Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Information reichte Yoghi, und er ließ den Rübenmann zu Boden plumpsen. Der suchte daraufhin das Weite und mied seit dem verschwitzte alte Männer mit Fischaugen und Bierbäuchen.
„Also, Boys! Einer von den Majestäten muss den Schlüssel haben. Aber wer?“
Ben war sich über ihr weiteres Vorgehen schnell im Klaren. Dem dunklen Fürsten zu begegnen, darauf legte er keinen gesteigerten Wert. Die Königin des Lichts hatte er aber sowieso kennenlernen wollen.
„Gehen wir zur Königin?“, schlug er also vor.
„Da brauchen wir bestimmt eine Audienz“, schränke Nessy ein. „Und ob ausgerechnet wir fünf Hübschen die erhalten, ist doch mehr als fraglich.“
„Versuch macht klug“, meinte Charly optimistisch. „Außerdem sind wir doch Superstars, oder?“
Also gingen sie gemeinsam ins weiße Schloss. Was hatten sie schon zu verlieren? Von außen betrachtet sah es aus wie ein Postkartenschloss aus der Dimension von Charly und Ben. Türme, Zinnen, Erker, ein hohes hölzernes Portal und einen Haufen Verzierungen mit Bildern und Denkmälern von aufgedunsenen Engeln und skurrilen Heiligen gab es zu sehen. Sie schritten über die offene Zugbrücke und durch das Portal. Doch der Eindruck, den das noble und altertümliche Schloss von außen machte, setzte sich im Inneren nicht unbedingt fort. Da sah es eher aus wie in einem ganz normalen Großraumbüro. Die Verwaltung des Nichts! Schier unendlich viele graue Schreibtische standen in Reihen neben- und hintereinander. So groß hatte das Schloss von außen betrachtet gar nicht ausgesehen. Schlagartig wurden die Hüterkandidaten an Hotte, den ehemaligen Beamten erinnert, der sie ein Stück ihres Weges begleitet hatte. Und noch mehr an seine Dutzenden von Kollegen mit blasser Gesichtsfarbe, Nickelbrille, grauem Haarkranz, grauem Anzug, grauem Hütchen und grauem Köfferchen. Und die hier sahen in etwa genau so aus. Vielleicht waren es sogar dieselben wie damals vor der Stadt der Kasathen? Eine Frage, die nicht zu beantworten war, denn scheinbar sahen alle Beamten auf der ganzen Welt gleich aus. Nur die Dame an der Information stach so ziemlich aus der Masse heraus. Es war eine ehemalige Bewohnerin des Fiederlingsviertels, die hier eine brauchbare bezahlte Stellung gefunden hatte. Eine mehr als üppig geschminkte Pute im sonnengelben Kleid.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte die Pute die Fünf mit ihrer lauten und schrägen Stimme, während sie sich ungeniert weiter mit einer Nagelfeile die Krähenfüße - die unter den Beinen - malträtierte.
Ben ergriff – wie so oft bei solchen Gelegenheiten – das Wort. „Wir möchten um eine Audienz bei der weißen Königin des Lichts bitten.“
„Jaja, das wollen sie alle!“, kreischte die Pute weiter. „Können Sie irgendwelche Referenzen vorweisen?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Dann müssen Sie halt einen Antrag an Schalter 23 stellen. Auf Wiedersehen die Herren und die Dame.“
So beendete die gelbe Pute das Gespräch und vertiefte sich wieder in ihre Maniküre, oder wie man das bei einem Vogel nennen sollte. Die Fünf marschierten durch die unendlichen Schreibtischreihen und erreichten nach einer knappen halben Stunde den Schalter mit der gesuchten Nummer. Zum Glück war gerade keine Mittagspause.
„Guten Tag.“
„Guten Tag, Herr Amtmann. Oder sind Sie Oberamtmann?“
„Nein. Noch nicht. Vielleicht in hundert Jahren. Wie lautet Ihr Begehr, junger Mann?“
„Wir wünschen eine Audienz bei der Königin des Lichts.“
„Füllen Sie diesen Antrag aus“, sagte der kleine graue Beamte barsch und schob ein graues achtzigseitiges Formular über die Schaltertheke.
Ben hatte keine Lust, wie damals vor den Toren der Kasathen, den ganzen Heckmeck schon wieder mitzumachen, also ließ er die Formulare Formulare sein und machte sich zusammen mit seinen Freunden auf den langen Rückweg zu der Pute an der Information.“
„Hat jemand eine Idee, wie es jetzt weitergehen soll?“, fragte er unterwegs.
„Tut mir leid, Herr Gruppenleiter“, schaltete sich Nessy ein. „Für solche Angelegenheiten bist du viel zu bescheiden. Charly hatte ganz Recht: Sind wir die Auserwählten oder nicht?“
Ben musste ihr durchaus zustimmen. Seinen neu erworbenen Ruhm in die Waagschale zu werfen, stellte gewiss ein geringeres Risiko dar, als den Palast zu stürmen, tausend Beamte niederzuringen, gegen Heerscharen von königlichen Leibwächtern zu bestehen, um am Ende der genervten Königin in ihrem verwüsteten Thronsaal
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