Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Welch' ein Mut und eine Umsicht steckten in diesem Mädchen!
„Nun gut!“ gab er nach. „Aber jetzt komm, wir müssen uns sofort wieder auf den Weg machen. Je eher wir den Turm von Sku-Ul erreichen, desto eher endet vielleicht die Bedrohung durch Zolkar.“
Wenig später ritten sie mit einem beladenen Packpferd am Zügel aus den Toren von Menhag, begleitet von den guten Wünschen des Statthalters, dessen Gesicht man angesehen hatte, dass er bezweifelte, sie jemals wieder zu sehen.
Der strahlende Sonnenschein des jungen Sommermorgens vergoldete die liebliche Landschaft Valamins, doch der stille Frieden, der über dem Land zu liegen schien, würde wohl nicht mehr lange währen. Die dunklen Wolken des Krieges drohten von fern, und bald würde die fruchtbare Erde verbrannt sein, zerstampft von den Hufen der Schlachtrösser und getränkt vom Blut ihrer Bewohner.
Mit Wehmut im Herzen betrachtete Deina während ihres Rittes die Schönheit des Landes, und tiefer Schmerz durchschnitt ihre Seele, wenn sie an das Verhängnis dachte, das dies alles hier zerstören würde.
Doch Targil ließ ihr nicht viel Zeit zu solchen Betrachtungen, denn sobald sie die Mauern Menhags hinter sich gelassen hatten, trieb er sein Pferd an und auch Sama fiel in gestreckten Galopp. Sie konnten jedoch keine zu hohe Geschwindigkeit vorlegen, da das Packpferd noch die volle Last trug.
Stunde um Stunde eilten sie so immer in nordwestlicher Richtung dahin. Gelegentlich drosselte Targil das Tempo und ließ die Pferde eine Weile im Schritt gehen, um sie nicht zu überanstrengen.
Doch kurz vor Mittag wich Targil von der bisherigen Richtung ab. Als Deina ihn nach dem Grund fragte, deutete er nach Norden.
„Kawaren!“ sagte er knapp.
Doch so sehr Deina ihre Augen auch anstrengte, konnte sie niemanden entdecken. Als sie das Targil sagte, kräuselte ein geringschätziges Lächeln seine Lippen.
„Siehst du nicht dort am Horizont die große Schar Krähen über dem Wald?“ fragte er. „Eine kleine Gruppe Leute würde nicht so viele von ihnen anlocken. Dort zieht ein Heer heran! Wenn wir ihnen nicht genau in die Arme reiten wollen, müssen wir so schnell wie möglich außer Sichtweite kommen.“
Targil schlug seinem Pferd mit der flachen Hand leicht auf den Hals und das Tier schoss davon wie von der Sehne geschnellt. Das Packpferd, dessen Zügel er an seinem Sattel festgebunden hatte, konnte kaum folgen. Er hielt auf den Wald zu, über dessen nördlichem Ausläufer er den Krähenschwarm entdeckt hatte. Wenn sie die Deckung der Bäume erreichten, ehe die Vorhut der Kawaren aus dem Wald heraus kam, waren sie in Sicherheit. Das Heer würde wohl kaum dem Waldsaum in südlicher Richtung folgen, sondern direkt sein Ziel Menhag ansteuern.
Nun hatten Targil und Deina den Waldrand erreicht. Sie sprangen ab und Targil führte die Pferde tiefer ins Unterholz hinein, wo er sie anband.
„Bleib bei den Pferden!“ wies er Deina an. „Ich werde zurückgehen und aus der Deckung heraus den Anmarsch des Heeres beobachten. Ich muss wissen, wie stark Zolkars Truppen sind und ob Menhag eine Chance hat, ihnen zu widerstehen.“
„Lasst mich mitkommen“, bat Deina. „Ich hätte hier keine Ruhe.“
„Na gut, dann komm mit!“ gab Targil widerwillig nach. „Aber halte dich ja gut in Deckung! Die Kawaren haben scharfe Augen.“
Sie suchten sich am Rand des Waldes eine Stelle mit dichtem Unterholz und kauerten sich dort nieder. Sie hatten kaum ihren Posten bezogen, als die ersten Reiter aus dem Wald auftauchten. Es war die Vorhut, etwa fünfzig Kawaren, die nun das freie Gelände erreicht hatten und in Richtung Menhag in zügigem Trab kaum dreihundert Schritte von den Verborgenen entfernt vorbeikamen.
Mit zum Zerreißen gespannten Nerven warteten Targil und Deina. Und kaum eine Viertelstunde später flutete das Kawarenheer aus dem Wald, an seiner Spitze Zolkar, der auch auf die Entfernung hin an seinem gehörnten Helm und an seinem pechschwarzen Hengst zu erkennen war.
Je mehr Krieger unter den Bäumen auftauchten, desto bleicher wurde Targil. Welch’ ein gewaltiges Heer! Wehe den Menschen von Menhag! Dieser Macht hatten sie nichts entgegenzustellen. Die Stadt war verloren!
Targil durchzuckte der Gedanke, zurückzureiten und sich den Verteidigern anzuschließen. Doch dann sah er die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens ein. Er würde die Niederlage auch nicht aufhalten können.
Als die letzten Reiter daher aus seinem
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