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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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wandte sie sich Charly zu, der mit einem Haufen Kleidern wieder vor ihr auftauchte und dank des wiederholten Treppensteigens ein wenig außer Atem war.
    „Da, schenk ich dir“, sagte er zu Lisa und drückte ihr den Stapel in die Hand.
    „Danke“, sagte sie und musterte die Sachen. Schuhe, Socken, Pullover und Shirt erschienen ihr zwar deutlich zu groß zu sein, waren aber in Ordnung für sie. „Was soll ich damit?“, fragte das Mädchen und hielt die Hose in die Höhe, als sei es ein fragwürdiges Insekt.
    „Das ist eine Jeans. Die kann man anziehen. Robust, modern und passend zu jeder Gelegenheit.“
    „Aber ich bin ein Mädchen.“
    „Na und? Auch Mädchen tragen Jeans.“
    „In meiner Welt nicht. Hosen sind nur was für Jungs. Kein anständiges Mädchen würde auf die Idee kommen, so etwas anzuziehen.“
    „Stell dich nicht so an“, sagte Charly grob. „Röcke trage ich dummerweise nicht. Alles klar?“
    Ein wenig widerwillig stopfte Lisa die Kleidungsstücke in den Rucksack und beschloss, fürs Erste bei ihrer aktuellen Bekleidung zu bleiben. „Gehen wir los?“
    „Ja“, brummte der dicke Junge. „Die Zeit wird knapp.“
    Die Beiden verließen Charlys Haus mit vollgepackten Rucksäcken auf den Rücken und unvorstellbaren Abenteuern im Sinn. Zum ersten Mal sah Lisa die Nebenwelt im Tageslicht, nur gedämpft vom wolkenverhangenen Himmel. Was sie sah, versetzte ihr einen Schock nach dem anderen: Wie jeden Samstag Nachmittag in diesen Breiten wurden straßauf und -ab die Rasenmäher in Gang gebracht. Keiner der Nachbarn wollte sich nachsagen lassen, sein Rasen sei nicht perfekt, und so wurde die knappe Freizeit der Pflege des satten Grünes geopfert. Charly war der Rasen egal, denn einmal in der Woche kam ein gut bezahlter Gärtner und kümmerte sich um solche und ähnliche Dinge. Von ihm aus hätte das vermaledeite Gras auch ruhig zwei Meter hoch wachsen dürfen. Störte doch keinen. Die wenig dezente Lärmkulisse der nachbarschaftlichen Rasenmäher wurde noch lautstark begleitet von den Autos, die an Charlys Haus vorbeifuhren und einem Flugzeug des nahe gelegenen Militärflughafens, das gerade zur Landung nach einem in Charlys Augen völlig unnützen Rundflug über diverse Krisengebiete der Welt zurückkehrte. Das alles war zuviel auf einmal für das Mädchen neben Charly. Alles war neu, zu laut, zu ungeheuerlich für Lisa. Sie setzte sich auf das Mäuerchen vor dem Haus und weinte, während sie sich die Ohren mit den Händen zuhielt. Der dicke Junge stand ziemlich hilflos daneben und überlegte fieberhaft, was zu tun sei. Kurz schoss ihm die Idee durch den Kopf, er könne das Mädchen in den Arm nehmen und trösten, doch wäre ihm das mehr als peinlich gewesen, und so ließ er es doch besser sein. Vielleicht hätte ihn ja jemand dabei beobachtet; nicht auszudenken! Also setzte er sich neben das Mädchen und gab ihm in Zeichensprache zu verstehen, dass er mit ihr reden wolle.
    „Hör mir zu“, begann er, nachdem Lisa zögerlich die Hände von den Ohren gelöst hatte und ihn aus großen, unsicheren Augen ansah. Immerhin war das Militärflugzeug inzwischen gelandet, und die Lautstärke in Charlys Welt war dadurch wieder um einiges heruntergedreht worden. „Ich hätte dich wohl vorwarnen müssen, aber hier in der Straße ist immer ziemlich viel los. Und leise ist es auch nicht gerade.“
    „Was ist das alles?“, fragte Lisa, schniefte und wischte sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht.
    „Naja, Autos halt und ein Flugzeug. Kennst du auch nicht, oder?“
    „Nein“, antwortete das Mädchen leise und schniefte ein letztes Mal.
    Charly dachte an das Gewitter und seine geplante Reise durch die Zeit und hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf. Er bat sie darum, beizeiten im Lexikon unter den Begriffen Automobil und Flugzeug nachzuschlagen und setzte seinen Weg fort, indem er eine Seitengasse nutzte, um in Richtung Hügel zu gelangen. Lisa folgte ihm tapfer und versuchte weder den andauernden Lärm anzuhören, noch die verwirrenden Bilder in sich aufzunehmen, die sich ihr in der Nebenwelt präsentierten.
    Die anderen Jungs aus Charlys Clique waren schon auf dem Hügel angekommen und hatten das Tarnnetz von der seltsamen Maschine entfernt. Erste zaghafte Blitze und verhaltener Donner ließen auf einen  interessanten Verlauf des Experiments hoffen. Da erblickten sie ihren Chef in Begleitung eines rothaarigen Mädchens. Erstaunte Blicke folgten den beiden Neuankömmlingen den Hügel

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