Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
hinauf.
„Seht mal“, rief der lange Berthold. „Unser Charly hat eine kleine Freundin!“
Sam wischte sich die Brille an seinem T-Shirt ab und setzte sie wieder auf. „Potzblitz!“, sagte er nur.
„Hast du gestern Abend noch auf die Schnelle geheiratet?“, fragte Tommy und wieherte vor Lachen.
Alle anderen stimmten in das Lachen mit ein. „Charly hat 'ne Freundin, Charly hat 'ne Freundin“, sangen sie im Chor und wussten, sie hatten für einige Tage ein neues Gesprächsthema gefunden.
„Haltet bloß eure Schandmäuler!“, polterte Charly los, kaum das er die Gruppe Gleichaltriger erreicht hatte. „Den Ersten, der nochmal seine Klappe aufreißt, haue ich in Grund und Boden, ist das klar? Das ist Lisa, die ist nur zufällig hier und damit Basta!“
Keiner traute sich, eine weitere hämische Bemerkung zu machen, aber der ein oder andere konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen.
„Und jetzt an die Arbeit, meine Herren. Die Zeit drängt!“, erinnerte Charly an die bevorstehende Reise in die Zukunft. Lisa blieb wortlos am Rand des Hügels stehen, hielt ihren Rucksack umklammert und war sich des ein oder anderen scheuen Blickes von Charlys Freunden wohl bewusst.
Die Jungs testeten noch einmal alle beweglichen Teile ihrer Zeitmaschine, erörterten noch das ein oder andere kleine Problem und verdrängten so manche Unwägbarkeit, doch Tommy hatte offenbar noch so seine Bedenken, was die Sicherheit des Unterfangens betraf.
„Was ist denn, wenn der Blitz einschlägt und du kriegst 'nen Stromschlag oder verbrennst?“
„Kuschelhasig, Kumpel. Na, was glaubst du denn?“, fragte Charly. „Dann bin ich mausetot, du Hirni. Aber deswegen haben wir ja schließlich einen mit Kunstleder bespannten Sitz aus einem Auto rausgeholt, damit mein Allerwertester vor Stromschlägen und ähnlichem geschützt ist, kapiert?“
„Schon klar, Chef, ich dachte ja nur.“
„Du sollst nicht denken, sondern nur die Daumen drücken.“
Charly schulterte seinen Rucksack, nahm auf dem erwähnten Autositz Platz und wartete auf den Blitz, der die nötige Energie für die Zeitreise liefern sollte. Lange würde es nicht mehr dauern, denn der Donner war schon deutlich lauter geworden, und die Blitze wurden zahlreicher und kamen näher. Unbemerkt von den ob der Zeitmaschine faszinierten Jungs war Lisa bis an die Maschine herangetreten und quetschte sich kurzerhand neben Charly auf den Sitz der Eigenbaumaschine.
„He, was soll das?“, protestierte er lautstark. „So war das nicht abgesprochen. Verschwinde hier!“
„Geht nicht“, rief Lisa, um einen heftigen Donnerschlag zu übertönen. „Ich muss mit dir gehen. Wohin auch immer. So will es die Prophezeiung. Wir sind Verbündete.“
„Scheiß auf deine Prophezeiung!“, schrie Charly und versuchte, das Mädchen vom Autositz zu schubsen. Doch in diesem Augenblick schlug ein gewaltiger Blitz in die selbst gemachte, meterhohe Antenne der Zeitmaschine ein. Die letzten Dinge, die Charly bewusst wahrnahm, waren die Folgenden: Lisa saß immer noch neben ihm, Tommy schrie laut auf, es gab einen Knall wie bei ein Kanonenschuss, und schließlich füllte ein unfassbar helles Licht sein gesamtes Blickfeld. Danach war alles um ihn herum schwarz wie die Nacht. War er blind geworden? War das verbranntes Haar, was er da roch? Hatte er im letzten Augenblick nicht auch noch gesehen, wie ein Erwachsener den Hügel hinauf gestürmt war und nach seiner Zeitmaschine gegriffen hatte? Er wusste es nicht. Charly wusste gar nichts mehr.
*
Kapitel 5
Die Auserwählten
G espannt, was ihn nun erwarten würde, schaute sich Ben von seinem Platz am Konferenztisch aus in der kleinen Zeltstadt um. Vorhin hatte er auf die Schnelle nur wenige Eindrücke gewinnen können, doch nach und nach sah er nun mehr von seiner neuen Heimat. Es gab kleinere Zelte aus weißem Stoff, ein paar größere rote und blaue und natürlich den besonders großen gestreiften Pavillon, unter dem ein riesiger Tisch mit vielen Stühlen aufgebaut worden war. Allerdings waren dort die Stühle rund um den Tisch verteilt und standen nicht, wie hier am Rednertisch, alle in derselben Richtung. Im Augenblick sah Ben nur zwei Personen dort sitzen: Fielmann und Stotterbär, die offensichtlich keine Zigaretten gefunden hatten, bliesen Trübsal und winkten ihm müde lächelnd zu, als sie seinen Blick bemerkten. Ben winkte zurück und sah nun auch die anderen Leute näherkommen. Das lila Etwas, das eben noch
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