Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
hin, denn wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns.“
Abrupt drehte er sich um und ging zu seinem Lager, wo er sich ohne ein weiteres Wort in seine Decke wickelte.
Deina lag noch lange wach und dachte über das Gehörte nach. Sie kam zu dem Schluss, dass das Unglück nicht Targils Schuld war. Zolkar hätte den Turm von Sku-Ul so oder so aufgesucht, denn er strebte nach Macht. Und Skora hatte in Targil nur das Schuldgefühl erweckt, um ihn zu quälen und ihn für die Nichterfüllung ihrer Wünsche zu strafen. Aus dieser Erkenntnis wuchs Bewunderung für diesen Mann in ihr, der trotz der Gefahr, die auf ihn wartete, bereit war, für Rowin und die Befreiung Valamins sein Leben einzusetzen.
Sie musste versuchen, das Unrecht wiedergutzumachen, das ihr Vater an Targil begangen hatte.
*****
Am nächsten Morgen brachen Targil und Deina schon vor dem ersten Sonnenstrahl auf. Eine große Unruhe hatte Targil befallen und er drängte vorwärts, um die Stadt Menhag so schnell wie möglich zu erreichen. Da auch Targil ausgezeichnet beritten war und er nur gegen Mittag eine kurze Rast gestattete, erreichten sie zu Beginn der Nacht die Tore von Menhag.
Die Stadt war im hellen Aufruhr. Wenige Stunden zuvor war ein völlig erschöpfter Reiter eingetroffen, der Nachricht vom Fall Varnhags gebracht hatte. Pausenlos rollten nun die Wagen der Flüchtlinge aus den Toren, und die Zurückbleibenden trafen Vorkehrungen zur Verteidigung der Stadt.
Targil und Deiner kämpften sich durch das Gewühl zum Palast des Statthalters Kadim, der Targils Freund war und ihn – gegen Forns Befehl – stets bei sich aufgenommen hatte, da er von seiner Unschuld überzeugt war. Auch war Kadim einer der wenigen, die Targils Erlebnisse im Turm von Sku-Ul kannten.
Trotz seiner verständlichen Eile ließ der Statthalter die beiden sofort vor, denn er wusste, dass nur eine Sache von höchster Wichtigkeit Targil dazu veranlasst haben konnte, offen in die Stadt einzureiten. Mit kurzen Worten schilderte Targil, was er von Deina erfahren hatte. Vergebens suchte Kadim, Targil von diesem gefährlichen Vorhaben abzubringen. Er wusste ja von Targils Erlebnis im Turm und befürchtete zu Recht, dass Targil in sein sicheres Verderben gehen würde. Doch dieser ließ sich nicht beirren.
So gab der Statthalter schließlich auf, obwohl er es gern gesehen hätte, wenn Targil bei der Verteidigung der Stadt geholfen hätte. Obwohl jedes bisschen Verpflegung für eine eventuelle Belagerung der Stadt benötigt wurde, stattete Kadim die beiden Reisenden großzügig aus. Für Deina hatte er feste Männerkleidung besorgen lassen, da er der Meinung war, dass sie sich in weiten Röcken wohl kaum auf eine solch gefährliche Fahrt begeben konnte.
So sah Targil am nächsten Morgen verwundert auf, als Deina in ihrem neuen Anzug ins Zimmer trat. Sie trug ein leichtes wollenes Hemd und darüber ein Wams aus weichem, aber kräftigem Leder, die Hose aus festem Leinen steckte in hohen, bis übers Knie reichenden Lederstiefeln. Die eng anliegende Kleidung brachte ihre schlanke Gestalt wunderbar zur Geltung. Sie hatte ihr langes Haar in einen Zopf geflochten, damit es sie nicht behinderte. Die Schwellungen ihres Gesichts waren fast verschwunden und nur noch der Riss im Mundwinkel und die blaue Stelle auf ihrem Wangenknochen zeugten von der Misshandlung durch die Kawaren.
Targil war verblüfft. Diese Elda war ja eine kleine Schönheit! Ihrer Haltung drückte Selbstbewusstsein und eine natürliche Hoheit aus, die so gar nicht zu einer Wäschemagd zu passen schien. Targil fragte sich, was für ein Geheimnis hinter dieser Frau stecken mochte, und er nahm sich vor, es aus ihr heraus zu forschen. Als er jedoch das Schwert an ihrer Seite und den Dolch im Gürtel sah, lachte er spöttisch auf.
„Wen willst du denn mit dieser Waffensammlung erschrecken?“ fragte er. „Lass das Zeug hier, es wird von wenig Nutzen sein und dich höchstens behindern!“
Aber Deina schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf. „Nein, Targil, ich werde die Waffen behalten! Wie Ihr sagt, müssen wir nach Norhang in nordwestlicher Richtung reiten. Wie leicht können wir da auf herumstreunende Kawaren stoßen! Wer weiß, wozu das Schwert da nützlich ist, und sei es auch nur als Ersatzwaffe für Euch. Und der Dolch – lieber setze ich meinem Leben selbst ein Ende, als es geschändet und gequält in den Händen der Kawaren auszuhauchen!“
Targil sah sie verwundert an.
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