Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Mädchen endlich wieder los sein.
„Vielleicht solltest du noch schnell duschen“, sagte er nur.
„Was ist das? Duschen?“ Schon wollte sie im Lexikon nachsehen, doch Charly hatte nicht die Zeit für solchen Verständigungsschwierigkeiten.
„Von mir aus kannst du auch gerne baden, aber beeile dich.“
Er zeigte ihr das Bad, ließ sie allein und schaute sich noch ein letztes Mal im Rest des Hauses um, ob er auch wirklich an alles gedacht hatte, was man in der Zukunft so würde brauchen können. Er entschied sich kurzerhand noch für sein I-Phone, aktuellste Version selbstverständlich. Kurz nahm er noch seine ebenso geschätzte Playstation in die Hand, entschied sich aber dann dagegen, denn er wollte ja echte Abenteuer erleben und nicht nur solche auf einer Spielekonsole. Egal, wohin ihn diese führen würden. Charly quetschte das Handy samt Ladegerät noch in seinen Rucksack und wartete auf dem Wohnzimmersofa mehr oder weniger geduldig auf die Rückkehr seines ungebetenen Gastes aus dem Bad.
Lisa steckte den Kopf aus der Badezimmertür und rief: „Charly, wo stehen die Eimer?“
„Was für Eimer?“, rief er zurück.
„Ich wollte zum Fluss gehen und Wasser holen. Vielleicht könnten wir es ein wenig erhitzen. Aber wenn du es eilig hast, bade ich auch in einem Zuber voll kaltem Wasser. Kein Problem.“
Charly schüttelte den Kopf. Mittelalter! „Kuschelhasig. Benutze den Wasserhahn! Das silbrige Ding gleich über der Wanne. Rot ist warm, Blau ist kalt, in Ordnung?“
Schon hörte er gedämpft das Rauschen von Wasser. „Danke!“, rief sie und schon wenig später begann sie zu singen. Charly zuckte mit den Schultern und schaltete den Fernseher ein, denn egal, über welche Talente das Mädchen auch immer verfügen mochte, Singen gehörte nicht dazu und wollte übertönt werden. Im Fernsehen lief gerade die x-te Wiederholung von Unsere kleine Farm, während Charly aus dem Fenster schaute und sehnsüchtig den ersten Blitz des nahenden Gewitters erwartete.
Just in dem Moment, als Im Fernsehen Laura Ingalls Hund von einer Kutsche überfahren worden wurde (passierte das eigentlich in jeder Folge dieser Serie?), trat Lisa wieder ins Wohnzimmer. Zwar war sie nun sauber, ihr Kleid jedoch war immer noch ein Schandfleck. Vielleicht sollte Charly ihr das ein oder andere Kleidungsstück aus seinem Kleiderschrank schenken, dachte er bei sich in einem ungewöhnlichen Anfall von Großzügigkeit.
„So ein Bad in deiner Wanne ist herrlich. Und wieviel Schaum in so einer kleinen bunten Flasche ist. Unglaublich. Viel besser, als das Seifenkraut daheim. Ich hab sogar ganz alleine herausgefunden, wie dein Klo funktioniert. War aber auch allerhöchste Zeit, würde ich sagen. Seit gestern Abend hatte ich schon nicht mehr... na, du weißt schon.“
„Jaja, schon klar. Ist das Kleid eigentlich alles, was du zum Anziehen hast? Ich meine, mich stört es ja nicht, wie du rumläufst, aber der letzte Schrei ist das nun nicht gerade.“
Das Mädchen schaute an sich herunter und schämte sich mit einem mal ein wenig.
„Vor ein paar Tagen sah es noch aus wie neu. Aber nach der langen Wanderung ist es ziemlich kaputt und schmutzig. Schade, denn es war mein Lieblingskleid. Vielleicht sollte ich es im Fluss waschen gehen. Es gibt doch sicher einen Fluss in der Nähe? Was meinst du?“
„Nein, lass mal“, antwortete der Junge, der keine Lust hatte, sein Gegenüber auch noch in die Geheimnisse einer Waschmaschine einzuführen, wobei er selber noch nicht einmal mit deren Bedienung vertraut war. „Am besten ist, du nimmst ein paar Klamotten von mir mit auf deine Reise. Werden zwar ein paar Nummern zu groß sein, aber im Waisenhaus werden sie sicher etwas Passenderes für dich finden, wenn du dich entschließen solltest, dort hinzugehen.“
„Ich glaube nicht, dass dies mein Weg sein wird. Daher nehme ich dein Angebot gerne an.“
Rasch rannte Charly erneut in sein Zimmer, griff sich ein altes T-Shirt, Jeans, einen Pullover sowie Turnschuhe und Sportsocken und hoffte, sie würde damit etwas anfangen können. Sicher war er sich dessen nicht, so komisch, wie sie manchmal drauf war.
Lisa fand unterdessen Gefallen an dem lustigen Treiben in Charlys Fernseher. Natürlich fragte sie sich, was die Zwerge und Gnomen wohl bewogen haben mochte, in diese seltsame, flache Kiste zu steigen und ein Theaterspiel aufzuführen. Als dann auch noch nacheinander die Kuh, der Kanarienvogel und ein Nachbar der Fernsehfamilie Ingalls starb,
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