ein Mensch, dem man sein Auto gestohlen hat. Und zwar genau das da mit dem Stern!“ Der Mensch zeigte auf den silbernen 450 SE und fragte sich insgeheim, ob er mit seinem forschen Ton nicht zu weit gegangen war.
Der Anführer dachte einen Moment über das Ansinnen des Fremden nach. Er war sehr stolz auf den noblen Wagen. Aber konnte er es wagen, jemanden einen Wunsch abzuschlagen, den er immer noch für eine Art Kriegsgott hielt? Schließlich waren die Haarlinge ein reichlich abergläubiges Völkchen. Und ein exotisches Wesen, welches aus dem Nichts erschienen war, plötzlich mitten im Schlachtfeld auf dem Dach eines Taxis stand und den Krieg beendete, der musste schon jemand aus einer anderen Welt sein. Und der zottelige Fellini mit der Majorsmütze auf dem Kopf fürchtete andere Welten.
„Wenn's sein muss – nimm ihn, du hast ihn dir verdient.“
Er reichte dem Menschen schweren Herzens die Schlüssel des Wagens und unterdrückte eine Träne im Monstergesicht.
„Nun heul mal nicht“, sagte Ben übermütig. „Es gibt einen guten Autohändler im Fiederlingsviertel. Hier nimm das als Anzahlung und als Schadensersatz für meinen Daimler.“
Ben drückte seinem Gegenüber ein paar Goldstücke in die haarige Hand. Mehr als er selbst einst für das Auto bezahlt hatte. Aber das war für ihn nicht nur eine großzügige Geste; Ben verfolgte eine andere Absicht damit. Denn wenn der Oberhaarling sich im Fiederlingsviertel ein Auto kaufte, so hoffte der Mensch, könnte dies der Auslöser für eine erste Handelsbeziehung zwischen den bis eben noch verfeindeten Völkern sein.
„Ich danke dir sehr, edler Menschengeist! Es gereicht mir zur Ehre, dir diesen vorzüglichen Wagen überlassen zu dürfen.“
Da wollte natürlich Präsident Hennedy nicht zurückstehen.
„Auch ich will mich bei dir herzlich bedanken. Nur weiß ich nicht, womit ich dir eine Freude machen könnte. Ich weiß ja noch nicht einmal, wer du eigentlich bist?“
„Oh, tut mir leid. Ich bin Ben aus einer anderen Dimension. Außerdem einer der Auserwählten; aber das nur am Rande. Und ich bin nur zufällig hier ausgekommen, quasi auf der Durchreise. Und wenn ihr mir wirklich eine Freude machen wollt, seht zu, dass der neue Frieden auf ewig halten wird! Denn ich muss sehen, dass ich weiterkomme. Sobald mein Freund Malan wieder fit ist, machen wir uns wieder auf den Weg.“
„Wir werden dir mit Freuden alles zur Verfügung stellen, was ihr für eure Weiterreise benötigt“, versprach Hennedy, der Adler.
Ben nahm auch dieses Angebot dankend an und versuchte, sich aus dem Staub zu machen, bevor man ihn noch vor lauter Verehrung in Bronze gießen würde und auf dem Dorfplatz aufstellte. Zur allgemeinen Ergötzung und Belustigung. Doch bevor er zusammen mit der durchaus beeindruckten Nessy in den gerade zurück eroberten Wagen steigen konnte,
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