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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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heranzukommen; doch im nächsten Augenblick erstarrte er, als schwere Schritte im Vorzimmer zu hören waren. Sie kamen näher, verhielten unmittelbar vor der Tür, und dann wurde die Klinke herabgedrückt.
    »Wer ist da? Warum ist die Tür verschlossen?«
    Schmidt legte die Bücher hin, die er gerade in der Hand hielt, schaltete seine Taschenlampe aus und bewegte sich zur Tür. Lautlos entfernte er das Klebeband, und das Plastiktuch raschelte zu Boden. Er wartete, bis sich die Klinke wieder bewegte – dann hob er den Arm und zog den Sperrkeil heraus.
    Die Tür schlug krachend gegen die Wand, und die große Gestalt eines Nachtwächters kam mit schußbereiter Pistole hereingestolpert. Doch ehe er die Waffe heben konnte, pafften zwei Schüsse aus einem Schalldämpfer. Der Mann stolperte, stürzte vornüber und fiel aufs Gesicht.
    Nachdem Schmidt im Vorzimmer und im Flur nachgeschaut und sich überzeugt hatte, daß der Nachtwächter allein gewesen war, schloß er die Türen und machte sich wieder an die Arbeit. Zufrieden summte er vor sich hin, als die Safetür aufschwang. Der Tote neben ihm schien seine gute Laune nicht zu beeinträchtigen.
     

 
12.
     
    »Schau dir das an!« sagte Nils. »Nun schau dir das an!« Er hatte die Frühausgabe des Berlingske Tidende an die Kaffeekanne gelehnt und säbelte ärgerlich an seinem Frühstücksspeck herum. »Solche Schlagzeilen hat es in einer dänischen Zeitung noch nie gegeben. Entsetzlich. Nachtwächter ermordet … Das Büro des Außenministers durchsucht und geplündert … Dokumente gestohlen. Das sind ja fast amerikanische Zustände!«
    »Ich begreife nicht, wie du so etwas sagen kannst«, sagte Martha. »Das ist hier passiert und nicht in Amerika. Und das hat mit dem anderen wirklich nichts tun.«
    »Es hat wohl etwas miteinander zu tun, das weißt du so gut wie ich. Die Zeitungen in den Staaten sind voll von Morden, Vergewaltigungen und Schlägereien, weil dort so etwas tagtäglich passiert.«
    »Wenn du die Amerikaner so sehr haßt, warum hast du mich dann überhaupt geheiratet?« fragte sie und biß in ihren Toast.
    Er öffnete den Mund, um ihr eine passende Antwort zu geben, doch er merkte, daß es auf dieses Musterbeispiel weiblicher Logik eigentlich gar keine Antwort gab.
    »Müssen wir nicht langsam gehen?« fragte sie.
    Nils warf einen Blick auf die Uhr über der Küchentür.
    »Noch ein paar Minuten. Wir wollen doch nicht vor neun ankommen, wenn die Post aufmacht.« Er legte die Zeitung hin und griff nach der Tasse. Anstelle seiner Uniform trug er einen dunkelbraunen Anzug.
    »Fliegst du überhaupt nicht mehr?« fragte Martha.
    »Ich weiß nicht. Ich möchte ja gern, aber Skou läßt mich vor lauter Geheimhaltung keinen Schritt vor die Tür. Ich glaube, wir sollten doch etwas mehr auf ihn hören. Hol’ dir schon mal den Mantel. Ich warte im Wagen auf dich.«
    Eine Tür führte vom Vorratsraum direkt in die Garage, was das kleine Täuschungsmanöver erleichterte. Nils öffnete die hintere Tür des großen Jaguars und schob sich hinein. Jetzt kam Martha aus dem Haus, schick und anziehend in ihrem blauen Ledermantel.
    »He, junge Braut«, rief er, »du hast mir keinen Abschiedskuß gegeben.«
    »Du hättest nur Lippenstift im Gesicht.« Sie warf ihm einen Handkuß zu. »Jetzt mach’ aber das Fenster zu und leg’ dich hin, ehe ich die Garagentür aufmache. Auf der Straße ist niemand zu sehen.«
    Gehorsam zwängte er seine massige Gestalt zwischen die Sitze. Sie fuhr den Wagen hinaus, und während sie die Garagentür schloß, betrachtete er die Baumwipfel am Strandvejen. Während der Fahrt sah er dann nur Himmel und gelegentlich eine Wolke.
    »Es ist sehr langweilig hier hinten.«
    »Wir sind bald da. Der Zug fährt um 9.12 Uhr, nicht wahr?«
    »Genau. Wir dürfen nicht zu früh da sein. Ich habe wenig Lust, auf dem Bahnsteig herumzustehen.«
    »Ich fahre im Wald etwas langsamer. Bist du zum Abendessen zu Hause?«
    »Keine Ahnung. Ich ruf dich an, sobald ich es weiß.«
    Es war neun Minuten nach neun, als Martha auf den Bahnhofsparkplatz einbog, der dem Postamt direkt gegenüberlag.
    »Ist jemand zu sehen?« fragte er.
    »Da geht jemand in die Post. Und ein Mann schließt sein Fahrrad ab. Er verschwindet jetzt im Bahnhof … niemand beachtet uns.«
    Nils stemmte sich hoch und ließ sich erleichtert auf den Sitz fallen. »Hm, so ist mir gleich besser!«
    »Es ist doch nicht gefährlich, oder?« fragte sie und wandte sich um.
    »Bitte mache dir keine Sorgen. Der

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