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Der Dämonen-Gnom

Der Dämonen-Gnom

Titel: Der Dämonen-Gnom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Waschzelt. Er kam sich vor wie neugeboren und hatte die Vorgänge der letzten Nacht innerlich bereits abgehakt.
    Als er Schritte hörte, drehte er sich nach rechts. Michaela kam auf ihn zu. Sie war eine Reiterin, klein, zierlich, dunkelhaarig und mit feurigen Augen. Der Mund mit den naturroten Lippen zeigte ein ständiges Lächeln. Michaela war zu allen freundlich. Sie hatte bereits ihre Tiere gefüttert, befand sich auf dem Weg zu ihrem Wagen, den sie zusammen mit einer Freundin teilte.
    Als sie Cäsar sah, blieb sie stehen. Sie mußte auch sehr hoch schauen, um sein Gesicht zu erkennen. »Na, mein Lieber, wie geht es dir denn so?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Du siehst nicht gut aus.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie hob ihre schmalen Schultern. »Ich kann dir das auch nicht genau sagen, es ist mir eben nur aufgefallen.« Sie streichelte seinen Arm.
    »Hast du Sorgen, großer Cäsar? Bedrückt dich etwas?«
    Ja, mich bedrückt etwas. Ich habe eine schreckliche Nacht hinter mir. Es ist alles so grauenhaft. Wir sind von Dämonen umzingelt. Es wäre am besten, wenn wir sofort die Flucht ergreifen.
    Das hätte er am liebsten gesagt, aber nicht ein Wort davon drang aus seinem Mund. Vor seinem geistigen Auge sah er den Gnom, hinter ihm, eingehüllt in einen leicht rötlichen Schimmer, die vier unheimlichen Leibwächter.
    Sie schüttelte ihn. »Was ist denn los, Cäsar?«
    Er wischte über seine Augen, als könnte er das Bild vertreiben, doch die Erinnerung daran blieb. Nur heute, nur jetzt mußte er sich noch zusammenreißen.
    »Nichts. Ela, gar nichts.«
    »Doch. Du willst es nur nicht sagen.«
    Er lächelte auf sie nieder und streichelte mit einer zärtlichen Geste ihre linke Wange. »Was du dir alles so ausdenkst, meine kleine Ela.«
    Sie legte den Kopf schief. Kokett blickte sie ihn an. Der Wind warf ihr langes Haar zurück. Sie trug einen Jogginganzug, dessen Streifen sie noch schmaler erscheinen ließen. »Ich kenne dich doch, Cäsar, du bist groß und stark, aber im Innern bist du verletzlich wie jeder von uns. Wahrscheinlich noch schlimmer, und deshalb mag ich dich auch. Wenn du Sorgen hast und niemanden hast, dem du sie anvertrauen kannst, dann wende dich bitte an mich.« Sie sprang in die Höhe und küßte ihn auf die Wange. Dann lief sie weg.
    Cäsar starrte ihr nach. Er wollte fröhlich lächeln, doch seine Lippen zeigten einen gequälten Ausdruck. Hier hatte er wieder einmal gesehen, wie nahe Freud und Leid doch beisammen lagen. Aus der Zwickmühle schien es keinen Ausweg zu geben.
    Cäsar mußte sich dennoch entscheiden, als er den ersten Rauch sah und auch spürte. Die kleinen Öfen waren angeheizt worden, man war dabei, das Essen zu kochen, denn viele aßen auch am Morgen warm.
    Da wurden Würste gebraten oder die übriggebliebenen Gerichte des vergangenen Abends wieder aufgewärmt.
    Cäsar gehörte zu den Menschen, die auch am Morgen einen großen Appetit hatten. An diesem Tag allerdings nicht. Sein Magen kam ihm vor wie zugeschnürt. Er wollte auch nicht mit den anderen zusammenhocken und über den kommenden Tag sprechen. Seinen Auftritt bereitete er sowieso allein vor.
    Und er hatte auch eine ›Ecke‹ für sich.
    So jedenfalls nannte er den Platz, an den er sich zurückzog und auf die Auftritte vorbereitete. Er mußte jeden Tag trainieren, das begann bereits am Morgen, um die Muskulatur zu lockern.
    Seine ›Ecke‹ befand sich in dem kleineren Trainingszelt der Artisten. Er hatte sie zur offenen Seite hin durch Bretter abgeteilt, und hinter ihnen befanden sich die Gewichte, die Ketten, die stählernen Stempel. Cäsar verließ sich noch auf die alten Trainingsmethoden, mit den Geräten der Fitneß-Industrie hatte er nichts im Sinn.
    Da er seine Geräte immer polierte, glänzte der Stahl fast wie ein Spiegel.
    Als er sich herabbeugte, sah er sein Gesicht darin schimmern und umklammerte eine Stahlstange mit beiden Händen.
    In dieser Haltung blieb er.
    Etwas war ihm aufgefallen.
    Jenseits des kleinen Lattenzauns schimmerte das Licht mehrerer Lampen, und durch diesen Schein war ein Schatten so hinweggehuscht, daß er nur ihn meinen konnte.
    Er drehte sich um und kam aus seiner gebückten Haltung wieder hoch.
    Im selben Augenblick trat Pablo vor. Er sah, wie sich der große Mann erschreckte und konnte ein leichtes Kichern einfach nicht unterdrücken.
    Der große Mann richtete sich auf. Er verzog den Mund. »Du hast mich erschreckt, Pablo.«
    »So…?«
    »Ja.«
    »Hast du ein schlechtes

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