Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Gesichtskreis verschwunden waren, erhob er sich und ging mit hängenden Schultern zu den Pferden zurück. Niedergeschlagen ließ er sich in Ihrer Nähe auf dem Boden nieder. Stumm und verzweifelt setzte sich Deina zu ihm. Nach einer Weile hob Targil den Kopf.
„Wir können heute nicht mehr weiterreiten“, sagte er. „Der Tross folgt dem Heer und wir würden bestimmt auf ihn stoßen. Die Kawaren können mit den schweren Wagen nicht durch den Wald ziehen. Daher werden sie ihn im Süden umgehen. Doch trotz der geraubten Vorräte braucht ein solcher Trupp Menschen frisches Fleisch, und so werden die Kawaren die Möglichkeiten des Waldes nutzen, um zu jagen. Wir müssen daher sehr auf der Hut sein, dass wir nicht entdeckt werden. Wir sitzen hier fest, denn wir können den Wald auch nicht in nördlicher Richtung umgehen, da uns das zwei Tage kosten würde. Auch wäre die Gefahr, entdeckt zu werden, im freien Gelände größer. Uns bleibt daher nichts anderes übrig, als uns hier zu verstecken und abzuwarten, bis auch der Tross vorbeigezogen ist und der Weg für uns frei wird. Zunächst jedoch wird der Tross lagern, sobald er den Wald erreicht, und man wird sich auf die Jagd machen. Dann wird die Nachhut am nächsten Morgen mit frischem Wildbret versehen den Weg fortsetzen. Daher müssen wir uns bis zu ihrem Abzug so still wie möglich verhalten und dürfen auch kein Feuer machen. Wenn es dunkel geworden ist, werde ich versuchen herauszufinden, wo der Tross lagert.“
Deinas Herz war beklommen. Sie hasste es, hier untätig sitzen zu müssen, jeden Augenblick in Gefahr, von den Kawaren aufgespürt zu werden.
Zäh verrann die Zeit, und die beiden Menschen wagten nicht, miteinander zu sprechen.
Einmal fuhren sie erschreckt zusammen. Nicht weit von ihnen entfernt erklang der dumpfe Hufschlag von Pferden auf dem weichen Waldboden und sie hörten Stimmen, die sich etwas zu riefen. Mit angehaltenem Atem warteten die beiden, bis die Geräusche sich entfernten.
„Das war knapp!“ flüsterte Targil. „Sie waren kaum einige Meter von uns entfernt. Nur gut, dass das Gestrüpp hier so dicht ist und dass die Pferde nicht unruhig wurden!“
Langsam fiel die Dämmerung über den Wald, und als es völlig Nacht geworden war, machte sich Targil auf den Weg um zu spähen.
Nachdem Targils leichte Schritte verklungen waren, saß Deina mit zum Zerreißen angespannten Sinnen da und lauschte in die Dunkelheit. Jedes noch so winzige Geräusch ließ sie zusammen fahren und sie erschrak fast zu Tode, als ein niederfallendes Blatt ihren Arm streifte. Das Stampfen eines Hufs auf dem weichen Waldboden, wenn eines ihrer Pferde sich im Schlaf bewegte, erschien ihr wie ein Donnerschlag, und sie hoffte inständig, dass niemand die Geräusche hören würde.
Je länger sie wartete, desto unruhiger wurde sie. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie lange es dauern konnte, bis Targil zurückkehrte, und sie konnte auch nicht ermessen, wie viel Zeit schon vergangen war. Aber was war, wenn die Kawaren ihn entdeckten? Sie hätte ihm nicht einmal helfen können!
Deina merkte, dass ihre Sorge um ihn beständig wuchs. Was sollte sie tun, wenn er nicht zurückkehrte? Wie sollte sie allein zum Turm von Sku-Ul finden? Ihr Vorhaben wäre gescheitert und Valamin auf immer verloren. Doch Deina merkte auch, dass sie sich nicht nur wegen ihres Plans um Targil sorgte. Auch ihm selbst galt ihr Bangen und sie stellte verwundert fest, wie viel ihr seine Nähe in der kurzen Zeit ihres Beisammenseins schon zu bedeuten schien. War es nur deshalb, weil er sie vor den Kawaren gerettet hatte und weil er ihr Schutz und eine gewisse Geborgenheit bot, nachdem sie so grausam aus ihrer vertrauten Welt gerissen worden war? Oder hatte sie sich etwa in ihn verliebt? Nein, das konnte es nicht sein! Targil entsprach so gar nicht ihrer Vorstellung von einem Mann, den sie für sich erwählt hätte. Deina liebte heitere, lebensfrohe Menschen – so wie Garwin, den jungen Edelmann am Hofe ihres Vaters, der so fesselnd zu plaudern verstand und der so oft für sie gesungen hatte. Ein heißer Schmerz durchfuhr sie, denn mit dem Gedanken an Garwin wurde ihr klar, dass auch er tot war, grausam erschlagen von Zolkars Kriegern. Sie brach in Tränen aus. Lange weinte sie leise vor sich hin, bis die Wellen der Trauer über all das, was sie verloren hatte, langsam in ihr verebbten.
Doch dann kehrten ihre Gedanken zu Targil zurück. Nein, sein ernstes Wesen und seine
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