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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Fotos können sie nichts anfangen. Mir fällt gerade ein – eigentlich müßten wir auch ein paar Mondproben mitbringen. Nils, bitten Sie den Obersten doch noch mal ans Telefon, ehe die Männer an Bord kommen. Sagen Sie ihm, daß wir ein paar Felsbrocken und Staubproben haben möchten – etwas, das wir zu Hause vorweisen können.«
    »Proben, die von der ›Ersten Dänischen Mondexpedition‹ mitgebracht wurden. Gute Idee, wenn wir schon nicht selbst aussteigen können. Wie hört sich das an?«
    »Sehr gut!« sagte Ove, öffnete eine Flasche Aquavit und stellte sie neben die kleinen Gläser auf dem Kartentisch. Dann öffnete er eines der smørrebrød -Pakete, die der Koch am Morgen vorbereitet hatte, und holte die üppig belegten Brote heraus. »Der Hering ist noch immer frisch, und auch die Leberpastete. Das wird ihnen schmecken.«
    »Ich werde mich gleich selbst darüber hermachen, wenn sie nicht bald hier sind«, sagte Nils und starrte mit hungrigen Augen auf den Tisch. »Aber da sind sie schon.«
    Durch das Bullauge winkte er fröhlich den drei beladenen Gestalten zu, die schwerfällig auf das Schiff zu stapften.
     

 
11.
     
    Der Außenminister blätterte in den Notizen, die er während der Konferenz mit dem Premierminister gemacht hatte, und stieß schließlich auf das gesuchte Zitat.
    »Würden Sie mir bitte den letzten Satz noch einmal vorlesen?« fragte er.
    »Der Premierminister fühlt sich geehrt und …« Seine Sekretärin schlug die Seite des Stenoblocks um und wartete mit erhobenem Stift.
    »… und hat mich gebeten, Ihnen für Ihre freundlichen Wünsche für die Zukunft zu danken. Er hält es für eine ausgesprochen großzügige Geste Ihrerseits, uns den Zugang zu den fortgeschrittenen raumfahrt- und raketentechnischen Forschungsarbeiten anzubieten, sowie die Mitbenutzung Ihres ausgedehnten Netzes von Radarstationen überall auf der Welt. Da wir jedoch zu einem gemeinsamen Raketenprogramm kaum etwas beisteuern könnten, würden wir es unsererseits für unfair halten, im Augenblick irgendwelche Vereinbarungen zu treffen. – Das ist alles. Die übliche Gruß- und Schlußformel. Würden Sie mir das Ganze noch einmal vorlesen?«
    Während das Mädchen las, schwang er seinen Sessel herum und blickte aus dem Fenster. Er nickte, als die bedeutungsvollen Worte noch einmal an sein Ohr drangen. Ja, so war es in Ordnung, so war es genau richtig. Vielen Dank, aber nein, danke. Die Sowjets würden frohen Herzens ihre Millionenwerte an nutzlosen Raketen herausrücken, wenn sie dafür nur einen Blick auf den Daleth-Antrieb werfen konnten. Aber das würden sie ihnen nicht gestatten, ebensowenig wie den Amerikanern, obwohl sie stärkere Argumente ins Feld führen konnten – die brüderlichen Bande, die NATO-Partnerschaft und die gemeinsamen Verteidigungsgeheimnisse. Es war interessant gewesen, zu beobachten, wie sich das Gesicht des amerikanischen Botschafters immer mehr rötete, als der Premierminister ihm zehn wichtige amerikanische Verteidigungsprojekte aufzählte, von denen sie die Dänen nicht informiert hatten. Ja, die ganze Welt wollte plötzlich ein Stück von dem dänischen Kuchen.
    »So ist es richtig. Das schreiben wir«, sagte er, als das Mädchen geendet hatte.
    »Soll ich es jetzt noch schreiben, Herr Minister?«
    »Das ist nicht nötig. Machen Sie’s morgen früh fertig, damit ich es auf dem Tisch habe, wenn ich komme. Jetzt machen Sie aber, daß Sie nach Hause kommen, ehe Ihre Familie vergißt, wie Sie überhaupt aussehen.«
    »Vielen Dank, Herr Minister. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    In der Stille des leeren Ministeriums war das Klicken ihrer hohen Absätze auch noch von draußen zu hören. Schließlich fiel die Tür des Vorzimmers zu. Er gähnte und streckte sich, dann begann er Papiere in seine Aktentasche zu packen. Er schloß sie ab und telefonierte nach seinem Wagen, ehe er den Mantel überzog. Zuletzt überprüfte er die Schlösser der Aktenschränke und drehte noch einmal an der Kombinationsscheibe seines Safes. Das dürfte genügen. Er setzte sich den großen schwarzen Hut auf den Kopf, nahm seine Aktentasche und verließ das Büro.
     
    Er hörte Schritte. Jemand ging ohne Eile den Gang entlang. Horst Schmidt bewegte sich vorsichtig in der Dunkelheit. Seine Knie waren steif und schmerzten, und seine Beine brannten wie Feuer vom langen Stillstehen. Er wurde langsam zu alt für solche Sachen. Aber es brachte gutes Geld. Er freute sich auf die außerordentlich gute Bezahlung für seine

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