Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
wichtig. Also wie ist das mit der Abkürzung?“
„Das Böse hat mehr als eine Woche Vorsprung, da ich erst seit ein paar Tagen unterwegs bin. Meine eigene Welt ist furchtbar groß, und dort hätte ich ihn wohl nie wieder einholen können, doch von hier aus muss ich zurück in meine Dimension und kann dabei eine gewaltige Entfernung überbrücken. Wie das genau gelingen soll, das hat mir niemand gesagt. Doch du wirst mir dabei helfen, meine eigene Welt wiederzufinden, sagte die Hexe.“
„Kann ich mir nicht vorstellen, Mädchen. Selbst wenn ich die Absicht hätte, dir bei deinem Ding zu helfen, hätte ich heute gar keine Zeit dafür, denn ich selbst werde zu einer unvorstellbaren Reise antreten. Tut mir leid, Lisa. Vielleicht ein andermal.“
„Aber was wäre, wenn deine und meine Reise ein und dieselbe ist?“
„Unmöglich. Ich reise in die Zukunft, und das hat irgendwie nichts mit deiner komischen Geschichte zu tun.“
„In die Zukunft? Macht man das so in deiner Welt?“
„Bisher noch nicht. Ich werde der erste sein“, erklärte Charly stolz. „Und ich nehme keine Anhalter mit, wenn du sowas in der Art vorhaben solltest.“
„Vielleicht ist deine Zukunft ja meine Welt“, sagte das Mädchen leise.
„Glaub ich nicht. Du lebst wohl eher im Mittelalter, wenn du noch nicht einmal weißt, was Elektrizität ist. Außerdem ist der Held in meinem Roman auch alleine in die Zukunft gereist.“
„Aber die Hexe hätte mich nicht zu dir geschickt, wenn unser Weg nicht von nun an der gleiche wäre. Bitte nimm mich mit, Charly. Du bist meine einzige Chance. Und mein einziger Freund in dieser Welt.“
„Weil du sonst keinen kennst, vermute ich. Aber gut, von mir aus kannst du mitkommen bis zum Hügel und meinen Start aus der Ferne miterleben. Aber verreisen werde ich alleine. Wenn ich weg bin, musst du schauen, wie du alleine klarkommst. Vielleicht versuchst du dein Glück beim Jugendamt oder im Waisenhaus. In Ordnung?“
Das Mädchen nickte, verfolgte aber insgeheim einen ganz anderen Plan. „Dann sag mir doch wenigstens, was Elektrizität ist, sonst komme ich in der Nebenwelt niemals klar.“
Charly hatte wenig Lust oder gar Zeit, sich mit diesem Thema näher zu beschäftigen. Stattdessen stapfte er die Treppe hoch in sein Zimmer und zu seinem überfüllten Bücherregal. Zwischen all den Fantasy- und Abenteuerromanen fand er in der unzugänglichsten Ecke das Buch, das er gesucht hatte. Er nahm es mit ins Wohnzimmer und reichte es dem jungen Mädchen. „Kannst du lesen?“
„Natürlich kann ich lesen“, antwortete sie und zog eine Schnute. „Ich bin nicht dumm.“
„In Ordnung. Das hier ist ein Kinder- und Jugendlexikon. Das hat mir mein Vater mal geschenkt. Ich hab's zwar noch nie aufgeschlagen, hier sollte aber alles drinstehen, was du wissen musst. Ich glaube ja immer noch nicht, dass du eine Dimensionsreisende bist, aber ein wenig Allgemeinbildung hat ja bekanntlich noch niemandem geschadet. Und nun schau mal nach unter Elektrizität. Das schreibt man mit E. Ich mach mich in der Zwischenzeit reisefertig. Viel Spaß.“
Charly ging zurück in sein Schlafzimmer und ließ seinen Gast mit der Lektüre allein. Schnell hatte sich Lisa in das Thema des elektrischen Stroms vertieft und war mehr als entzückt von dem Buch.
„Elektrischer Strom ist die Bezeichnung für eine gerichtete Bewegung von Ladungsträgern, zum Beispiel von Elektronen oder Ionen, in einem Festkörper, einer Flüssigkeit, einem Gas oder im Vakuum“, sagte Lisa stolz, als Charly mit gepacktem Rucksack die Treppe herunter und ins Wohnzimmer gekommen war. „Hab ich auswendig gelernt. Das habe ich zwar nicht so ganz verstanden, aber immerhin weiß ich jetzt, dass zum Beispiel ein Blitz reine elektrische Energie ist. Das ist ganz toll. Darf ich dein Buch behalten, Charly?“
„Von mir aus. Ist sowieso nie meine Lieblingslektüre gewesen, muss ich zugeben. Unter O gibt’s keine Oger und bei T fehlen die Trolle. Also, kommst du jetzt mit? Sonst verpasse ich nämlich die besten Blitze noch.“
„Ja, natürlich. Aber ich muss mich erst umziehen. So will ich nicht durch deine Welt gehen.“
Dem musste der Junge lautlos zustimmen. Ein viel zu großes T-Shirt, nackte Füße und ein ungewaschenes Gesicht waren nicht gerade die Hingucker auf der Straße. Wobei auch das schäbige Kleid, in dem Lisa in sein Haus gestolpert war, keine viel bessere Alternative darstellte, aber das war nicht sein Problem. Bald würde er das
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